Der Schweizer Bankensoftwaredienstleister Avaloq wartet nicht mit überragenden Wachstumsraten auf. CEO Jürg Hunziker will die Umsatzmilliarde anders erreichen und hofft auf den Hauptaktionär.

Der Zürcher Banken-IT-Spezialist Avaloq ist seit dem Jahr 2016 punkto Umsatzwachstum gemächlicher unterwegs. Auch im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahres belief sich die Steigerung nur auf 8 Prozent. Von einem Unternehmen, das sich damit brüstet, mit innovativen Lösungen die Bankenwelt zu revolutionieren zu helfen, scheint dies doch etwas mager zu sein.

Daran ändern wird sich vorderhand nichts, wie aus einem Interview von Avaloq-CEO Jürg Hunziker mit der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) hervorgeht. Für die nächsten fünf Jahre sei ein Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich realistisch, sagte Hunziker.

Hauptmarkt ist immer noch die Schweiz

Ein Hauptgrund für das wenig ambitioniert klingende Ziel ist der Verlust des Geschäftes mit der von der EFG International gekauften Tessiner Privatbank BSI. Diese hatte auf die Outsourcing-Lösung von Avaloq gesetzt, während EFG International auf die IT-Systeme des Konkurrenten Temenos setzt.

Ein weiterer Grund für das verhaltene Wachstum ist, dass Avaloq bei allen Anstrengungen internationaler zu werden, rund zwei Drittel des Umsatzes im Schweizer Markt erzielt – durch wiederkehrendes Geschäft.

Mit organischem Wachstum zur Milliarde?

Mit diesem starken Schweiz-Fokus stellen sich für Avaloq zwei Probleme: Das Ziel von einer Milliarde Franken Umsatz im Jahr 2022 ist allein durch organisches Wachstum kaum zu erreichen.

Die Umsatzmilliarde ist aber die Marke, welche Verwaltungsratspräsident Francisco Fernandez immer wieder genannt hat, die es für einen Börsengang von Avaloq zu erreichen gelte. Derzeit rechnet Avaloq mit rund 550 Millionen Franken an Erträgen.

Die Lösung liegt in Zukäufen

Das zweite Problem: Zwei Drittel Schweizer Geschäft sind zu viel, um internationale Investoren für einen Börsengang zu überzeugen, wie Hunziker zu bedenken gibt.

Die Lösung für das Dilemma liegt für Avaloq in Akquisitionen. «Wir werden auch anorganisch wachsen und Innovationkraft hinzukaufen», sagte Hunziker, der zu Beginn dieses Jahres den CEO-Posten von Fernandez übernommen hatte.

Die eigenen Mittel reichen nicht

Avaloq verfügt zwar über eine eigene «Kriegskasse», in der rund 175 Millionen Franken liegen. Das ist nicht der Betrag, der für einen Zukauf in der Grössenordnung notwendig wäre, Avaloq in die Nähe der Umsatzmilliarde zu katapultieren.

Die notwendige «Feuerkraft» würde vom Hauptaktionär kommen, von Warburg Pincus. Das amerikanische Private-Equitiy-Unternehmen ist seit gut 18 Monaten bei Avaloq investiert und hält mittlerweile 45 Prozent der Aktien. «Mit Warburg Pincus als Partner könnten wir fast jede Transaktion stemmen», sagt Hunziker.

Fintechs zu sehr in Nischen tätig

Akquisitionen hat Avaloq offenbar fest geplant. Doch bislang investierte das Unternehmen erst in einen Anteil von 10 Prozent am Krypto-Unternehmen Metaco. Hunziker begründet die Investition damit, dass Innovation nicht nur intern betrieben werden könne.

Im Fintech-Markt will Hunziker mit Avaloq offenbar auch nicht als Konsolidierer aktiv werden. «Fintechs sind oft in Nischen tätig. Wir aber sind sehr breit aufgestellt», erklärt er.

Risiko: Systemrelevanz

Avaloq braucht einen Zukauf der Geschäftsvolumen auf der ganzen Bandbreite der angebotenen Bankdisziplinen bringt. Grösse ist ein Faktor, doch Hunziker schränkt ein, «es wäre kaum sinnvoll, etwas zu kaufen, das grösser ist als wir selber.»

Zu hohe Risiken dürfe Avaloq dabei auch nicht eingehen. Denn an das Unternehmen bestehe ein Stabilitätsanspruch. «Wir sind in gewisser Hinsicht auch systemrelevant», so der Avaloq-Chef. In der Finanzkrise von 2008 hätten IT-Investitionen abrupt geendet, das sei nicht vergessen worden. «Wir möchten auch für den theoretischen Fall einer solchen Situation ein oder zwei Jahre durchstehen können.»

Ein Durchmarsch von Avaloq zur Umsatzmilliarde und zum Börsengang bis ins Jahr 2022 wird somit immer unwahrscheinlicher. Hunziker sagt dazu, Avaloq nicht nur darauf hin arbeite. Grossaktionär Warburg Pincus dagegen wohl eher. Dieser wolle «eine Rendite erzielen», sagt der CEO. Den Exit des Private-Equity-Unternehmens erwartet er in vier bis sieben Jahren.

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