Der Verwaltungsrat der Credit Suisse heisst Klein mit Nachnamen – aber ist Spezialist für die ganz grossen Deals. Nach dem Börsengang von Saudi Aramco hält er nun die Wall Street mit einer neuen Milliarden-Transaktion in Atem.

Wenn Michael Klein etwas anpackt, schaut die Finanzgemeinde ganz genau hin. Der einstige Citigroup-Manager mit eigener Beratungs-Boutique, M. Klein & Company in New York, hat eine Nase für die ganz grossen Transaktionen. So fädelte er die Gespräche im Vorfeld zur Fusion der Zuger Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata ein und lieferte Ende 2019 sein Meisterstück: Der 56-jährige Amerikaner gilt als einer der Architekten der äusserst vertrackten und am Ende 25,6-Milliarden-Dollar-schweren Teilkotierung der saudischen Ölfirma Saudi-Aramco.

Bei dem Riesen-Deal durfte auch die Grossbank Credit Suisse (CS) mittun – in deren Verwaltungsrat Klein seit dem April 2018 sitzt. Ein reiner Zufall? Gegenüber finews.ch liess Klein damals ausrichten, dass er nichts mit dem Zuschlag für die CS in Saudi-Arabien zu tun gehabt habe.

Nun hat er bereits das nächste «Ding» laufen: Er bringt Mantelfirmen an die Börse, sammelt Milliarden von Investoren ein und kauft mit dem Geld privat gehaltene Konzerne auf.

Titelhalter und Churchill-Fan

«Special purpose acquisition companies» oder kurz Spacs heissen jene Mäntel, die gleichsam den indirekten Börsengang ermöglichen. Aufgrund des Anlagenotstands sind diese Vehikel im New Yorker Finanz-Mekka schwer in Mode. Laut der britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) flossen im vergangenen Semester rund 13,5 Milliarden Dollar in gelistete Spacs – Branchengrössen wie Hedgefonds-Milliardär Bill Ackman mischen längst mit eigenen Gesellschaften mit.

Aber keiner kann das Spacs-Spiel wie Klein. Sozusagen mit einem Blankoscheck der Spacs-Investoren ausgestattet, hat er diesen Monat die Übernahme der amerikanischen Medizinal-Servicefirma Multiplan angekündigt – für 11 Milliarden Dollar. Das ist ein neuer Rekord. Das meiste Geld stammt aus einem Mantel namens Churchill Capital Corp III, Klein ist ein bekennender Fan des britischen Weltkriegs-Premiers.

Schnelles Geld

Erstaunlicherweise brachte der Investmentbanker die Transaktion mit anfänglich nur 1,1 Milliarden Dollar zustande, die er bei Investoren beim Börsengang der Churchill Capital Corp III einsammelte. Das zeigt den gewaltigen Hebel, über den Spacs verfügen, wenn denn die Strategie und der Ruf ihrer Sponsoren stimmen. Bei Klein ist letzteres gewiss der Fall.

A propos Sponsoren: Die Vehikel sind nicht unumstritten, weil sie ihre in der Regel reichen Gründer noch viel reicher machen und als wenig transparent gelten. Ebenfalls sind Spacs oftmals Magnete für «schnelles» Geld von Hedgefonds und Spekulanten – nicht unbedingt ideal für eine Unternehmung, die später gerne auf ein stabiles Aktionariat zählen möchte. Der Test für Sponsoren wie Klein besteht denn auch darin, nach erfolgter Transaktion langfristig orientierte Anleger zu finden.

Klein lässt sich von all dem nicht aufhalten. Mit der Lancierung einer vierten Spac-Firma plant er, eine weitere Milliarde Dollar bei den Anlegern aufzunehmen.

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