Die Nachwehen des Brexit sind noch immer nicht vorbei. Zwar ist der grosse Exodus ausgeblieben, doch insbesondere bei den US-Banken läuft eine Neusortierung, die Mitarbeitende aus London an Standorte in der EU verlagern. Dabei kann offenbar Mailand punkten.

Goldman Sachs verlagert einen Teil seines Euro-Swap-Handels von London nach Mailand, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet. Das sei nur das jüngste Beispiel für die Verlagerung von Aufgaben auf den Kontinent nach dem Brexit.

Der Wall-Street-Gigant verlagere Mitarbeiter, um seine europäischen Niederlassungen nach dem Austritt Grossbritanniens aus der EU zu stärken, hiess es weiter. Die Mitarbeiter würden wahrscheinlich Anfang kommenden Jahres umziehen. Zudem plant Goldman Sachs auch vor Ort neue Mitarbeiter einzustellen.

Ein Sprecher der Bank wollte der Nachrichtenagentur gegenüber keine Stellung nehmen. Das Unternehmen hat derzeit rund 80 Mitarbeitende in Mailand.

Mahnung der EZB

Im Mai hatte die Europäische Zentralbank (EZB) angemahnt, dass bei den Banken noch immer ein zu grosser Anteil des Geschäfts über Einheiten ausserhalb der EU abgewickelt wird. Etwa ein Fünftel der von ihr überprüften Handelsabteilungen würde «gezielte Aufsichtsmassnahmen rechtfertigen».

Laut einer weiteren Quelle stockt auch J.P.Morgan in Mailand personell auf. Die US-Bank beschäftigt etwa 200 Mitarbeiter in Italien. Zu den Neueinstellungen würden darunter zwei Geschäftsführer zählen, einer für die Kreditberatung und der andere für die Vermögensverwaltung.

Auch die Citigroup hat die Zahl der Mitarbeiter in Italien seit 2018 erhöht. Citigroup beschäftigt nun etwa 230 Mitarbeiter in Italien.

Mailand als europäisches Finanzzentrum

Die Börse Euronext hatte im vergangenen Juni ein Rechenzentrum aus Basildon östlich von London abgezogen und nach Bergamo verlagert, etwa eine Stunde von Mailand entfernt. Nach Angaben von Chief Executive Officer Stephane Boujnah wird dort ein Viertel des europäischen Aktienhandels abgewickelt.

Im Vergleich zu London bleibt Mailand beim Handel mit festverzinslichen Wertpapieren allerdings ein kleiner Player. Laut Daten von Vali Analytics sind 78 Prozent der europäischen Händler nach wie vor in London ansässig, verglichen mit 85 Prozent vor fünf Jahren. Auf Platz zwei liegt Paris mit rund 14 Prozent.

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