Die grösste Schweizer Online-Bank reitet die Krypto-Welle. Zu den Ambitionen von Swissquote zählt eine eigene Handelsplattform für Digitalwährungen, sagt Bankmanager Jan De Schepper zu finews.ch.

Noch im ersten Halbjahr 2022 plant Swissquote, eine eigene Crypto Exchange zu eröffnen. «Wir wollen auf der Plattform einen noch liquideren Handel mit diversen Kryptowährungen stellen und damit unser Angebot verbessern», kommentiert Jan De Schepper (Bild unten) den Schritt gegenüber finews.ch. Die Handelsplattform ist dabei nur eines von diversen Angeboten, die das Institut in der Waadt in dem Segment ausrollen will.

«Für die nächsten Monate haben wir grosse Ambitionen im Krypto-Bereich», so De Schepper weiter, «Swissquote will sich als führender Schweizer Anbieter für digitale Assets etablieren.» Geplant sind die Aufnahme von weiteren Kryptowährungen ins Angebot, ausserdem Stablecoins und die derzeit sehr gefragten Staking-Dienste.

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Plattformen dicht an dicht

Nimmt die Crypto Exchange von Swissquote wie geplant den Betrieb auf, stehen die Handelsplattformen für digitale Anlagen in der Schweiz zunehmend dicht an dicht. In den letzten Wochen hat die Schweizer Finanzinfrastruktur-Gruppe SIX ihre volllizensierte Digitalbörse SDX in Betrieb genommen. Nur Tage später startete die Berner Kantonalbank die Plattform SMEIX, an der tokenisierte Nebenwerte gelistet werden. Schon im September 2020 hat derweil die Kryptobank Sygnum von der Aufsicht grünes Licht erhalten, ihr neues Handelssystem in Betrieb nehmen, das auch die Aufgaben einer Börse für Krypto-Assets erfüllt.

Vergangenen Juni kaufte zudem die Deutsche Börse das Schweizer Fintech Crypto Finance; mit der Übernahme erhält die Deutsche Börse einen direkten Einstiegspunkt für Investitionen im Bereich digitaler Assets, einschliesslich Nachhandels-Dienstleistungen. 

«Fast überrannt worden»

Der Ausbau wird bei Swissquote auch personell zu Buche schlagen. In Reaktion auf die sich überschlagenden Nachfrage nach digitalen Token und Coins im vergangenen Frühjahr musste die Online-Bank bereits massiv aufstocken. «Unsere Compliance wie auch der Kundendienst sind vom Ansturm fast überrannt worden», erinnert sich De Schepper. Über alle Abteilungen hinweg hat das Institut ihm zufolge dieses Jahr «krypto-bedingt» rund 100 zusätzliche Mitarbeitende eingestellt.

Das hilft nun auch bei den Wartezeiten. «Mittlerweile schaffen wir es oft, ein Trading-Konto noch am gleichen Tag zu eröffnen», so der Bankmanager weiter. Länger als eine Woche dauere eine Konto-Eröffnung nur noch in Ausnahmefällen, wenn spezieller Abklärungsbedarf besteht.

Die Überlastung der IT-Plattform, die dieses Jahr bei Swissquote ebenfalls zu reden gab, relativiert De Schepper. «Wir erachten unsere IT und unser Trading-System als sehr robust.» Wenn allerdings die Transaktionen auf den Plattformen um ein Vielfaches stiegen, dann müsse auch das System laufend angepasst werden, nicht zuletzt etwa bei den Servern.

Zahlen belegen den «Run» auf Krypto bei der Online-Bank eindrücklich. So steigerte sich der Nettoertrag aus Kryptoanlagen im ersten Halbjahr 2021 um gut 1’205 Prozent auf 63,2 Millionen Franken zu; fürs Gesamtjahr 2021 erwartet Swissquote nun insgesamt eine Verdoppelung des Vorsteuergewinns.

Service für Zuspätgekommene

Steigen werden jedoch auch die Ausgaben: Swissquote investiere stark in die Infrastruktur und werde dies auch weiterhin tun, erklärt der Vertriebschef. Dabei haben die Online-Banker den Vorteil, gegenüber anderen Instituten zumeist über einen guten Vorsprung zu verfügen. Viele Schweizer Institute begegneten Kryptowährungen auch aus Compliance-Gründen lange sehr zurückhaltend. Mit den jüngsten Rekordpreisen hat jedoch die Stimmung gedreht, wie jüngst Swissquote-Chef Marc Bürki ausführte: Traditionsbanken seien teilweise wegen fehlender Krypto-Geschäfte regelrecht in Panik geraten.

Ein eigenes Krypto-Angebot von der grünen Wiese aufzubauen, sei kostspielig und brauche viel Zeit und Expertise, gibt auch sein Vertriebschef De Schepper zu bedenken. Auch hier wittert Swissquote ein Geschäft für die zu Zuspätgekommenen. «In der jetzigen Marktphase macht es für die Banken deshalb Sinn, sich einer etablierten Bank wie Swissquote anzuschliessen.»

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