Müssen sich Investoren zwischen Finanzertrag und sozialem und gesellschaftlichem Engagement entscheiden? Dieser Frage geht Heidi Ridley in einem Gastbeitrag für finews.ch nach.

Von Heidi Ridley, CEO Rosenberg Equities, AXA Investment Managers

Es ist an der Zeit, neu über den Sinn des Investierens nachzudenken, denn soziale und ökologische Herausforderungen werden zu einem immer grösseren Risiko für die Wirtschaft und damit auch für Finanzanlagen. Das grösste Risiko ist der Klimawandel, und zum ersten Mal nehmen Umwelt- und Klimarisiken im Global Risks Report 2020 des Weltwirtschaftsforums (WEF) die ersten fünf Plätze ein. Zweifellos muss viel gegen die schädlichen Folgen der Klimaveränderungen getan werden – und noch viel mehr für einen grundlegenden Wandel.

Unternehmen müssen sich bereits heute dem Klimawandel und den Massnahmen, die dagegen ergriffen werden, stellen. Dazu zählen neue regulatorische Vorschriften, höhere Anforderungen an das Berichtswesen und neue Steuern. All dies muss sein, weil Nichtstun viel drastischere Auswirkungen hätte. Grossen Investoren und Vermögensverwaltern kommt dabei eine spezielle Rolle zu. Sie gehören zu den einflussreichsten Anlegern, wenn es darum geht, Geldströme in der Wirtschaft langfristig und nachhaltig auszurichten.

Die wichtigste Aufgabe eines Vermögensverwalters ist, die Anlageziele seiner Kunden zu erfüllen. Es wird aber immer offensichtlicher, dass eine Anlagestrategie, die den Klimawandel bremst, auch Wirtschaft und Märkten nützt – und damit nachhaltigere Renditen liefert.

Investoren fordern Wirkung ein

Impact Investing wird oft als ein Investitionsansatz beschrieben, der einerseits für messbaren sozialen und ökologischen Fortschritt und andererseits für attraktive Erträge sorgt. Dieses Konzept kann aber noch geschärft werden: Sozialer und ökologischer Fortschritt ist die Voraussetzung für wettbewerbsfähige Erträge.

Heute möchten immer mehr Anleger gerne einen «Impact» erzielen, und die Investoren der nächsten Generation werden ihn sogar einfordern. War Impact Investing früher eher etwas für Privatkapital, also für nicht kotierte Anlagen, wollen Investoren – darunter einige der grössten Investoren der Welt – nun mit sämtlichen Anlageklassen eine positive Wirkung erzielen.

Ist ein Impact wirklich möglich?

Ist mit kotierten Aktien wirklich ein «Impact» möglich? Stellt ein Investor Kapital für ein Projekt bereit, das sonst nicht möglich wäre, ist das wohl wirkungsvoller, als wenn Aktien einfach den Besitzer wechseln. Aber Aktieninvestoren haben dennoch die erforderlichen Instrumente, um Wandel herbeizuführen: Engagement und Teilnahme an Abstimmungen. Investoren können mit kotierten Aktien dann etwas erreichen, wenn sie aktiv Unternehmen auswählen, die «grüne» Güter und Dienstleistungen herstellen oder über alle Glieder der Wertschöpfungskette hinweg deutlich umweltfreundlicher geschäften.

Eine Wirkung lässt sich aber auch durch eine aktive Ausübung der Aktionärsrechte erzielen, indem die Geschäftsleitungen in Bezug auf relevante Leistungsindikatoren (KPI) zur Rechenschaft gezogen werden. Aktionäre sollten einfordern, dass nachhaltige Wertschöpfung wichtiger genommen wird als Quartalsergebnisse.

Praktische Hürden überwinden

Bei der Umsetzung einer Impact-Investing-Strategie gibt es jedoch praktische Hürden zu überwinden. Das Anlageuniversum ist beschränkt, nur wenige Unternehmen erwirtschaften einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes unter Einhaltung gesellschaftlicher oder ökologischer Ziele. Das führt direkt zu einer zweiten Herausforderung, einem mitunter hohen Konzentrationsrisiko und überkauften Märkten. Hinzu kommen mögliche Liquiditätsprobleme, bei der Anlageklasse selbst wie auch bei den meisten Aktienstrategien.

Selbst der überzeugteste Impact-Investor kann bei einer temporär schwachen Performance oder bei einer Krise in anderen, weniger liquiden Anlagen zum Verkauf gezwungen sein. Deshalb lässt sich Impact Investing am besten mit einem gut diversifizierten Portfolio und einer langfristig nachhaltigen Anlagestrategie erreichen.

Gemeinsames Engagement

Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, können Investoren Portfolios aufbauen, die die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen abdecken. Dazu gehören sowohl Unternehmen mit grossem «Impact» als auch Firmen, die vielleicht eine geringere Wirkung erzielen, aber dennoch gesellschaftliche oder ökologische Ziele verfolgen. Zudem sollten soziale Themen und Klimarisiken – die Teil der ökonomischen Risiken sind – auch aus Risikoüberlegungen in der Anlagestrategie berücksichtigt werden.

Auf diese Art diversifizierte Portfolios führen zu einer stabileren Performance und treiben den Kampf gegen den Klimawandel voran. Damit das tatsächlich gelingt, müssen sich Investoren und Vermögensverwalter weltweit gemeinsam um Veränderungen bemühen – durch aktives Engagement und aktives Investieren.

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