Das vom US-Hedgefonds Hindenburg attackierte Adani-Imperium meldet sich an der indischen Börse zurück. Davon profitiert auch ein ehemaliger Starfondsmanager der Zürcher Privatbank, der eine Milliardenwette eingegangen war.

Gautam Adani gehört wieder zu den 20 reichsten Milliardären der Welt. Sein geschätztes Privatvermögen stieg innerhalb einer Woche um mehr als 10 auf 63,4 Milliarden Dollar. Doch der indische Unternehmer hat schon bessere Zeiten gesehen. Noch im September war der Chef der Adani-Gruppe mit 154 Milliarden Dollar der zweitreichste Mensch auf der Milliardärsliste von Bloomberg.

Doch dann tauchte der amerikanische Leerverkäufer Nathan «Nate» Anderson auf und griff Adani und sein Firmenimperium an. Im Januar warf sein Unternehmen Hindenburg Research dem Konzern «dreiste Aktienmanipulation» und «Bilanzbetrug» vor.

Gnadenlos attackiert und abgestraft

Der indische Multimilliardär wies die schweren Vorwürfe damals zwar umgehend zurück. Doch in den folgenden Monaten stiessen die Anleger die Aktien des Adani-Konglomerats gnadenlos ab, der Gesamtmarktwert des Mischkonzerns schrumpfte zeitweise um mehr als 150 Milliarden Dollar.

In dieser Woche jedoch kam wieder Leben in die Aktien von Adani Enterprises, dem Flaggschiff der Gruppe. Der Aktienkurs stieg um mehr als 30 Prozent. Auch andere Titel des Konglomerats, wie das Kronjuwel Adani Ports, legten kräftig zu.

Die gesamte Marktkapitalisierung der zehn in Mumbai kotierten Aktien der Adani-Gruppe liegt nun wieder bei über 125 Milliarden Dollar. Am Tag der Veröffentlichung des Hindenburg-Reports war das Firmenimperium allerdings noch über 230 Milliarden Dollar wert.

«Kein Muster erkennbar»

Offenkundig haben die Anleger neuen Mut gefasst. Vor einer Woche hatte das vom Obersten Gerichtshof eingesetzte Gremium in seinem Zwischenbericht festgestellt, dass es bisher «kein offensichtliches Muster der Manipulation» durch den Konzern gebe, das «einer einzelnen Einheit oder einer Gruppe verbundener Einheiten» zugeschrieben werden könne.

Die Börsenaufsicht Sebi prüft die Vorwürfe von Hindenburg zwar noch. Doch der Markt scheint die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofs als «Freispruch» für Adani zu werten.

Retter in der Not

Ein in Schweizer Finanzkreisen bestens bekannter Investor scheint damit einmal mehr sein Gespür für einmalige Anlagechancen unter Beweis gestellt zu haben. Er war der schwer angeschlagenen Adani in der Stunde der Not zur Hilfe geeilt.

Die US-Investmentgesellschaft GQG Partners kaufte im März auf dem Sekundärmarkt für 1,9 Milliarden Dollar Aktien von Unternehmen der krisengeschüttelten Adani-Gruppe. Hinter der rund sieben Jahre alten Investmentboutique steht kein Geringerer als Rajiv Jain, der ehemalige Star-Fondsmanager der Zürcher Privatbank Vontobel.

Steile Karriere bei Vontobel

Jain, der vor der Gründung seines eigenen Unternehmens mehr als zwei Jahrzehnte für Vontobel Asset Management tätig war, kam ursprünglich 1994 zu dem Schweizer Investmenthaus. Er legte dort eine steile Karriere hin. Als Co-Head des Aktienteams leitete er bei Vontobel 15 Fonds und verwaltete rund 50 Milliarden Dollar. 2016 verliess der in Indien geborene und aufgewachsene Investmentexperte das Zürcher Traditionshaus.

Mit seiner Expertise als Portfoliomanager gründete der in den USA lebende Jain im Juni 2016 zusammen mit Tim Carver GQG Partners. Seine Investmentboutique GQG verwaltet mittlerweile rund 92 Milliarden Dollar.

Grosse Pläne

Der 55-jährige Jain stärkte diese Woche auch den Optimismus der Adani-Investoren. Er kündigte an, seine Investmentboutique werde sich an der künftigen Kapitalbeschaffung von Adani beteiligen. GQG wolle einer der grössten Aktionäre der Gruppe werden, wenn die Bewertung stimme. «Wir wollen auf jeden Fall Partner bei allen neuen Angeboten der Adani-Gruppe sein», sagte er gegenüber Bloomberg.

Der Wert der Adani-Beteiligungen von GQG liegt derzeit bei rund 3,5 Milliarden Dollar. Jain machte allerdings keine Angaben dazu, in welche Unternehmen er sich eingekauft hat und welcher Teil des Investitionswertes aus direkten Käufen und Kurssteigerungen von Adani-Aktien stammt.

In der Prestigeliste angekommen

Mit Gautam Adani hat der von Fort Lauderdale in Florida aus operierende Investmentguru noch eine weitere Gemeinsamkeit.

Auch Jain taucht mittlerweile auf einer Milliardärsliste auf, zwar nicht unter den 500 reichsten Menschen der Welt von Bloomberg. Aber der ehemalige Vontobel-Star ist einer der diesjährigen Neuzugänge auf der Forbes-Liste der Reichen. Sein Nettovermögen wird derzeit auf rund 1,7 Milliarden Dollar geschätzt.

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