Die Vertreter des Schweizer Profifussballs übertreffen sich gerade mit Forderungen an den Staat. Sie tun sich damit keinen Gefallen.

Angefangen hatte es mit Ancillo Canepa. Der Präsident und oberste Fan des FC Zürich verlangte in seiner Funktion als Finanzchef des Komitees der Swiss Football League in einem Beitrag des Schweizer Fernsehen «SRF» vom Staat einen dreistelligen Millionenbetrag als Bürgschaft. Dies, um den Proficlubs das Überleben in den kommenden Monaten zu ermöglichen und die Kosten von sogenannten Geisterspielen (Spiele ohne Zuschauer) aufzufangen.

So weit so gut. Die Profiligen der Schweiz haben tatsächlich das Problem zu lösen, dass sie kaum noch Einnahmen generieren, aber bei einer Wiederaufnahme der Meisterschaft ihre Spieler aus der Kurzarbeit holen und (gemäss Vertrag) bezahlen müssen. Mit etwas Goodwill kann hier eine Lösung gefunden werden, und der Stabilisierungsfonds, wie ihn Canepa vorgeschlagen hat, könnte durchaus helfen.

Spieler entlassen – ein klassisches Eigentor

Dann aber beginnen die Schwierigkeiten. Der eigentlich als besonnen geltende Präsident der Schweizerischen Football League, Heinrich Schifferle, bezifferte in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» den Bedarf des Fussballs an Geldern auf 200 bis 250 Millionen Franken und stellte gleich in Aussicht, dass das Geld wohl kaum je zurückbezahlt werden könne.

Das grösste Problem im Fussballgeschäft scheint das Geschäftsmodell per se zu sein. Eine normale Firma wird aufgrund von ausbleibenden Einnahmen normalerweise Mitarbeiter entlassen, Büros schliessen, kurz Kosten streichen. Wenn aber die Clubleitung die teuersten Mitarbeiter entlassen muss, um Kosten zu sparen, schiesst sie sich in den eigenen Fuss, weil die Spieler die Aktiven sind und damit die Hoffnung schwindet, via Transfers Geld zu generieren.

Gesundschrumpfen als undankbare Aufgabe

Gleichzeitig sind die Fernsehgelder sowie das Merchandising in der Schweiz nicht besonders ergiebig. Bleiben die Einnahmen aus Ticketverkäufen und Gastronomie. Hier tut sich eine Schere auf zwischen den erfolgreichen und traditionsreichen Clubs und solchen, die in peripheren Gebieten aktiv sind.

Wenn nun auch diese Einnahmen auf unbestimmte Zeit ausfallen, gibt es eigentlich nur eine Antwort: Die Ausgaben müssen zwingend an die Einnahmen angepasst werden. Wenn sich der Profisport einen Übergangskredit vom Staat erhofft, muss er zuerst seine Hausaufgaben erledigen. Das heisst konkret Budgets erstellen, die auf eine längere Durstphase angepasst sind.

Handballer können es auch

Da alle Clubs der Super und der Challenge League jeweils im Frühjahr ihre Budgets für die kommende Spielzeit einreichen müssen, ist der Zug scheinbar schon abgefahren für die Saison 20/21. Durch die ungewöhnlichen Ereignisse muss die Liga alle Dossiers neu beurteilen. Falls es Clubs gibt, die ihre Budgets unter den neuen Bedingungen nicht einhalten können, müssen sie Kosten sparen oder freiwillig absteigen.

Die jetzigen Schwierigkeiten rufen geradezu nach einer «Normalisierung» des Fussballbetriebs. Während Handball oder Unihockey zwar auch gewisse professionelle Strukturen aufweisen, haben diese Sportarten keinerlei Absurditäten hervorgebracht wie der Fussball (man denke nur an die Bilder der millionenschweren Schwalbenkönige). Ist Fussball per se für Zuschauer weniger attraktiv, wenn die Spieler nicht überzahlt sind?

Schwerreiche Investoren

Die Probleme im Schweizer Fussball im Umgang mit der Coronakrise werfen auch die Frage nach den Investoren aus anderen Ländern, aber auch aus der Schweiz, auf. Der FC Lausanne-Sport und der Grasshopper Club Zürich (GC), beide in der zweiten Liga spielend, gehören dem Chemiekonzern Ineos und dem Konglomerat des chinesischen Milliardärs Guo Guangchang (Fosun International).

Im internationalen Fussball gibt es Richtlinien, wonach das Sponsoring von Fussballvereinen im Einklang mit den Einnahmen stehen müssen (die Financial Fairplay-Richtlinien), Regeln welche dem englischen Spitzenclub Manchester City gerade zum Nachteil gereichen (er gehört den Scheichs von Abu Dhabi).

Zu den Hausaufgaben des Schweizer Fussballs gehört eine genaue Analyse darüber, wieviel Geld ein Investor einschiessen darf im Verhältnis zu den normalen Einnahmen. GC zum Beispiel hat seit vielen Jahren sehr wenig Zuschauer (und deshalb tiefe Gastronomieeinnahmen), mutmasslich wenig Transfereinnahmen (da die Spieler recht erfolglos gekickt haben) und kaum Merchandising.

Zuschauer kommt auch zu Amateurspielen

Der Fussball könnte die Gelegenheit nutzen, seine Strukturen zu überdenken. Die Clubs haben vom Prinzip Hoffnung gelebt und wurden durch eine Vielzahl von Sponsoren (dazu gehörten bekanntlich auch Credit Suisse Banker und Roche Erben) am Leben erhalten.  

Die «NZZ» schrieb am vergangenen Montag, dass der Fussball ein Imageproblem habe. Dieses Imageproblem könnte der Fussball am besten beheben, wenn er zuerst die Ausgaben auf ein vernünftiges Niveau senken würde.

Wenn sie denn wieder dürfen, werden die Fans FCZ gegen Basel und YB gegen St. Gallen schauen gehen, selbst wenn die «Stars» für ein geringes Entgelt spielen sollten. Diese Aussage konnte man einst als sinnlose Fussballromantik abtun – heute könnte der Fussball durchaus wieder einen grossen Schritt in diese Richtung unternehmen. Andere Sportarten können es auch.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
pixel