Vor zehn Jahren platzte die Bombe: Hedgefonds-Superstar Bernie Madoff entpuppte sich als Milliardenbetrüger. In seinen Fonds versenkten überraschend viele Schweizer Institute Millionen. Ein Rückblick.

Er sei erledigt, eröffnete Bernard «Bernie» Madoff seinen Angestellten an einem trüben Dezembertag 2008 in Manhattan. «Es ist nichts mehr da», sagte er, und damit platzte wohl eines der grössten Schneeballsysteme aller Zeiten.

Der damals 70-jährige Madoff hatte über Jahrzehnte annähernd 65 Milliarden Dollar von Kunden angenommen und veruntreut – darunter auffällig viel Geld aus der Schweiz.

Milliarden Franken in Genf

Vor allem der Genfer Finanzplatz war betroffen. Denn in der Rhonestadt agierten zahlreiche lokale «Geldeinsammler», die Bankkunden-Gelder über sogenannte Feeder-Fonds dem Madoff-Konstrukt zuführten. Als der Betrug aufflog, mussten zahlreiche Genfer Institute Millionen abschreiben.  

Die Westschweizer Zeitung «Le Temps» schätzte damals, dass allein in Genf rund 5 Milliarden Franken an Kundengeldern verschwanden.

1. Union Bancaire Privée

Die Genfer Union Bancaire Privée (UBP) verlor mehr als 780 Millionen Franken in Madoff-Fonds. Das Geld war über vier Feeder Funds eingesammelt worden. Der prominenteste von diesen war Fairfield Sentry von Walter Noel.

Das Madoff-Debakel bügelte UBP-Präsident Edgar de Picciotto aus eigener Tasche aus und war Anlass für ihn, die Zügel in seiner Bank wieder fester in die Hand zu nehmen.

2. Banque Bénédict Hentsch

Die Privatbank des früheren Swissair-Verwaltungsrats Bénédict Hentsch hatte mehr als 56 Millionen Franken an Kundenvermögen in Madoff-Produkten angelegt. Doch das war nicht Hentschs grösstes Problem. Er hatte kurz vor dem Platzen der Madoff-Bombe seine Bank mit der Fairfield Greenwich Group fusioniert. Dieser Hedgefonds hatte mehr als 7,5 Milliarden Dollar Madoff anvertraut. Hentsch gelang es, die Fusion rückgängig zu machen. Im Jahr 2014 beendete Hentsch seine Bankenkarriere und verkaufte sein Institut. Es heisst nun Geneva Swiss Bank.

3. Hyposwiss Private Bank Genf

Die Privatbank Hyposwiss, damals noch Tochter der St. Galler Kantonalbank, hatte 50 Millionen Franken bei Madoff investiert. Wenige Jahre später wurden Teile der Hyposwiss in Genf und Zürich an andere Banken verkauft.

4. Bank Reichmuth

Die Luzerner Privatbank Reichmuth gehörte zu den grossen Madoff-Opfern in der Schweiz. Sie verlor rund 330 Millionen Dollar in ihren Matterhorn-Fonds, die über Feeder-Funds in Madoff Vehikeln investiert waren. Reichmuth gelang es erfolgreich, Vorwürfe wegen Verletzung der Aufsichtspflicht zu entkräften. Es sei «Schicksal» gewesen, schrieb Reichmuth an seine Kunden. Die Bank habe nichts tun können, um das Debakel zu vermeiden.

5. Neue Privatbank Zürich

Kunden der Neuen Privatbank Zürich verloren rund 5 Millionen Franken. Das Institut machte damals auch die US-Börsenaufsicht SEC für das Debakel verantwortlich. Die SEC habe total versagt, erklärte sie. Dieses Urteil wird übrigens von vielen Beobachtern geteilt. Die SEC hatte jahrelang Hinweise auf das Madoff-Schneeballsystem ignoriert.

6. Man Investments

Der britische Hedgefonds-Anbieter Man war über seinen Schweizer Ableger in Pfäffikon SZ direkt in den Madoff-Skandal involviert. RMF hiess der Fonds, der mehr als 360 Millionen Dollar abschreiben musste. RMF sind die Initialen von Firmengründer Rainer-Marc Frey, der seinen Hedgefonds im Jahr 2001 an Man verkauft hatte.

7. Notz Stucki, Genf

Der Genfer Vermögensverwalter Notz Stucki verlor mehr als 750 Millionen Dollar in Madoffs Ponzi-Schema und entschied später, seinen Kunden rund 120 Millionen Franken zurückzuzahlen. Die Madoff-Verluste waren Notz Stucki sozusagen in den Korb gelegt worden – durch Manuel Echevarria, ein Hedgefonds-Spezialist, der von der spanischen Bank Santander zu den Genfern gestossen war. Notz Stucki und Echevarria trennten sich 2009 wieder.

Diese Liste ist nicht vollständig und repräsentiert nur einige Verluste. Blickt man auf die Namensliste der Schweizer Instituten, die im Zusammenhang mit Madoff-Klagen betroffen waren und (noch) sind, scheint es, als ob der halbe Finanzplatz involviert war: Credit Suisse, UBS, Julius Bär, EFG International, Lombard Odier, Pictet oder Waadtländer Kantonalbank.

Hartnäckiger Liquidator

Grund dafür ist in erster Linie Irving Picard, der Liquidator der Madoff-Vehikel. Er überzog die Bankenwelt mit einer Flut an Klagen. Die Banken wiederum stellten sich auf den Standpunkt, die Transaktionen seien von den Kunden selber oder von externen Vermögensverwaltern getätigt worden. Picards Arbeit darf als sehr erfolgreich bezeichnet werden, hat er doch bislang mehr als 11 Milliarden Dollar an die Investoren zurückgezahlt.

Unter den Schweizer Banken ist die UBS noch nicht ganz aus dem Schneider. Sie hatte in Luxemburg zwei Madoff-Feeder-Fonds als Administratorin und Managerin geführt und war auch Depot-Bank. UBS-Angestellte sassen in Verwaltungsräten der Fonds, wie die Grossbank in ihrem letztjährigen Geschäftsbericht einräumt.

Immerhin kann die UBS als Depotbank, wie auch andere Schweizer Institute, nicht für Schadenersatz angegangen werden, wie ein Luxemburger Gericht im Jahr 2015 entschied. Klagen des Madoff-Liquidators waren zuletzt auch in den USA abgewiesen worden.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.24%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.7%
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