Stellensuchende Banker widerlegen Klischee

Banker, Vermögensverwalter, Sales-Manager – sie alle wissen genau, was sie können und was sie wert sind. Eine Branche mit überrissenen Lohnforderungen? In der Praxis zeigt sich ein anderes Bild, wie Kerstin Brüffer, Senior Consultant bei Manpower Schweiz, im Gespräch mit finews.ch sagt: «Die meisten, mit denen ich arbeite, sind reflektiert, suchen nicht einfach den nächstbesten Job, sondern einen, der langfristig passt.»

Der Lohn spielt dabei eine Rolle, aber nicht die entscheidende. «Natürlich gibt es eine Lohnerwartung. Aber die Bereitschaft, auf das passende Angebot etwas länger zu warten, ist gross.» 

Manpower

Kerstin Brüffer von Manpower. (Bild: zVg)

Nachfolge statt Massenentlassung

Besonders viel Bewegung gibt es derzeit durch den absehbaren Generationenwechsel in vielen Unternehmen, insbesondere bei den Vermögensverwaltern. Wer um 1960 geboren wurde, verabschiedet sich schrittweise in den Ruhestand – und hinterlässt vakante Führungspositionen. Das zwingt die Unternehmen dazu, sich strategisch neu aufzustellen und rechtzeitig die passenden Leute zu finden.

«Die Herausforderung liegt weniger in der Auswahl an verfügbaren Personen als im Matching. Es braucht ein gutes Verständnis für die Anforderungen der Unternehmen und das Skillset der Kandidatinnen und Kandidaten», sagt Brüffer.

Ein Bewerben auf Augenhöhe 

Dabei ist ein Wandel spürbar: Früher bewarben sich Spezialisten bei Unternehmen. Heute bewerben sich beide Seiten bei einander. Wer ein gutes Profil hat, prüft Firmen genauso kritisch wie umgekehrt. Wie sieht die Firmenkultur aus? Wie ist das Team aufgestellt? Was verspricht die Website, und was sagen Bewertungsplattformen? Viele Unternehmen haben das laut Brüffer von Manpower erkannt: «Um gute Leute zu finden, muss der Gesamteindruck des Unternehmens stimmen.» 

Salär: Realistisch – aber nicht unter Wert

 Wer heute im Finanzbereich wechselt, kann in der Regel mit einem vergleichbaren Lohn rechnen. Wer vorher 180’000 Franken im Jahr verdient hat, wird kaum für 150’000 Franken unterschreiben. Lohndumping lasse sich nicht feststellen, sagt Brüffer.

Im Gegenteil: Die Firmen erkennen den Wert eines Mitarbeiters, insbesondere wenn sie ihren Wunschkandidaten gefunden hätten, zeigten sie sich verhandlungsbereit: «Sie sind sich bewusst, dass sie für einen guten Mitarbeiter ein wenig tiefer in die Tasche greifen müssen.» 

Wer allerdings zu hohe Lohnforderungen stelle bzw. solche, die nicht seinem Profil entsprächen, sei schnell aus dem Rennen. Wer dringend eine neue Stelle braucht oder aus einer schwächeren Position heraus agiert, muss ebenfalls mit Abstrichen rechnen.