Julius Bär Report: High-Net-Worth Individuals setzen die Prioritäten neu

Der «Global Wealth and Lifestyle Report 2025» von Julius Bär markiert eine Zäsur: Erstmals verzeichnet der Lifestyle-Index einen Rückgang von 2 Prozent auf Dollar-Basis. Dieser Preisrückgang, insbesondere bei Gütern (-3,4 Prozent), steht sinnbildlich für eine Trendwende unter High-Net-Worth Individuals (HNWIs): Statt materiellem Konsum rückt das Thema Langlebigkeit in den Fokus – sowohl in finanzieller als auch in gesundheitlicher Hinsicht.

In einem von geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten und Inflation geprägten Umfeld hinterfragen vermögende Privatpersonen zunehmend ihr Ausgabeverhalten. Zwar bleibt die Nachfrage nach exklusiven Erfahrungen wie Reisen oder Fine Dining robust, doch klassische Luxusgüter verlieren an Bedeutung. Besonders auffällig: Die Preise für Technologieprodukte sind um über 21 Prozent gefallen, während die Kosten für Business-Class-Flüge um 12.6 Prozent zunahmen.

Länger leben, länger planen: Vermögenssicherung neu gedacht 

Ein zentrales Ergebnis des Julius-Bär-Umfrage bei HNWIs ist die wachsende Bedeutung von Langlebigkeit (Longevity): Zwischen 87 Prozent (Nordamerika) und 100 Prozent (Asien) der Befragten geben an, gezielt Massnahmen zur Lebensverlängerung zu ergreifen: von ausgewogener Ernährung bis zu innovativen Verfahren wie Gentherapie. Parallel dazu wächst das Bedürfnis nach finanzieller Langlebigkeit: Strategien zur Absicherung einer potenziell deutlich längeren Lebensspanne gewinnen stark an Bedeutung, insbesondere in Europa und Nordamerika.

Zürich rückt vor

Trotz weltweit rückläufiger Preise behauptet sich Zürich in der Spitzengruppe und rückt im Ranking auf Platz 5 der teuersten Städte für HNWIs vor. Besonders im EMEA-Raum (Europa, Naher Osten, Afrika) zeigt sich ein stabiles bis leicht rückläufiges Preisniveau. In Zürich sind die Kosten für viele Dienstleistungen sogar leicht gesunken. London erklimmt Platz 2 im globalen Städtevergleich, während Dubai seinen Aufstieg fortsetzt (neu Rang 7). Im asiatisch-pazifischen Raum bleibt Singapur an der Spitze, während Bangkok und Tokio stark zulegen. 

Während APAC trotz globaler Unsicherheiten eine stabile Preisentwicklung aufweist (-1 Prozent), zeigt Lateinamerika ein gemischtes Bild: Während Konsumgüter günstiger wurden, schnellen Hotel- und Flugpreise – insbesondere Business-Class-Tickets – in die Höhe (+39,3 Prozent). In Mexico City und Santiago stiegen die Preise in lokaler Währung um bis zu 16 Prozent – Ausdruck einer fragmentierten globalen Entwicklung.

Fazit für den Finanzplatz Schweiz 

Der Julius-Bär-Bericht ist ein Seismograf für das Verhalten der globalen Vermögenselite und damit auch für Wealth Manager, Family Offices und Banken mit globaler Klientel. Das Fazit: Das Luxusverständnis wandelt sich. Statt Statussymbolen zählen heute Wohlbefinden, Lebensqualität und nachhaltige Planung. Für Schweizer Anbieter bedeutet dies: Dienstleistungen rund um Gesundheit, Langlebigkeit und generationenübergreifende Vermögensstrategie dürften künftig stark an Bedeutung gewinnen – weit über traditionelle Vermögensverwaltung hinaus.