Nationalbankpräsident Thomas Jordan hat in einem Interview über die geldpolitische Situation in der Schweiz gesprochen und einen Kurswechsel angedeutet.

Die geldpolitische Situation sei angesichts der hohen und sogar steigenden Inflation und der sich abschwächenden Konjunktur derzeit «unangenehm», sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, in einem Interview mit der «Bilanz».

«Wir bewegen uns in eine für die Geldpolitik unangenehme Situation: Die Inflation ist global bereits hoch und steigt in vielen Ländern sogar noch, gleichzeitig schwächt sich die Konjunktur weltweit ab.»

In dem Gespräch deutete er an, dass die SNB an ihrer nächsten Sitzung am 22. Juni 2022 einen Kurswechsel vornehmen und dabei nicht nur die inländischen Entwicklungen berücksichtigen könnte. «Es ist eine neue Situation: Erstmals seit 2008 erleben wir, dass die Geldpolitik in den meisten Währungsräumen in Richtung einer Straffung geht», sagte er dem Magazin.

Nach wie vor liege die Inflation in der Schweiz weit hinter derjenigen der Nachbarländer und übrigens auch der USA zurück. «Die Auswirkungen der global stark gestiegenen Inflation auf die Schweiz werden wir selbstverständlich analysieren und berücksichtigen.»

Neuer Vizepräsident

Jordan kommentierte auch die jüngste Wahl von Martin Schlegel zum Vizepräsidenten, der Andréa Maechler ablöste, die traditionell als Favoritin für diese Position galt. «Angesichts der aktuell grossen Herausforderungen für die Geldpolitik ist die Kontinuität sehr wertvoll. Die verbleibenden Mitglieder des Direktoriums wurden angehört und haben die Wahl begrüsst.»

Gesundheitliche Verfassung

Jordan thematisierte auch seine gesundheitliche Verfassung. Der 59-Jährige hatte sich im vergagnenen Jahr einer Herzoperation unterziehen müssen. «Ich fühle mich besser denn je, weil ich mehr Sport treibe», sagte der Zentralbanker, dessen Amtszeit bis 2027 läuft.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.07%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel