«Mit unseren fundierten Artikeln leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Berichter­stattung über die Schweizer Finanz­branche im In- und Ausland», sagt finews.ch-Gründer und CEO Claude Baumann im Interview mit fundplat.com. «Wir erreichen inzwischen mehr als eine Million Unique Users pro Monat. Relevanz, Kompetenz und Glaub­wür­digkeit sind die inhalt­lichen Treiber – auch in Asien.»


Herr Baumann, finews.ch ist anerkannt als das führende Online-Portal für alle Beschäf­tigten in der Schweizer Finanz­branche. Es fällt auf, dass in den vergan­genen Monaten die Anzeigen von höchst renom­mierten Adressen (Finanzen, Lifestyle) auf Ihrer Webseite stark zugelegt haben. Was ist der Treiber dieser Entwicklung?

Zum einen trägt unsere redaktionelle Fokussierung auf Finanz­themen dazu bei, dass wir eine klar defi­nierte Leser­schaft haben. Entsprechend werben unsere Anzei­gen­kunden ohne Streu­verlust, respek­tive sie erreichen ihre Ziel­kundschaft zu 100 Prozent.

Zum anderen verzeichnen wir mit finews.ch und finews.com (auf Englisch) inzwischen gut eine Million Unique Users (wieder­kehrende Besuche­rinnen und Besucher) pro Monat. Relevanz, Kompetenz und Glaub­wür­digkeit sind die inhalt­lichen Treiber.

Sie merken also von der einge­trübten Stimmung an den Finanz­märkten wenig?

Bis jetzt können wir nicht klagen. Im Gegenteil, 2022 wird das beste Geschäfts­jahr in der mittler­weile 13-jährigen Geschichte von finews.ch. Die drohende Rezession im kommenden Jahr und die anhaltend schwierige geo­poli­tische Situation in der Welt sollten uns jedoch nicht über­mütig werden lassen.

«Werbe­treibende über­legen im derzei­tigen Umfeld noch viel stärker, wo sie mit ihrer Botschaft auftreten»

Gleichzeitig denke ich, dass wir eine einzig­artige «Value Proposition» haben und mit unseren fundierten Artikeln einen wichtigen Beitrag zur Berichter­stattung über die Schweizer Finanz­branche im In- und Ausland leisten. Werbe­treibende über­legen im derzei­tigen Umfeld noch viel stärker, wo sie mit ihrer Botschaft auftreten und in welchen Medien sie präsent sein wollen. Die Serio­sität unseres Auftritts hilft uns da sicherlich sehr.

Der Leserschaft ist wahrscheinlich weniger bekannt, dass auch finews.asia schwungvoll wächst. Singapur ist von der Schweiz aus bekanntlich nicht mit der Bahn zu erreichen. Weshalb also dieser geo­graphische Aufwand?

Als wir uns vor sieben Jahren Gedanken darüber gemacht haben, wohin wir expan­dieren könnten, haben wir sehr rasch Deutschland und Österreich verworfen, da es dort keine vergleich­bare Bank­kultur wie in der Schweiz gibt. Stattdessen sind wir den Schweizer Banken nach Asien gefolgt und haben eine Tochter­gesell­schaft im Wachstums­markt Singapur gegründet.

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(In Singapur im Februar 2020, Bild: Ivan Schultheiss)

Dieser Entscheid und die damit verbun­dene Aufbau­arbeit haben sich schnell ausbe­zahlt. Wir haben noch vor Covid die Gewinn­schwelle erreicht, was uns dann während der Pandemie und den diversen und strengen Lockdowns ein Polster verliehen hat.

«Die in unseren Breiten­graden oftmals spürbare Neid­kultur existiert in Asien nicht»

Inzwischen sind die Restrik­tionen gefallen. Singapur meldet sich zurück, es herrscht Aufbruch­stimmung; der Finanz­platz profitiert mit seiner Stabi­lität, Zuver­lässigkeit und Qualität von den geo­poli­tischen Unsicher­heiten in der Welt enorm. Und an dieser Entwicklung wollen wir mehr denn je teil­haben. Singapur ist unsere Absi­cherung, unser «Hedge» sozu­sagen, sollten die Zeiten in Europa «struber» werden.

