Unter dem Eindruck von Restrukturierungen bei Konkurrenten forciert die Credit Suisse den Stellenabbau im Investmentbanking. Entscheide fallen vor der Bekanntgabe des zweiten Jahresverlusts in Folge.

Die Credit Suisse bereitet sich darauf vor, in diesem Jahr mehr als 10 Prozent der europäischen Investmentbanker zu entlassen, wie es in einem Bericht der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) heisst. Im vergangenen Monat hatte die Grossbank bereits Hunderte von Mitarbeitern in London und Zürich entlassen.

Nachdem Goldman Sachs in der vergangenen Woche mit der Entlassung von mehr als 3‘000 Mitarbeitern begonnen hat, erwarten Analysten eine Welle von massiven Stellenstreichungen bei Investmentbanken rund um den Globus.

Wende bei den Erträgen

Die Erträge im Investmentbanking sind im vergangenen Jahr stark eingebrochen. Deshalb stehen Kreditgeber unter dem Druck, ihre Kosten zu senken, während sie in den letzten beiden Jahren noch massiv Personal eingestellt haben.

Die Credit Suisse dürfte noch stärker unter Druck sein als ihre Konkurrenten. Im Oktober musste sie nach Gerüchten in den sozialen Medien über ihren finanziellen Zustand massive Kundenabzüge hinnehmen. Zudem wies sie in den letzten drei Jahren eine Reihe von Quartalsverlusten aus.

Entscheidungen bald gefallen

Die erste Entlassungswelle von weltweit 2‘700 Mitarbeitern im Dezember umfasste den Abbau von 540 Stellen in der Schweiz und 200 in London. Die Credit Suisse beschäftigt mehr als 5‘000 Mitarbeiter in London und 16‘000 in der Schweiz.

Die Konsultationen über die nächste Entlassungsrunde begannen vor Weihnachten. Laut Personen, die mit den Gesprächen vertraut sind, stehen mehr als 10 Prozent der Arbeitsplätze im Investmentbanking in Europa zur Diskussion. Eine endgültige Entscheidung werde für nächsten Monat erwartet, heisst es bei der «Financial Times» weiter.

Ein Drittel der Arbeitsplätze bedroht

Die Credit Suisse beschäftigt weltweit rund 17‘000 Investmentbanker, wobei die wichtigsten Zentren in New York und London liegen.

In einigen der kleineren europäischen Niederlassungen der Credit Suisse ist gemäss der Zeitung bis zu einem Drittel der Arbeitsplätze bedroht, da die Bank ihre Geschäfte umstrukturiert, um Überschneidungen und Front-Office-Positionen zu beseitigen.

Verlagerungen in den USA

Viele Investmentbanker, die vom Stellenabbau in der New Yorker Niederlassung der Credit Suisse, ihrem wichtigsten Drehkreuz ausserhalb Europas, nicht betroffen sind, haben dem Bericht zufolge die Aussicht, sich der geplanten Abspaltung der First Boston anzuschliessen, die vom ehemaligen Credit Suisse-Direktor Michael Klein geleitet wird.

Weniger sicher ist jedoch die Besetzung von Positionen im Investmentbanking in Europa, da sich die First Boston auf den US-Markt konzentrieren wird.

Unterschiedliche Bonuskürzungen

Ein weiterer Hebel zur Kostenkontrolle ist die Kürzung des Bonuspools, der letztes Jahr um ein Drittel reduziert wurde. Nur wenige Investmentbanker der Credit Suisse erwarten in diesem Jahr offenbar einen Bonus, da die Bank für den kommenden Monat einen Jahresverlust angekündigt hat.

Die Geschäftsleitung ist jedoch gemäss dem Bericht bestrebt, Vermögensverwaltern mit engen persönlichen Beziehungen zu den Kunden Anreize zu bieten, um zu verhindern, dass diese zur Konkurrenz abwandern, sowie Mitarbeitern, die an wichtigen Projekten arbeiten.

Die Credit Suisse wollte die Aussicht auf einen weiteren Stellenabbau oder ihre Bonuspolitik nicht kommentieren.

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