In den kommenden Monaten bieten sich enorme Chancen im Swiss Banking. Doch auch die Fallhöhe hat zugenommen. Für folgende Kräfte wird 2024 deshalb ein Jahr auf Biegen und Brechen.

1. Benjamin Cavalli: Von der Krisenbank an die Seite von Iqbal Khan

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(Bild: CS)

Der Untergang der Credit Suisse (CS) hat viele Karrieren bei der Grossbank vorzeitig beendet. Nicht so jene von Benjamin Cavalli, des bisherigen Asienchefs der Grossbank: Iqbal Khan, der Leiter des Kerngeschäfts der UBS mit der Globalen Vermögensverwaltung, hat den Zürcher im vergangenen Sommer zu seiner rechten Hand erkoren. Ebenfalls steht Cavalli einem Eliteteam von Private Bankern vor, das weltweit «strategische» Privatkunden der UBS bedient.

Diese Kunden stellen einen wichtigen Teil des Geschäfts der UBS-Vermögensverwaltung. Entsprechend viel hängt am Erfolg von Cavalli – respektive umso schneller müsste sein Chef Khan bei einem Versagen korrigieren. Bereits zu reden gaben ausserdem einzelne hochrangige CS-Banker, welche Cavalli um sich geschart hat: So etwa Babak Dastmaltschi, der unter anderem im Osteuropa-Geschäft einst ein grosses Rad drehte.


2. Simone Westerfeld: Mit der Masse Klasse beweisen

Auf diese Frau vertraut Sabine Keller-Busse: Im vergangenen September hat die Schweiz-Chefin der kombinierten UBS Simone Westerfeld als Leiterin des kombinierten Personal Banking bestätigt – das ist das Massengeschäft mit den hiesigen Retailkunden. Dort gilt es aufzuholen, haben doch die beiden Grossbanken in vergangenen Jahren insbesondere gegenüber den Kantonalbanken an Terrain eingebüsst. Mit der neuen UBS-CS steht den Staatsbanken nun aber ein anderes Kaliber gegenüber, wobei die UBS auch massiv in die Digitalisierung jenes Geschäfts investiert hat und neue Skalen entsprechend nutzen könnte.

Westerfeld ist wohl die richtige Frau dafür. Sie gilt als Digitalisiererin, kennt mit Karrierestationen bei der CS und der Basler Kantonalbank den Schweizer Markt à fonds und bringt als Finanzprofessorin auch einen theoretischen Hintergrund mit. Die Managerin scheint sich zudem auf die UBS festgelegt haben: Gerüchten zufolge hat sie für den Grossbanken-Job den Posten als neue Chefin von Postfinance sausen lassen.


3. Evie Kostakis – Bär-Bankerin des Vertrauens

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(Bild: Julius Bär)

Das Debakel rund um mutmassliche Kredite an die zahlungsunfähige Signa-Gruppe hat das Vertrauen in die Privatbank Julius Bär schwer erschüttert. Wie konnte es nur geschehen, fragen sich Beobachter und Anleger zugleich, dass das als konservativ geltende Zürcher Traditionshaus Darlehen von mehr als 600 Millionen Franken an Firmen erteilte? Keine gute Figur machen deswegen CEO Philipp Rickenbacher und Präsident Romeo Lacher, die als Lenker der Bankengruppe letztlich in der Verantwortung stehen.

Demgegenüber hat es Evie Kostakis geschafft, Risse im Image von Julius Bär wieder zu kitten. Die Finanzchefin ging persönlich auf Branchenbeobachter zu und konnte so etwa Analysten der Zürcher Kantonalbank zu einem recht optimistischen Report inspirieren. Als Herrin über die Bücher von Bär kommt ihr in den kommende Monaten ebenfalls eine entscheidende Rolle zu. Sie hat mit dafür zu sorgen, dass potenzielle Abschreiber auf dem gefährdeten Darlehen das finanzielle Gefüge des Instituts nicht ins Wanken bringen.


4. Iwan Deplazes: Asset-Management-Veteran mit neuer Perspektive

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(Bild: ZKB)

Iwan Deplazes ist sicherlich keine neue Kraft im Schweizer Finanzwesen. Immerhin leitet er seit dem Jahr 2007 dem Fondsgeschäft der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und steht als Präsident der Asset Management Association Switzerland (AMAS) regelmässig im Rampenlicht. Dennoch könnte der Veteran bei der Staatsbank unverhofft zum «Shooting Star» avancieren: Die ZKB gilt mit ihrer Fondsmarke Swisscanto nämlich als präferierte Destination für Vermögen, die infolge der UBS-CS-Fusion aus dem Asset Management der beiden Grossbanken abfliessen. Laut Beobachtern werden sich im ersten Halbjahr 2024 auch vermehrt grosse Pensionskassen-Vermögen in Bewegung setzen.

