Ein Verwaltungsrat der Schweizer Grossbank will eine eigene Börsen-Mantelgesellschaft lancieren. Damit ist er unter Finanzgrössen in guter Gesellschaft – während die UBS selber den Spac-Boom zunehmend kritisch betrachtet.

Dieter Wemmer springt auf den Spac-Zug auf. Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, will der angesehene deutsche Finanzprofi im Mai eine solche Mantelgesellschaft an der Amsterdamer Börse kotieren lassen. Im Zuge des Listings plane Wemmers Vehikel, bis zu 250 Millionen Euro bei Investoren aufnehmen.

Mehr Kotierungen als im gesamten Jahr 2020

Der ehemalige Manager beim deutschen Finanzkonzern Allianz, der seit 2016 im Verwaltungsrat der UBS sitzt und im Gremium unter anderem für die Nomination der Chefs verantwortlich ist, arbeitet dabei mit der Investment-Gesellschaft Nazare Capital zusammen. Als beratende Investmentbank von Wemmers Spac agiert die Bank of America.

Die auch als Blankoscheck-Gesellschaften bekannten Special Purpose Acquisition Companys gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden. Zentrum des Booms ist die Wall Street in New York. Die Spac-Welle schwappt aber mittlerweile auf Europa über. Allein seit Jahresbeginn sind 300 neue Spac-Gesellschaften an die Börse gegangen und haben Kapital im Umfang von mehr als 100 Milliarden Dollar aufgenommen – mehr als im gesamten Jahr 2020.

Anweisung an Kundenberater

Auch (ehemalige) Grössen des Swiss Banking mischen beim Boom prominent mit. So engagieren sich sowohl Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti als auch der frühere Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam bei Blankoscheck-Gesellschaften. Michael Klein, amtierender Verwaltungsrat der Credit Suisse, gilt gar als Spac-Pionier.

Wemmer ist demnach in guter Gesellschaft, auch wenn die UBS selber den Boom inzwischen kritischer betrachtet als auch schon. Medienberichten hat die Grossbank etwa ihre Kundenberater in den USA angewiesen, der reichen Kundschaft keine Spac-Titel mehr zu empfehlen. Bezüglich der Aktivitäten von Verwaltungsrat Wemmer ist aber davon auszugehen, dass die Bank grünes Licht gegeben hat.

Schweizer Spac in der Warteschlaufe

Tatsächlich nimmt die Kritik am heiss gelaufenen Business zu, und die Aufsichtsbehörden schauen nun genauer hin: In der Schweiz ist die erste Spac-Gesellschaft, die von der Finanzfirma Veraison des aktivistischen Investors Gregor Greber aufgegleiste VT5, von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) in die Warteschlaufe beordert worden. Dies, während das Kotierungsreglement überarbeitet wird.

Damit steht sinnigerweise auch die Bank Gewehr bei Fuss, welche VT5 an die Schweizer Börse begleitet – die UBS.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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