Russlands Einmarsch in der Ukraine kann eine toxische Kombination aus Wirtschaftsabschwung und fallenden Vermögenspreisen hervorrufen. Während Grossbritannien die Krise mit eigenem Unvermögen derzeit verschlimmert, bleibt die Schweiz noch gelassen.

Die Besorgnis über die Gesundheit des europäischen Finanzsystems hat zugenommen, seit der Ukraine-Konflikt die Energiepreise in die Höhe getrieben hat. Dies hat die Inflation auf ein Mehrjahrzehnthoch getrieben, die Zentralbanken zu aggressiven Zinserhöhungen veranlasst und einen Ausverkauf an den Renten- und Aktienmärkten ausgelöst.

Öl ins Feuer hat zudem die neue britische Regierung gegossen. Die unorthodoxen Haushaltspläne der neuen britischen Regierung haben für Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt und die Bank of England gezwungen, den Märkten mit Anleihekäufe unter die Arme zu greifen.

Alarmierende Instabilitäten

In dieser toxischen Situation erhalten die Alarmzeichen des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) besonderes Gewicht. Das Gremium, das aufgrund der Finanzkrise im Jahr 2010 eingerichtet worden war und für die Überwachung und Verhütung von Gefahren für das Finanzsystem der Region zuständig ist, hatte letzte Woche zum ersten Mal überhaupt eine «allgemeine Warnung» an die Märkte gerichtet.

Darin stellte die Behörde, die von der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, geleitet wird, eine Reihe schwerwiegender Risiken für die Finanzstabilität fest, die gleichzeitig eintreten könnten. Durch eine gegenseitige Beeinflussung könnten sich demnach ihre Auswirkungen verstärken.

Gefährliche Dominoeffekte

Der ESRB warnte davor, dass die Wahrscheinlichkeit von «Tail-Risk-Szenarien» seit Anfang des Jahres grösser geworden sei. Er wies darauf hin, dass die Immobilienpreise seit Jahren rasant steigen und die Gesamtverschuldung in Europa seit Anfang 2020 um fast ein Fünftel auf 27,5 Milliarden Euro gewachsen sei.

Vor diesem Hintergrund rief der ESRB die Regulierungsbehörden in den 30 Ländern, die er beaufsichtigt, dazu auf, sich auf eine mögliche Krise vorzubereiten. Die Finanzinstitute in ihrem Aufsichtsbereich müssten grössere Kapitalpuffer und Rückstellungen bilden, die Verluste auffangen können.

Gelassenheit in der Schweiz

In der Schweiz bleibt die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) vorerst gelassener. Finma-Chef Urban Angehrn erklärte an einer Veranstaltung mit Blick auf die vergangenen Krisenmonate, dass die Schweizer Institute dank der aufgebauten Puffer weitaus besser aufgestellt sind als noch vor zehn Jahren.

Die Kapital- und Liquiditätspuffer seien unverzichtbar, weil sie Schocks abfederten und für Vertrauen sorgten. Die Finma beobachte die Entwicklung dieser Puffer im Rahmen einer vorausschauenden Aufsicht sehr eng.

Dividendenverzicht nicht auf der Agenda

Der ESRB identifizierte drei Hauptquellen für systemische Risiken: Die Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten, Risiken für die Finanzstabilität bei einer drastischen Korrektur der Vermögenspreise und die Auswirkungen solcher Entwicklungen auf die Qualität der Vermögenswerte.

Die Banken sollten die Risiken in ihrer Kapitalplanung berücksichtigen, betonte der Ausschuss. Nicht ausdrücklich ausgesprochen wurde indessen eine Zurückhaltung bei Dividendenausschüttungen, wie sie während der Corona-Pandemie zeitweise verordnet worden war.

Überhitzte Immobilienmärkte

Eine wiederkehrende Sorge stellt nach Ansicht des ESRB der Immobilienmarkt dar. Steigende Hypothekenzinsen und die Verschlechterung der Schuldendienstfähigkeit aufgrund eines Rückgangs des realen Haushaltseinkommens dürften einen Abwärtsdruck auf die Immobilienpreise ausüben und zu einem Auftreten zyklischer Risiken führen, warnte er.

Als weitere Problemfelder nannte der Ausschuss das steigende Ausfallrisiko im gewerblichen Immobiliensektor, Cyberangriffe auf Finanzinstitute und die steigenden Kosten hoher Staatsschulden bei steigenden Zinsen.

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