Die Filiale der Genfer Privatbank Lombard Odier entwickelt sich rasant zur eigenen Kraft am Zürcher Bankenplatz. Das hat einiges mit Ehemaligen der Credit Suisse zu tun.

Es ist erstaunlich, welche Anziehungskraft die Filiale einer mittelgrossen Genfer Privatbank in der Zürcher Bankenszene entwickelt. Von hier aus ist Serge Fehr (Bild unten) tätig, der einstige Private-Banking-Chef der Credit Suisse (CS), der vergangenen August seine Arbeit als Leiter des Schweizer Privatkundengeschäfts von Lombard Odier aufgenommen hat.

Er ist nicht der einzige Top-Banker, der zur Geschäftsstelle am Utoschloss stösst, unweit des Sechseläutenplatzes in Zürich. So wird mit Michael Strobaek (Bild weiter unten) eine weitere einstige CS-Grösse am Standort tätig werden. Als neuer Investmentchef (CIO) von Lombard Odier bestimmt er ab dem 1. November die Anlagestrategie der ganzen Gruppe.

Fehr 500

(Bild: LO)

Alle wichtigen Dienstleistungen

Nach seinen Empfehlungen wird sich auch ein Team von Portfolio-Management-Spezialisten im Private Banking richten – auch sie waren zuvor für die CS tätig und sind nun ebenfalls in der Limmatstadt stationiert.

Die prominenten Neuankömmlinge unterstreichen noch, was sich schon seit bei Lombard Odier in Zürich schon seit einigen Jahren beobachten lässt: Der Deutschschweizer Hub wächst rasant und vereint auf seiner Plattform mitunter alle wichtigen Dienstleistungen und Angebote für ausländische und inländische Kunden.

Wo Flaggschiffe ankern

160 der rund 1’600 Mitarbeitenden, welche die Gruppe in der Schweiz zählt, wirken von hier aus. Dies nicht zuletzt in Zentrumsfunktionen, die eigentlich beim Hauptquartier an der Rhone zu vermuten wären. So sind hier die Verantwortlichen für die Compliance der Gruppe, die Rechstdienste, für Kommunikation und regulatorische Angelegenheiten zu finden. Derweil werden die hiesigen Kunden des Outsourcing-Angebots (BPO) vom lokalen Tech-Personal betreut.

Strobaek 500

(Bild: CS)

Nicht zuletzt repräsentiert der Standort auch das Fondsgeschäft der Gruppe, die Sparte Lombard Odier Investment Managers (LOIM). Mehrere Management-Teams von Flaggschiff-Fonds arbeiten von hier aus, hinzu kommt ein eigener Vertrieb an andere Vermögensverwalter (Wholesale) sowie an Institutionelle.

Andreas Arni am Zug

Insofern nimmt sich die Zürcher Filiale wie eine kleines Abbild der gesamten Bankengruppe aus, sozusagen eine Bank in der Bank. An der Limmat wird allerdings betont, das eng mit dem Genfer Hauptquartier zusammengearbeitet werde.

Der Standort an der Limmat, der seit mehr als 30 Jahren besteht, hat unter der aktuellen Leitung von Andreas Arni (Bild ganz unten) sichtbar an Dynamik zugelegt. Ende 2019 hatte Lombard Odier Arni zum Leiter der Geschäftsstelle und zum Mitglied der Geschäftsleitung des Private Banking ernannt. Seither hat der Deutschschweizer – er leitete zuvor die Schweizer Unternehmerbank (E&E) der CS – in Zürich Zug um Zug gemacht.

Arni 500

(Bild: LO)

Wichtige Desks für das Offshore-Banking

So sind seither diverse erfahrene Private Bankerinnen und Banker zum Standort gestossen. Wichtige Auslandsmärkte werden von den Offshore-Desk in Zürich aus bedient, so Grossbritannien, Nahost und Israel, Lateinamerika sowie Asien, wo die Gruppe speziell hohe Wachstumsambitionen hegt. Mit der Ankunft neuer Kundenberater wurde zudem die Compliance und das Onboarding vor Ort ausgebaut.

Bedeutend bleibt zudem das Offshore-Geschäft mit deutschen Privatkunden; Medienberichten zufolge bemüht sich Lombard Odier inzwischen gar um eine erleichtere Freistellung im Nachbarland.

Expansion in der Deutschschweiz

Ein besonderer Fokus liegt künftig auf der Deutschschweiz. Der neue Marktleiter Fehr soll insbesondere in diesem Teil des Landes das Geschäft forcieren. Zürich dient Lombard Odier dabei als Rückgrat dieser Expansion; neu wurde in der Stadt Zug ein Büro eröffnet. Einmal mehr stützte sich die Privatbank hierbei auf Ehemalige der CS: Wie auch finews.ch berichtete, wechselte dort Anfang August eine Truppe von 13 Grossbankern unter der Führung von Marco Arnold zu Lombard Odier.

Das waren genug Mitarbeitende, um eine eigene Zuger Filiale zu rechtfertigen. Man darf gespannt sein, wo die Zürcher Kräfte der Genfer Gruppe als nächstes anpacken.

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