Mit dem steigenden Gewicht seiner Charge könnte es Deplazes gar vergönnt sein, in die Geschäftsleitung der ZKB (Generaldirektion) einzuziehen. Bisher ist das Asset Management bei der Staatsbank nur als Direktion vertreten.


5. Marc Pictet: Der neue Hüter der Schlüssel zur «Festung» Pictet

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(Bild: Pictet)

Bei Pictet kommt es 2024 zu einer bedeutenden Stabübergabe. Der derzeitige Seniorpartner Renaud de Planta wird sein Amt Ende Juni 2024 niederlegen. An seiner Stelle übernimmt als Vertreter der jüngeren Generation Marc Pictet bei der ehrwürdigen Genfer Privatbank. Dieser stiess 2001 zu Pictet und ist seit 2011 geschäftsführender Teilhaber der Gruppe, wo er unter anderem als Co-Leiter der Privatkunden-Geschäfts (Wealth Management) wirkt.

Unter der Ägide von de Planta hat sich das Bild von Pictet als «Festung» eingeprägt: Die Bank gilt am Markt als Bollwerk, dass sich vorab dem Schutz der anvertrauten Vermögen verschrieben hat. Allerdings bieten sich gerade mit dem Untergang der CS und der neuen Megabank UBS Wachstumschancen, wie es sie im Private Banking nur einmal in einer ganzen Generation gibt. Die Fragen ist nun, ob unter Marc Pictet das Partnergremium die noble Zurückhaltung doch noch fallen lässt und offensiv um Kunden und Mitarbeitende der Grossbank buhlt.


6. Serge Fehr – hoch fliegen oder tief fallen bei Lombard Odier

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(Bild: CS)

Die Genfer Mitbewerberin Lombard Odier ist diesbezüglich in den vergangenen Monaten wesentlich aktiver gewesen: Die Privatbank hat sich einen Namen als bevorzugte Destination der Wahl für wechselwillige CS-Kader gemacht. Wohl grösste Coup der Genfer war dabei das Engagement von Serge Fehr, dem vormaligen Chef des Private Banking der CS in der Schweiz. Fehr ist bei Lombard Odier erneut für den Markt Schweiz verantwortlich und hat weitere Kräfte von der CS zum Unternehmen geholt, so etwa Sabine Heller als neue Verantwortliche für den Platz Zürich.

Natürlich sind mit dem «Fehr-Effekt» enorme Hoffnungen verbunden, die sich erst noch bewahrheiten müssen. Lombard Odier hat kurzentschlossen die Chance des CS-Untergangs gepackt und massiv in die Rekrutierungen investiert. Es ist aber zu erwarten, dass das Teilhaber-geführte Institut genauso schnell die Reissleine zieht, wenn die neu angestellten Ex-Grossbankerinnen und -Grossbanker enttäuschen sollten.


7. Christel Rendu de Lint: Trotz Doppelspitze stark auf sich gestellt

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(Bild: Vontobel)

Die Ankündigung der neuen Doppelspitze bei Vontobel mit Georg Schubiger und Christel Rendu de Lint hat bisher nur mässig zu begeistern vermocht: Auf die Ära des über weiter Strecken erfolgreichen CEO Zeno Staub folgt beim Investmenthaus nun eine Co-Leitung. Für diese gilt es ab Januar ernst, wobei der höhere Druck wohl auf Rendu de Lint lastet.

Die Investmentexpertin, die beim Zürcher Traditionshaus einen steilen Aufstieg hinter sich hat, ist mit dem Investment Management für das wichtigste Standbein der Gruppe verantwortlich. Gleichzeitig besteht in der Sparte am meisten Handlungsbedarf. In den vergangenen Monaten haben Kunden dort Vermögen in milliardenhöhe abgezogen, und Vontobel produziert mit seinen aktiv verwalteten Aktien- und Anleihenfonds gegenwärtig an der Nachfrage vorbei.

Für Rendu de Lint wird der Chefposten damit ein Engagement auf Biegen und Brechen: Es müssen rasch Resultate her, und die bisher etwas blass wirkende Managerin muss auch als Führungsperson Konturen gewinnen. Über all dem wacht Vontobel-Präsident Andreas Utermann, von Haus aus ebenfalls ein Asset Manager – und deshalb wohl ein strenger Schiedsrichter.

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