Der neue Präsident des Verbandes der Auslandsbanken in der Schweiz sieht den Ruf des Finanzplatzes Schweiz durch die Rettungs-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS schwer beschädigt. Es seien nun Schritte nötig, um den Schaden zu minimieren.

Adrian Nösberger, der seit Januar als Präsident den Verband der Auslandsbanken in der Schweiz (AFBS) führt, sieht den Finanzplatz durch die Credit Suisse-Krise schwer angeschlagen.

Zwar seien die Banken im Vergleich zur Finanzkrise 2008 besser kapitalisiert und unterliegen einer strengeren Regulierung sowie einer verstärkten Aufsicht, betonte Nösberger, der zudem CEO der Schroder & Co Bank in Zürich ist, in einem Interview mit «Allnews». «Aber nach dem Schock der Übernahme der Credit Suisse und der Übernahme des Notrechts wurde der Ruf des Schweizer Finanzplatzes schwer beschädigt.»

Jede Stunde zählt

Er hätte sich auf dem Höhepunkt der Krise, als der CS-Aktienkurs am Mittwoch der vergangenen Woche einbrach, eine deutlichere Reaktion gewünscht. «Ich war enttäuscht von der langsamen Reaktion der Behörden. Denn in einer Stresssituation zählt jede Stunde.»

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den USA sei der «schwarze Schwan» im Fall der Credit Suisse gewesen. «Ohne den Zusammenbruch der SVB wäre am Mittwoch vielleicht gar nichts passiert.»

Der Fall der SVB sei ein Einzelfall, da sie ein sehr spezielles Geschäftsmodell habe. «Aber dieser Unfall in Kalifornien reichte aus, um eine grosse Schweizer Bank in einer verwundbaren Situation in ihrer Existenz in Frage zu stellen.»

Rückkehr zu mehr Stabilität

Bei der nun erfolgten Übernahme der CS durch die UBS sei die Rückkehr zu mehr Stabilität auf dem Finanzplatz das wichtigste Element. «Letztendlich beruhigt die erzielte Einigung die gesamte Schweizer Wirtschaft. Alle Massnahmen, die die Stabilität gewährleisten und die Situation beruhigen, sind sinnvoll.»

Es habe zweifellos Alternativen zur Übernahme durch die UBS gegeben und verschiedene andere Optionen. «Aber seien wir ehrlich: Niemand kann heute sagen, welche letztlich die Beste ist. Das Wichtigste ist, dass eine schnelle Entscheidung getroffen wurde.»

Die Debatte über die Sicherheit ihrer Vermögenswerte in der Schweiz werde bei den Kunden schnell emotional. Das habe auch er in den vergangenen Wochen gemerkt.

Erhöhung der Einlagensicherung

Als einen möglichen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens bringt Nösberger eine Anhebung der Garantien für die Kunden ins Spiel. «Die Einlagensicherung beträgt 100'000 Franken und liegt damit unter der in den USA geltenden Einlagensicherung von 250'000 Dollar. Eine Erhöhung der Einlagensicherung wäre zweifellos eine grosse Hilfe. Die Glaubwürdigkeit des Standorts Schweiz würde bei in- und ausländischen Kunden gestärkt.»

Von dem Mittelabfluss bei der CS würden alle anderen Banken in der Schweiz ein wenig profitieren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. «Das gilt auch für Schroders. Aber der Schaden für den Standort Schweiz ist grösser als die Gewinne einiger weniger Banken. Wir sitzen alle im selben Boot.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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