Thomas Rühl: «Ich liebe Bühnenauftritte»

Er liebt einen guten Sauternes und sein Lieblingsgefährt ist sein Elektrovelo. Thomas Rühl, Leiter Research und Chief Investment Officer der Schwyzer Kantonalbank, spricht im Interview über seine Ängste und das Beste an seinem Beruf.


Im finews.privé geben interessante Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft und darüber hinaus jeden Mittwoch Auskunft über ihre ganz persönlichen Vorlieben.


Was tun Sie morgens als Erstes?

Ich lese die News und stell mir die Frage, welche Entwicklungen für die Kundinnen und Kunden der SZKB relevant sind. Die US-Regierung sorgt im Moment für besonders viel «Filterarbeit».

Was ist das Beste an Ihrem Beruf?

Einerseits der intellektuelle Challenge, die Entwicklung der Börsen und der Weltwirtschaft zu verstehen. Andererseits Kundenanlässe. Ich liebe Bühnenauftritte…

Ein Moment, der Ihr Leben veränderte?

Mein EMBA-Studium am IMD in Lausanne. Ich habe erwartet, dass ich dort viel Neues aus der Betriebswirtschaft lerne. Vor allem habe ich aber extrem viel über mich selbst als Mensch und Führungsperson gelernt, was eigentlich viel wertvoller ist als Marketing und Corporate Finance.

Welche Autos besitzen Sie? Welches ist Ihr Liebstes?

Mein Auto feierte kürzlich seinen 10. Geburtstag. Es fährt sparsam und zuverlässig von A nach B. Alles andere interessiert mich nicht wirklich. Mein liebstes Gefährt ist mein Elektrovelo…

Welchen Rat würden Sie Ihrem 20-jährigen Selbst geben?

Wenn Du auf dem falschen Weg bist, suche einen neuen. Auch wenn es schwerfällt.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Das Anlagegeschäft der SZKB ist kleiner als dasjenige von Privat- und Grossbanken. Dennoch können wir qualitativ hochstehende Dienstleistungen und Anlageprodukte anbieten. Wir wachsen beständig und konnten für unsere Fonds verschiedentlich sogar Awards abholen.

Was ist Ihr Lieblingswein?

Sauternes. In Kombination mit Stilton unschlagbar. Frankreich und England, quasi die kulinarische Concorde.

Was ist Ihnen momentan am wichtigsten?

Dass wir in der aktuell turbulenten Börsen-Zeit nahe an unseren Kundinnen und Kunden sind. Und dass wir ihnen passende Anlagemöglichkeiten bieten können.

Was wäre die grösste Überraschung für jemanden, der Ihren Job einen Tag lang übernehmen müsste?

Wie wenig Zeit wir in der SZKB für interne «Kämpfe» verwenden und wie viel Zeit für echte Wertschöpfung bleibt. Das habe ich in früheren Rollen ganz anders erlebt.

Welches ist Ihr persönlicher Antrieb?

Wirtschaft und Politik haben mich von klein auf immer interessiert. Dass ich diese Leidenschaft im Kontext des Anlagegeschäfts einsetzen kann, macht mir Spass.

Wovor fürchten Sie sich?

Die «alte» westlich geprägte Weltordnung hat vielerorts Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht. Ich fürchte, dass wir diese verlieren. Eine mögliche Zukunft mit mehr Krieg, Denkverboten und Unterdrückung lässt mich erschaudern.

Ihre Lieblingsuhrenmarke?

Ich trage eine einfache Uhr aus dem Baselbiet, die mir emotional viel bedeutet. Als «Armchair Astronaut» finde ich ausserdem die Story der Mond-Uhr von Omega unschlagbar.

Was schätzen Ihre Mitarbeitenden am meisten an Ihnen?

Meine Verlässlichkeit. Wir haben einen offenen Dialog auch über unangenehme Themen und ein enges Vertrauensverhältnis. Mir ist es sehr wichtig, dass meine Mitarbeitenden wissen, wo sie stehen und was genau ich von ihnen erwarte.

Ihr bestes Investment?

Apple-Aktien. Allerdings bin ich skeptisch, ob die Erfolgsstory von Apple Erfolgsstory angesichts des Handelskriegs und der starken KI-Konkurrenz weitergeht. Vielleicht schlägt dann mein Goldvreneli, das ich als 12-Jähriger gekauft habe, die prozentuale Performance von Apple…


Thomas Rühl ist Leiter Research und Chief Investment Officer der Schwyzer Kantonalbank. In früheren Rollen war er bei der Credit Suisse, BAK Economics und bei der Schweizerischen Bankiervereinigung tätig. Er hat einen M.A. in Volkswirtschaft (Uni Zürich) sowie einen Executive MBA am IMD in Lausanne erworben.