DWS lanciert Euro-Stablecoin dank Schweizer Know-how

Die Deutsche Bank-Tochter DWS hat sich in kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Player im europäischen Stablecoin-Markt entwickelt. Nach rund anderthalb Jahren Vorbereitungszeit, einem aufwändigen Lizenzierungsverfahren bei der deutschen BaFin und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Galaxy Digital und Flow Traders, hat das Start-up AllUnity, an dem die DWS massgeblich beteiligt ist, den Euro-Stablecoin lanciert

«Wir haben das Projekt bereits Ende 2022 gestartet und im Dezember 2023 das Joint Venture unterzeichnet», sagt Alexander Bechtel, Global Head of Digital Products, Strategy and Solutions bei der DWS. Der regulatorische Aufwand war gross: Die Lizenzunterlagen umfassten rund 2’000 Seiten. Nach erfolgreicher Genehmigung durch die BaFin konnte AllUnity Ende Juli die erste Emission eines Stablecoins in Deutschland lancieren.

Schweiz als Kompetenzzentrum für digitale Assets 

Eine wichtige Rolle bei der Lancierung des Euro-Stablecoin spielt die Schweiz. Ein wesentlicher Teil der Entwicklung lief über die DWS in der Schweiz. Der Asset Manager baut hier gezielt Know-how und Personal auf. «Der Talentpool ist hier schlicht grösser als anderswo in Europa», sagt Sven Württemberger, CEO DWS Schweiz. Die DWS würde auf ausgeschriebene Stellen im Digitalbereich wesentlich mehr Bewerbungen erhalten als an anderen europäischen Standorten. Deshalb hat die DWS schon vor längerer Zeit begonnen, in Zürich neben Frankfurt ein weiteres Kompetenzzentrum aufzubauen.

DWS Schweiz

Alexander Bechtel und Sven Württemberger von DWS Schweiz. (Bilder: zVg)

So wird auch die Krypto-ETC-Plattform der DWS aus der Schweiz heraus betrieben. Rund die Hälfte des globalen Digital-Asset-Teams arbeitet mittlerweile in Zürich – ein klares Bekenntnis zum Finanzplatz Zürich als Innovationsstandort, wie Württemberger betont.

Sanfter Start – ehrgeizige Ziele

Bei der Lancierung des Euro-Stablecoin war neben viel Know-how vor allem auch Tempo gefragt. «Unser Ziel war es, bei den Ersten zu sein. Denn wir sind überzeugt, dass jene, die zuerst am Markt sind, am Ende einen Vorteil haben», sagt Bechtel.

Der Marktstart erfolgte bewusst soft. Aktuell sind rund 20 Millionen Euro im Umlauf – ein Wert im Rahmen der internen Planung.

Der Stablecoin wird bereits auf Plattformen wie Bullish, Bitpanda und demnächst auf der Schweizer Börse Rulematch gehandelt. Schrittweise sollen weitere Listings folgen. Parallel baut die DWS strategische Partnerschaften im traditionellen Zahlungsverkehr auf, so unter anderem mit Privy, einer zur Zahlungsinfrastruktur-Plattform Stripe gehörenden Firma, die es ermöglicht, den Euro-Stablecoin künftig direkt in das Stripe-Ökosystem einzubinden. Damit öffnet sich die DWS potenziell der E-Commerce-Welt.

Ambitionierte Vision

Der Markt für Stablecoins wächst rasant und ist zugleich hart umkämpft. «Es spriessen derzeit überall neue Stablecoins aus dem Boden. Das macht es teuer, im Kryptobereich präsent zu sein», sagt Bechtel.

Trotzdem bleibt das Ziel klar: die DWS will einen führenden Platz im europäischen Stablecoin-Markt einnehmen. Langfristig rechnet das Haus damit, dass der Euro-Marktanteil an allen Stablecoins – derzeit unter 1 Prozent – auf 5 bis 10 Prozent steigen wird. 

Europa hinkt regulatorisch hinterher

Während die USA mit politischer Rückendeckung – unter anderem durch die Trump-Regierung – stark auf Stablecoins setzen, bremst in Europa die zunehmende Komplexität der MiCA-Verordnung. «Europa war ursprünglich Vorreiter, hat diesen Vorsprung aber verloren», sagt Bechtel. «Die EZB fokussiert sich zu stark auf den digitalen Euro und zu wenig auf privatwirtschaftliche Lösungen.»

Nächster Schritt: Tokenisierung von Fondsanteilen

Das Stablecoin-Projekt war für die DWS ein Sprungbrett. «Wir wollten Erfahrungen sammeln, um die nächste Entwicklungsstufe vorzubereiten – die Tokenisierung von Fondsanteilen», sagt Sven Württemberger. Ziel sei es, digitale Assets schrittweise in die traditionelle Fondsarchitektur zu integrieren.

Auch bei diesem Projekt wird das Schweizer Know-how wieder wesentlich gefragt sein.