Top-Referenten wie der ehemalige deutsche Vizekanzler Joschka Fischer, Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher und SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler haben am 6. Finance Forum Liechtenstein die aktuelle Situation der Finanzbranche beleuchtet.

Das Finance Forum Liechtenstein ist die Dialog- und Imageplattform für den Finanzplatz Liechtenstein. Die 6. Ausgabe am (gestrigen) Mittwoch stand unter dem Titel «The Future of Finance» und widmete sich den aktuellen Herausforderungen für die Finanzdienstleister in Liechtenstein und der Schweiz im Zeitalter der Corona-Pandemie.

Nach der Begrüssung durch Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler diskutierten die Technologieexperten Markus Nigg, COO der IT-Beratungsfirma ti&m, und Günther Dobrauz, Partner bei PwC Legal Switzerland, über die voranschreitende Digitalisierung in der Finanzbranche. Sie ermahnten die etablierten Finanzdienstleister dazu, die Konkurrenz durch junge Fintech-Startups ernst zu nehmen und die Bedürfnisse ihrer Kunden stärker in ihre Produkte und Angebote einzubauen.

Sicherer Hafen im Herzen von Europa

Anschliessend betrat der ehemalige deutsche Vizekanzler und Aussenminister Joschka Fischer die Bühne. In einem seiner ersten Auftritte seit Ausbruch der Corona-Pandemie zeigte er sich erfreut über die wachsende Rolle des Staates.

Fischer sieht Corona als Warnschuss zur rechten Zeit für die Welt: «Internationale Zusammenarbeit ist heute wichtiger denn je», sagte er und kam auf die geopolitische Situation zu sprechen. In der Auseinandersetzung zwischen China und den USA müsse Europa zu neuer Geschlossenheit finden und grundlegende Werte wie Menschenrechte und Rechtsstaat verteidigen.

Zukunft der Finanzplätze

Die Finanzplätze Liechtenstein und Schweiz seien stabile Anker im Herzen von Europas und dürften davon profitieren, dass Anleger einen sicheren Hafen für ihr Vermögen suchen.

Nach der Erfrischungspause sprachen Romeo Lacher, Verwaltungsratspräsident Julius Bär, und Paul Arni, CEO VP Bank, über die aktuellen Herausforderungen aufgrund der Corona-Pandemie und blickten trotz aller Unsicherheiten positiv in die Zukunft der Finanzplätze Liechtenstein und Schweiz.

Hausaufgaben machen

Sie waren sich einig, dass die beiden Länder weiterhin grosse Standortvorteile geniessen und ihre Position im internationalen Wettbewerb langfristig halten können, sofern sie ihre Hausaufgaben machen.

Sowohl Julius Bär als auch VP Bank hatten zuletzt mit Altlasten zu kämpfen und wollen nun wieder nach vorne blicken, um eine aktive Rolle im laufenden Konsolidierungsprozess im Finanzbereich zu spielen.
Neue Konkurrenz durch Internetgiganten

Kein Halt vor Ländergrenzen

Anschliessend sprach Andréa Maechler, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), über die Rolle der Geldpolitik im Zeitalter der Digitalisierung. Sie ist davon überzeugt, dass der Zahlungsverkehr im Zentrum der Innovation im Finanzsystem steht, weil kontaktloses Bezahlen, Online-Shopping und einfache Konto-zu-Konto-Transaktionen zum Standard des Kundenbedürfnisses werden.

Dabei drängen auch immer mehr Technologiefirmen und Telekommunikationsanbieter in dieses traditionelle Geschäftsfeld der Banken ein und machen dabei nicht Halt vor Ländergrenzen.

Intelligenz des Teams

Zum Abschluss der Tagung ermahnte Führungscoach Wolfgang Jenewein die anwesenden Chefs und Top-Manager dazu, die aktuelle Krise gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden zu meistern. Führungskräfte müssten einerseits Kontrolle und Anleitung bieten, um den Alltagsbetrieb sicherzustellen und anderseits die Mitarbeitenden motivieren, mitzudenken und Verantwortung zu übernehmen, so dass am Schluss die Intelligenz des Teams die besten Lösungen hervorbringt.


Das Finance Forum Liechtenstein ist eine der zentralen Eventplattformen für die Finanzbranche in der Schweiz und in Liechtenstein. Die Tagung fand aufgrund der aktuellen Situation unter Einhaltung der aktuellen Abstandsregeln und Hygienebestimmungen in der Spoerry-Halle in Vaduz statt. Träger der Tagung ist die Regierung Liechtensteins.

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