Ab Jahresende dürfen nur noch jene unabhängigen Schweizer Vermögensverwalter geschäften, die eine Bewilligung bei der Aufsicht eingereicht haben. Neue Daten des Verbands Schweizerischer Vermögensverwalter zeigen, wie hart der Schnitt die Branche trifft.

Theoretisch ist die Zeit bereits abgelaufen. Bis Ende Jahr müssen sich rund 2’500 unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) lizenzieren lassen. Von der Eingabe des Gesuchs bis zur Bewilligung werden im Schnitt sechs Monate veranschlagt – wer also bis Ende vergangenen Juni den Prozess nicht eingeleitet hatte, droht den Stichtag zu verpassen.

Allerdings hat bis jetzt nur jeder Zehnte Akteur auch tatsächlich eine Bewilligung erhalten, und rund 400 haben entschieden, Ende Jahr die Türen für immer zu schliessen. Der fehlende Wille zur Lizenzierung hat finews.ch auch schon als das grösste Rätsel am Finanzplatz bezeichnet.

Problematisch für die kleinen

Das am Montag publizierte «Jahrbuch 2021» des Verbands Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) liefert nun weitere Indizien, warum sich ein Grossteil der Branche mit dem Bewilligungsverfahren so schwertut. Denn wird davon ausgegangen, dass das Bewilligungsverfahren aufwändig ist und der weitere Betrieb als der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) direktunterstelltes Unternehmen kostspielig, müssen kleinere Anbieter damit fast zwangsläufig Probleme bekunden.

Genau diese Akteure stellen aber das wichtigste Lager am Vorabend der Lizenzierungs-Zäsur.

Eine Industrie von Mikrofirmen

Nach den neuesten Erhebungen des VSV verwaltet mit 31,4 Prozent der grösste Anteil der Aktivmitglieder Kundenvermögen von weniger als 50 Millionen Franken. 12,1 Prozent der Mitglieder bringen es auf Vermögen von 500 Millionen Franken, während der Median aller Verbandsmitglieder zwischen 2010 und 2020 nur leicht von 90 Millionen auf 103 Millionen Franken angestiegen ist. Weiter zählt mit 20,2 Prozent ein bedeutsamer Teil der VSV-Aktivmitglieder höchstens zehn Mitarbeitende. Diese Institute gelten gemäss Bundesamt für Statistik somit als Mikrounternehmen.

Und dennoch: werden alle verwalteten Vermögen zusammengezählt, betreuen die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz rund 500 Milliarden Franken und damit etwa einen Sechstel aller hierzulande verwahrten Vermögenswerte. Entsprechend sind die Mikrofirmen ein wichtiges Standbein des Finanzplatzes. Dies nicht zuletzt, wenn bedacht wird, dass acht von zehn jener Akteure auch Schweizer Kundschaft bedienen.

Müssten sie zu Hunderten Ende Jahr das Handtuch werfen, würde der Standort dies mit Sicherheit spüren.

Lobby aufgeteilt

Der VSV hat seine Mitglieder denn auch extra zur Finma-Unterstellung gemahnt, wie auch finews.ch berichtete. Auch der Verband musste sich übrigens im Jahr 2021 an die Anforderungen einer neuen Zeit gewöhnen. So teilte sich die Lobby formell auf in eine Aufsichtsorganisation (AO), die ihre Tätigkeit als Selbstregulierungs-Organisation (SRO) weiterführt, sowie in einen reinen Berufs- und Branchenverband.

Seit dieser verbandsinternen Zäsur sind dem VSV nach eigenen Angaben 100 neue Unternehmen beigetreten, die Zahl der Einzelmitglieder ist um mehr als 600 Personen gestiegen – das würde für einen erfolgreichen Wandel sprechen.