Wenn Sie aus dem Flieger steigen, was spüren Sie nebst der Wärme als erstes im tropischen Stadtstaat?

Zunächst einmal eine positive Grund­haltung, Offen­heit, sozu­sagen eine «Willkommens­kultur», wenn man Geschäfte machen will, verbunden mit einer «Can-do-Menta­lität», die inspi­rierend ist und Freude macht beim Arbeiten. Man kriegt überall sehr viel Unter­stützung. Die in unseren Breiten­graden oftmals spürbare Neid­kultur existiert in Asien nicht.

Ausserdem ist die «Swiss Community» in Singapur relativ gross und hält zusammen. Das gibt eben­falls ein gutes Gefühl und hat uns geholfen, ein Qualitäts­medium aus der Taufe zu heben.

Spitz formuliert: Macht Singapur etwas besser als die Schweiz?

In gewissen Belangen sicherlich. Man sprich ja auch von der «Schweiz in Asien» oder der «besseren Schweiz». Die Dienst­leis­tungs­bereit­schaft sucht ihres­gleichen, Die Umsetzungs­ge­schwin­digkeit bei Projekten ist enorm, und der Anspruch, insbe­son­dere in der Finanz­branche, an der Spitze der Inno­va­tionen mitzu­mischen, ist für uns extrem spannend.

«Hongkong wird zwar eine Finanz­drehscheibe bleiben, aber zunehmend von China gesteuert»

Umgekehrt schätze ich das libe­rale Selbst­verständnis in der Schweiz, die direkte Demo­kratie, und dass nicht alles top-down orga­nisiert ist. So ist unter­nehme­risches Handeln eher möglich. Alles in allem versuche ich aber stets, das Beste aus beiden Welten zu kombi­nieren. Und davon gibt es in beiden Ländern einiges.

Sind der Ukraine-Krieg und die Energie­krise, die Europa lähmen, kein grosses Thema?

Aus Singapurer Optik liegt die Ukraine weit weg; die Tatsache, dass im 21. Jahr­hundert in Europa noch ein solcher Krieg tobt, hat nicht dieselbe Wirkung wie in der Schweiz. Umge­kehrt würde ein Konflikt in Taiwan wesentlich höhere Wellen in Asien schlagen als in unseren Breiten­graden.

Die Energie­krise wiederum ist bis jetzt kein Thema in Singapur; eine solche hätte indessen weit­reichende Folgen, allein schon, wenn man sich verge­gen­wärtigt, wieviel Strom alle Klima­anlagen in der Stadt fressen.

Hongkong war Jahrzehnte lang der Nummer eins Finanz-Hub in Asien. Holt Singapur auf?

Aus inter­natio­naler Sicht bestimmt. Hongkong wird zwar eine Finanz­drehscheibe bleiben, aber zunehmend von China gesteuert. Viele west­liche Finanz­insti­tute werden da weniger zu suchen haben. Das erklärt auch die tekto­nische Verla­gerung vieler Firmen und Vermögen von Hongkong nach Singapur.

Ein guter Gradmesser für Reichtum ist die Anzahl an Family Offices. Gibt es darüber eine Statistik in Singapur?

Ja. Singapur hat während der Pandemie die Rahmen­bedin­gungen für die Ansied­lung von Family Offices markant verbessert und damit effi­zientes Stand­ort-Marketing betrieben.

«Die strikte Trennung von Redaktion und Verlag ist das Erfolgs­geheimnis unseres Geschäfts­modells»

Gab es bis vor fünf Jahren etwa 50 Family Offices im Stadt­staat, so sind es heute rund 800 und weitere 600 warten auf eine Lizenz der Finanz­markt-Aufsichts­behörde. Das unter­streicht eindrück­lich, welch lang­fris­tiges Vertrauen die Desti­nation Singapur in Asien geniesst.

