Die EU hat am Dienstag eine Premiere gefeiert. Im Rahmen des Wiederaufbauprogramms zur Überwindung der Corona-Krise emittierte die Union die erste gemeinschaftliche «Grüne Anleihe». Bereits macht sie Kritik breit. Ist alles bloss ein Marketing-Trick?

Der erste «Green Bond» der EU hat ein Volumen von 12 Milliarden Euro. Die Nachfrage war sehr hoch und die Schuld-Titel waren mit 135 Millionen Euro um mehr als das zehnfache überzeichnet, wie aus den Pricing-Unterlagen hervorgeht.

Nachdem bereits zuvor einzelne Mitgliedsstaaten wie Deutschland, Spanien oder Italien grüne Anleihen aufgelegt hatten, war dies die erste supranationale «Green Bond»-Emission. Bei einer Laufzeit bis Februar 2037 und einem Coupon von 0,40 Prozent bieten sie eine Rendite von 0,453 Prozent.

EU-Bonds entsprechen eigenen Standards nicht

Die vergleichsweise gute Verzinsung trägt zur hohen Nachfrage bei. Ausserdem haben sich immer mehr institutionelle Anleger verpflichtet, einen bestimmten Anteil ESG-konform anzulegen.

Doch wie grün ist grün wirklich? Kritiker bemängeln, dass die EU zwar schon solche Anleihen auflegt, sie mit der Verabschiedung ihrer eigenen Richtlinien aber noch nicht soweit ist. Auch die sogenannte Taxonomie, welche die Kriterien für nachhaltige Finanzprodukte definieren soll, wird wohl erst bis Ende des Jahres verabschiedet. Es sei bereits jetzt absehbar, dass die EU-Bonds damit den eigenen Standards nicht entsprechen werden.

Wohin das Geld fliessen soll bleibt unklar

Das «Greenbond»-Programm der EU ist Teil der sogenannten «Aufbau- und Resilienzfazilität». Bis Ende 2026 will die EU insgesamt 800 Milliarden Euro aufnehmen, davon 30 Prozent oder rund 250 Milliarden Euro über «grüne Anleihen». Die Einnahmen aus dem Programm sollen für neun grosse Ausgabenkategorien verwendet werden, darunter Energieeffizienz, saubere Energie und Anpassung an den Klimawandel.

Doch in welche konkreten Projekte die Mittel letztendlich fliessen, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Ein Bericht über die Wirkung des Investments wird erst im Nachhinein erstellt.

Deutschland emittiert bereits seit dem vergangenen Jahr grüne «Bunds». Diese werden als Zwillingsanleihe begeben. Es gibt also zu jedem grünen einen konventionellen Zwillingstitel. Bisher wurden so über Laufzeiten von fünf, zehn und 30 Jahren insgesamt 21 Milliarden Euro aufgenommen.

Staat greift zu einem Marketing-Trick

Auch hier gibt es Zweifel am nachhaltigen Charakter. So sei die Zweckgebundenheit der Mittelverwendung bei den vom Staat begebenen nachhaltigen Anleihen sogar gesetzlich untersagt, betont Michael Viehmann von Sauren Fonds-Research gegenüber dem Fachjournal «Institutional Money». Anders als etwa bei Anleihen von Unternehmen fliessen die Einnahmen aus den Staats-Emissionen alle in einen gemeinsamen Topf.

Der Staat greife zu einem Marketing-Trick. «Man macht sich im Staatshaushalt auf die Suche nach in der Vergangenheit längst getätigten Ausgaben mit Umweltbezug, wie etwa Subventionen für energetische Gebäudesanierungen oder Zahlungen an die Deutsche Bahn. Nachträglich werden diese Ausgaben dann den neu emittierten Green Bonds zugeordnet».

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