Getrieben von der Befürchtung einer Angebotsverknappung ist der Rohölpreis der Sorte Brent nach Ankündigung neuer Iran-Sanktionen bis auf ein Jahreshoch von 79.86 Dollar pro Fass gestiegen. Seither steht der Kurs wieder unter Druck und handelt derzeit bei 73 Dollar pro Fass.

Seit vergangener Woche steht fest: Die USA machen mit neuen Iran-Sanktionen ernst. In einer ersten Runde sanktionierte der amerikanische Präsident Donald Trump den Iran beim Handel in Dollar, Gold und weiteren Rohstoffen. In 90 Tagen sollen dann die wesentlich weiter reichenden Öl-Sanktionen folgen.

Obwohl der Markt zunächst mit steigenden Preisen reagierte, scheint sich diese Angst mittlerweile verflüchtigt zu haben. Denn der Effekt der Sanktionen scheint für die weltweite Versorgung zunächst keine grossen Folgen zu haben.

Analysten der Nachrichtenagentur «Reuters» haben berechnet, dass lediglich der Export von 600 bis 700 Tausend Fässer pro Tag von den neuen Sanktionen betroffen sind. Derzeit fördert der Iran täglich etwa 3,7 Millionen Fässer. Saudi Arabien und weitere Opec-Mitglieder haben bereits angekündigt, durch eine Erhöhung der eigenen Fördermengen den Iran-Ausfall auszugleichen, um die Preise stabil zu halten.

Strasse von Hormus im Fokus

Jedoch dürften die Sanktionen den Iran wirtschaftlich deutlich unter Druck setzen. Als Hauptabnehmer des restlichen Öls hätte China einfaches Spiel, einen Risikoabschlag vom Iran zu fordern, was den iranischen Staatshaushalt zusätzlich belasten würde.

Als Druckmittel gegenüber den USA haben die Iraner erneut gedroht, die Meerenge von Hormus zu blockieren. Das Nadelöhr des weltweiten Ölhandels, durch das täglich fast 20 Millionen Fässer Rohöl transportiert werden, liegt direkt an der Südküste des Irans. Auch wenn eine solche Massnahme lediglich als Drohgebärde zu verstehen ist, könnte ein eskalierender Konflikt den Ölpreis kurzfristig beeinflussen.

Realistisch würde sich bei einer militärischen Schliessung dieser Meerenge eine Koalition der Willigen unter der Führung der USA finden, die in der Lage wäre, die Kontrolle über die Meerenge innerhalb weniger Wochen zurückzugewinnen.

Brent-WTI Spread als Gradmesser

IG OIL new 500

(Quelle: ProRealTime)

Brent ist die Benchmark für Öl aus der Nordsee, Afrika und dem Nahen Osten. Entsprechend sensibel reagiert der Brent-Preis auf Entwicklungen im Iran. Je stärker die Spannungen zwischen dem Iran und den USA zunehmen, umso höher sollte der Preis von Brent steigen.

WTI hingegen ist die Benchmark für Rohöl aus Nordamerika und sollte von diesen Entwicklungen weniger stark betroffen sein. Auch weil die USA mit der Förderungen von Schieferöl dieses Jahr wohl ein neues Rekordniveau erreichen werden, ist der nach oben gerichtete Preisdruck auf Rohöl der Sorte WTI geringer.

Neue Handelschancen

Der Brent-WTI Spread spiegelt dieses Ungleichgewicht sehr gut. Nach Ankündigung der neuen Sanktionen ist der Spread zwischen den beiden Ölsorten von knapp vier Dollar pro Fass auf bis zu 11 Dollar pro Fass gestiegen. Mit der Ankündigung der Opec, Irans Lieferausfälle aufzufangen, ist der Spread nunmehr wieder auf 6 Dollar pro Fass gefallen. Jedwede weitere Entwicklung im Konflikt dürfte Handelschancen im Spread eröffnen.

Um von einer Vergrösserung des Spreads zu profitieren, müsste eine Brent-Long-/WTI-Short-Position eingegangen werden. Umgekehrt müsste man Brent Short/WTI Long handeln, sofern man erwartet, dass sich der Spread wieder verringert.

Da sich der WTI-Kontrakt in einer Backwardation befindet (das heisst, dass die längeren Futures-Kontrakte niedriger notieren als die kürzeren), kann man bei letzterer Annahme zusätzlich von positiven Roll-Over Kosten profitieren.

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