Der Ansturm auf Bitcoin & Co. übertrifft alles, was die meisten spezialisierten Schweizer Anbieter erwartet haben. Milliarden-Volumen im Handel, aber auch wochenlange Wartezeiten für Kunden sind die Folge, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Der auf den heutigen Mittwoch festgelegte Börsengang der Handelsplattform Coinbase an der US-Technologiebörse Nasdaq hat das Feld für neue Superlativen im Boom digitaler Token und Coins geöffnet.

Mit Blick aufs Debüt der inzwischen mit 68 Milliarden Dollar bewerteten Firma legte allein die wichtigste Kryptowährung Bitcoin innert Wochenfrist gut 10 Prozent zu und liess die 60’000-Dollar-Marke weit hinter sich. Bereits sprechen Experten von einer «Fünften Welle» in dem aufstrebenden Marktsegment.

Gebühr für beschleunigte Behandlung

In der Schweiz, einem der wichtigsten Hubs der weltweiten Kryptoszene, führt der Run zu einem Milliardensegen – aber vermehrt auch zu Stau. Die einschlägigen Anbieter, so zeigt sich, kommen bei der Eröffnung neuer Konti teils kaum noch nach.

Schon vergangenen Februar hatte der grösste spezialisierte Broker des Landes, Bitcoin Suisse, seine Kunden vor einer Wartezeit von vier bis sechs Wochen für die Bearbeitung von Kontoeröffnungs-Anträgen gewarnt. Das Zuger Startup führte daraufhin kurzerhand einen Mindestbeitrag von 15’000 Franken für Privatpersonen bei der Neueröffnung ein und verlangt eine Gebühr für die beschleunigte Behandlung.

Warten bei der grössten Online-Bank

Inzwischen bekundet selbst die grösste Online-Bank des Landes, Swissquote, Mühe im Bearbeiten der Anfragen. «Wir haben zur Zeit viele Kontoeröffnungs-Anfragen», erklärt eine Sprecherin des Institiuts auf Anfrage von finews.ch.

Da alle Anfragen gemäss den geltenden regulatorischen Bestimmungen geprüft werden müssten, könne es vereinzelt zu Verzögerungen kommen. «Wir bedauern dies und sind daran, die Wartezeiten raschest möglich zu beheben», heisst es beim Institut.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die in der Waadt beheimatete Online-Bank massiv vom Anstieg von Token und Coins profitiert. Der Ertrag aus dem Geschäft mit Kryptowährungen stieg um mehr als 150 Prozent auf 16 Millionen Franken. Das Depotvermögen an Kryptowährungen lag Ende 2020 bei einer Milliarde Franken. Rund 80 Prozent des Volumens entfallen bei Swissquote dabei auf Privatanleger.

Onboarding-Regeln zwingend einhalten

Stark auf Institutionelle ausgerichtet hat sich hingegen Sygnum, neben der Konkurrentin Seba die erste lizensierte Kryptobank des Landes. Auch dort wurde im vergangenen März die Ein-Milliarde-Franken-Grenze bei den verwalteten Vermögen durchbrochen.

Unter Verweis auf die Onboarding-Regeln im Bankwesen, die zwingend eingehalten werden müssten, warnt nun auch Sygnum vor Wartezeiten. Für qualifizierte Einzelinvestoren könne eine Eröffnung eine Tage bis mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Derweil stellt die Seba Bank ebenfalls eine rasante Zunahmen der Nachfrage fest. «Es ist tatsächlich so, dass das Interesse in den letzten Wochen und Monaten stark gewachsen ist. Das manifestiert sich unter anderem an der steigenden Zahl der Kontoeröffnungen und am Erfolg unserer neuen Finanzprodukte», heisst es beim Zuger Institut.

So viel Handel wie im gesamten Jahr 2020

Crypto Finance, die in Zug und Zürich ansässige Spezialistin für Handel, Investments und Verwahrung von digitalen Anlage, sieht sich hingegen in ihren Prognosen bestätigt: Das 2017 gegründete Unternehmen hatte früh begonnen, seine Systeme auf einen zu erwartenden Massenandrang vorzubereiten. «Wir verzeichnen keine Verzögerung beim Onboarding neuer Kunden», heisst es dort jetzt.

Dabei berichtet auch Crypto Finance von einem exponentiellen Wachstum der Nachfrage, die allerdings vor allem von bestehenden Kunden kommt. Im Brokerage bewegte das Startup nach eigenen Angaben im ersten Quartal 2021 rund 1 Milliarde Dollar an Volumen – so viel wie im gesamten letzten Jahr. Derweil kletterten die in den Storage-Lösungen deponierten Kryptovermögen auf 1,1 Milliarden Franken.

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