Das Umfeld trübt sich für die Schweizer Firmen ein – und nun werden auch noch die Kredite teurer. Die führenden Schweizer Geschäftsbanken haben die Rechnung dazu schon gemacht, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Trotz Pandemie sind die Geschäftsergebnisse von Schweizer Firmen für 2021 fast durchwegs positiv ausgfallen – quer über die Branchen hinweg erzielte die hiesige Unternehmenswelt Top-Umsätze und -Gewinne. Dies hatte mit gewissen Nachhol-Effekten aus der Corona-Krise zu tun, aber auch mit einem günstigen Geschäftsklima.

Mehr noch: Dank den Leitzinsen, die mittlerweile seit sieben Jahren bei minus 0,75 Prozent verharren, können sich Unternehmen mit rekordgünstigen Krediten eindecken und kräfig investieren. Die emsige Investitionstätigkeit hinterlässt treibt auch das Bruttoinlandprodukt (BIP). Das Wirtschaftswachstum war im Jahr 2021 mit schätzungsweise 3,7 Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr.

Übertriebene Warnungen?

Seit einigen Monaten trübt sich jedoch die Stimmung für die Firmen ein. Ein Wandel, den auch die grossen Geschäftsbanken als deren Gläubiger im Auge behalten müssen. Wegen den Lieferengpässen vor allem aus China, aber auch wegen der sich verteuernden Energie schnellt die Inflation auch in der Schweiz in die Höhe.

Dieser Effekt wird verstärkt durch den Krieg in der Ukraine, in dessen Gefolge sich fossile Brennstoffe massiv verteuerten. Mit der rekordhohen Inflation steht den entwickelten Volkswirtschaften die Zinswende ins Haus, anfangen in den USA und in Grossbritannien – und angekündigt fast überall sonst.

Die Zinswende bringt auch für die Firmenwelt höhere Kosten mit sich, wie sich nun zeigt. So schrieb das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) jüngst von 80 Prozent höheren Kosten für deutsche Unternehmenskredite aufgrund der gestiegen Zinsniveaus. Dies scheint allerdings eine Überzeichnung zu sein, wie verschiedene Marktteilnehmer gegenüber finews.ch versicherten.

Diese Beobachter schätzen, dass sich Firmenkredite in der Eurozone in den ersten drei Monaten des Jahres um zirka 60 Basispunkte verteuert haben, also von knapp 2,3 Prozent auf etwa 2,9 Prozent. Dies ist immer noch viel, aber nicht ganz so dramatisch wie anderswo behauptet.

Verteuerung ähnlich wie in Deutschland

Von der Verteuerung der Unternehmens-Kredite ist auch die Schweiz betroffen, wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) auf Anfrage von finews.ch mitteilt. So rechnet die viergrösste Schweizer Bank für das erste Quartal 2022 mit einem «ähnlich starken» Anstieg der Finanzierungskosten in der Schweiz wie in Deutschland. Dies aufgrund der engen wirtschaftlichen und geldpolitischen Verflechtung mit der Eurozone und insbesondere mit dem nördlichen Nachbarland.

Allerdings beruht dies auf Schätzungen, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zahlen zu den Firmenkrediten mit einiger Verzögerung publiziert. Deshalb sei die Aussage mit Vorsicht zu geniessen sind, mahnt die ZKB.

Starker Franken

Die Credit Suisse (CS), die führende Investmentbank im Land, macht auf Anfrage noch auf einen zweiten wichtigen Aspekt beim Zinsanstieg aufmerksam: «In der Schweiz findet dieser Anstieg verzögert statt, auch aufgrund des starken Franken», sagt Andreas Gerber, Leiter Firmenkunden Schweiz. «Entsprechend ist nicht damit zu rechnen, dass die Zinsaufwände für Schweizer Unternehmen in kurzer Zeit stark ansteigen werden.»

Aber: Da die Zinsen nach wie vor auf historischen Tiefstständen stehen, führt selbst eine kleinere Erhöhung zu einem hohen prozentualen Anstieg, wie der Firmenkunden-Banker zu bedenken gibt.

Gedämpftes Wachstum

Grundsätzlich haben höhere Kreditkosten per se eine dämpfende Wirkung. Gewisse, jetzt schon stark exponierte Firmen könnten in Nöte geraten, wenn sie höhere Zinsen bedienen müssen. Allerdings sind die Unternehmens-Kredite im langjährigen Vergleich immer noch sehr günstig, wie Gerber von der CS betont.

Und, auch dies im Unterschied zur ungleich grösseren Eurozone und ihren massiv höheren Inflationswerten: In der Schweiz ist der Wechselkurs für die meisten international tätigen Firmen vermutlich einiges wichtiger als die ohnehin noch sehr tiefen Zinsen.

Massiv teurere Produkte

Der Franken hat im Vorjahresvergleich zum Euro von etwa 1.10 auf gerade noch 1.02 zugelegt. Dieser Anstieg stellt die hiesige jährliche Inflationsrate deutlich in den Schatten. Zwar müssen die Firmen weniger für Produkte aus dem Ausland bezahlen. Gleichzeitig aber verteuern sich ihre Produkte für Käufer in anderen Währungszonen massiv.

So bleibt unter dem Strich die Beobachtung, dass auch hierzulande die Unternehmenskredite deutlich verteuern. Wegen den historisch tiefen Zinsen geschieht dies von einem Niveau aus, das für die Firmen momentan verkraftbar sein dürfte.

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