Können Sie das Geschäfts­modell von finews.asia etwas erläutern? Ist es eine Kopie von finews.ch?

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(finews.asia-Event mit Henley & Partners in Singapur im Oktober 2022, Bild: HP)

Im Prinzip ja. finews.asia ist wie finews.ch werbe­finan­ziert, wobei der redak­tio­nelle Inhalt gänzlich unab­hängig und der Kern unseres Geschäfts ist. Die strikte Trennung von Redaktion und Verlag ist wie bei allen seriösen Medien das Erfolgs­geheimnis unseres Geschäfts­modells, das sich grund­sätzlich auf jedem Finanz­platz skalieren lässt.

Mit finewsticino.ch haben wir dies ein weiteres Mal bewiesen. Spannend wäre in nächster Zeit sicherlich eine Online-Plattform in der Golf­region.

Sie sind bekannt als ein weltoffener Mensch. Konnten Sie in Singapur schon Kontakte aufbauen mit lokalen Leuten, oder bleiben die Europäer beim Feier­abend­bier unter sich?

Die Singapurerinnen und Singapurer sind abso­lute «Foodies». Essen und Trinken gehören zur Kultur und haben einen entsprechend hohen Stellen­wert im Alltag.

«Dann wird mir bewusst, wie privi­legiert wir Schweizer und Schweize­rinnen sind»

So ist es die grösste Selbst­ver­ständ­lichkeit, miteinander auszu­gehen, egal, ob auf ein Bier oder zum Buffett-Dinner. Ich kenne keine kuli­narische Geschmacks­richtung, die in Singapur zu kurz käme.

Wenn Schweizer Finanz­adressen in Singapur Fuss fassen oder ihr Geschäft ausweiten wollen, wie kann Ihr örtliches Büro Unterstützung bieten?

Wir können sicherlich dazu beitragen, einen «Brand», also eine Marke, in Südost­asien bekannt(er) zu machen. Mit mehr als 300‘000 Unique Users (wieder­kehrende Besuche­rinnen und Besucher) pro Monat auf finews.asia erreichen wir bereits eine beträcht­liche Leser­schaft in der Finanz­branche, und die Zugriffs­zahlen sind weiter steigend. Wir prüfen sämt­liche News und Entwick­lungen und sind selbst­ver­ständ­lich offen für Werbung.

Zum Schluss noch eine sehr persönliche Frage: Könnten Sie monatelang in Singapur leben oder freuen Sie sich jedes Mal wieder, in die Swiss-Maschine zurück nach Zürich zu steigen?

Es lebt sich sehr gut in Singapur. Den Reiz und die Inspi­ration machen allerdings andere Dinge aus als in der Schweiz, die ebenfalls nicht zu verachten sind. Inso­fern freue ich mich immer, wenn ich in einer Swiss-Maschine nach Zürich Platz nehme. Dann wird mir bewusst, wie privi­legiert wir Schweizer und Schweize­rinnen sind.


Claude Baumann ist Medien­unter­nehmer. Er arbei­tete früher als Redaktor für die «Welt­woche», «Finanz und Wirtschaft» und die «Handels­zeitung». Er war Mit­gründer des Lite­ratur­verlags Nagel & Kimche und lancierte 1989 das Geschäfts­reise­magazin «Arrivals». Im Jahr 2009 startete er «finews.ch», das heute führende Online-Portal für alle Beschäf­tigten in der Schweizer Finanz­branche. Seit 2016 existiert auch «finews.asia» mit Sitz in Singapur und einem Büro in Hongkong. Seit knapp einem Jahr gibt es zudem die ita­lienisch­sprachige Webseite «finewsticino.ch». Claude Baumann ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt einer Biographie über den Schweizer Bankier Robert Holzach.

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