DWS hat im vergangenen Jahr als Grossaktionärin härter durchgegriffen. Auch bei den Schweizer Konkurrenten UBS und Credit Suisse hat die Deutsche-Bank-Tochter Gesprächsstoff gefunden.

Der deutsche Fondsriese DWS hat seine Aktionärsrechte 2021 deutlich konsequenter ausgeübt als noch im Jahr zuvor. Wie die Tochter der Deutschen Bank am Mittwoch in ihrem «Engagement & Proxy Voting Report» berichtete, hat sie ihre Stimmrechte im vergangenen Jahr auf 3’242 Generalversammlungen wahrgenommen, gegenüber 2’355 Aktionärstreffen 2020. In der Schweiz stimmte DWS bei 63 Firmen-GV ab.

Das Management in die Pflicht nehmen

Den Fokus legten die Deutschen bei den Tausenden Unternehmen, in die sie via ihre Fonds investiert sind, auf das Management ökologischer und sozialer Risiken sowie auf die Corporate-Governance-Praxis. «Es ist unsere treuhänderische Pflicht, unsere Erwartungen an die Nachhaltigkeit im besten Interesse unserer Kunden zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus nehmen wir Vorstände in die Pflicht, wenn sie nicht verantwortungsbewusst handeln», kommentierte Nicolas Huber, der Leiter für das zuständige Investment Stewardship bei DWS.

In 27 Prozent aller Abstimmungen wandte sich DWS dazu gegen das jeweilige Management.

Mit der UBS über Löhne debattiert

Wie sich im Report nachlesen lässt, haben Huber und sein Team im vergangenen Jahr auch das «Engagement» mit den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) gesucht. Bei der krisengeschüttelten Nummer zwei des Swiss Banking konzentrierten sie sich allerdings gänzlich auf Umwelt- und Klimathemen sowie auf die Frage, wie die Grossbank ihre eigenen ESG-Initiativen (Umwelt, Gesellschaft und Governance) beaufsichtigt. Bei der UBS gaben hingegen die Ablösung von Präsident Axel Weber zu reden, allerdings auch die Cheflöhne und die Klimaziele der Bank.

Sinnigerweise steht DWS bezüglich ihrer eigenen ESG-Praxis und der Governance im Unternehmen unter Beobachtung. Medienberichten zufolge hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC vergangenen Sommer eine Untersuchung gegen den Fondsanbieter eingeleitet; dies, nachdem die frühere DWS-Nachhaltigkeit-Chefin Desirée Fixler sich als Whistleblowerin betätigt und ihre Ex-Arbeitgeberin des Greenwashing bezichtigt hatte.

Steine werfen im Glashaus?

Weiter wurde vergangenen Januar publik, dass sich eine interne Untersuchung der Deutschen Bank mit DWS-Chef Asoka Wöhrmann befasst. Er soll in der Kommunikation Privates mit Geschäftlichem vermischt haben. Seit Wöhrmann im Jahr 2018 die Zügel beim Fondsanbieter übernommen hat, stieg der Kurs der DWS-Aktien allerdings um rund die Hälfte; insofern geniesst er einigen Rückhalt, auch im Konzern.

Dennoch: den Job der Stewardship-Verantwortlichen macht dies wohl nicht unbedingt einfacher. Sie müssen sich vorwerfen lassen, bei DWS selber in einem Glashaus zu sitzen.

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