Europäische Hochzinsanleihen: Kürzere Laufzeiten im Fokus

Diese durch die US-Zolldiskussionen ausgelöste Schwächephase war jedoch nur von sehr kurzer Dauer. Bereits im April begann sich der Markt deutlich zu erholen.

Diese positive Dynamik setzte sich über den Sommer fort: Die Spreads erreichten Ende September 269 Basispunkte, was die hohe Risikobereitschaft der Anleger widerspiegelte.

Kreditumfeld: Anzeichen einer Verlangsamung

Während die Spreads für Hochzinsanleihen in Europa im historischen Kontext auf einem niedrigen Niveau liegen, bleibt das fundamentale Kreditumfeld gemischt. Die Berichtssaison im zweiten Quartal zeigte aufgrund der schwachen operativen Ergebnisse und der schlechten Aussichten für Sektoren wie Automobil, Verpackung, Chemie und Grundstoffe gemischte Ergebnisse.

Die Gegenwinde durch die US-Zölle könnten auch in Zukunft anhalten. Gleichzeitig dürften das deutsche Konjunkturpaket und die erhöhten Verteidigungsausgaben der EU dem Unternehmenssektor etwas Rückenwind verschaffen. Sofern es keine grösseren makroökonomischen Schocks gibt, sollte das Wachstum ausreichen, um die Anleiheklasse mit hohem Ertrag zu stützen.

Rückgang der globalen Ausfallquote erwartet

Trotz des langsameren Wachstums hielten sich die Unternehmensausfälle im Rahmen. Seit Jahresbeginn ist die von Moody's berechnete 12-Monats-Ausfallquote globaler Unternehmensanleihen von 4,9 Prozent auf 4,4 Prozent im September 2025 gesunken und liegt damit leicht über dem langfristigen Durchschnitt von 4,2 Prozent. Die Verbesserung der Kreditbedingungen, die durch eine anhaltend akkommodierende Geldpolitik unterstützt wird, könnte zu einem weiteren Rückgang führen.

Spreads werden auf einem engen, aber gerechtfertigten Niveau gehandelt

Die Spreads werden zwar im historischen Vergleich auf einem engen Niveau gehandelt, doch scheint die Bewertung angesichts des Wachstumsumfelds und der sinkenden Ausfallraten gerechtfertigt zu sein. Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Perioden mit engen Spreads ist die Rendite, die diese Anlageklasse bietet.

Auf Indexebene liegt die Rendite bis zur Fälligkeit bei rund 5,5 Prozent, verglichen mit 3,2 Prozent am Ende des vierten Quartals 2017, als die Spreads ebenfalls unter 300 Basispunkten gehandelt wurden.

Angesichts der bereits hohen Bewertung erscheint eine weitere deutliche Verengung der Spreads jedoch unwahrscheinlich, aber sie könnten in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in einem relativ engen Handelsbereich bleiben, sofern es nicht zu einer signifikanten makroökonomischen Verschlechterung kommt.

Folglich könnte der Carry in den nächsten Monaten der wichtigste Treiber für die Performance sein. Selbst in einem ungünstigen Szenario bietet das relativ hohe Renditeniveau einen attraktiven Puffer gegen eine Ausweitung der Spreads.

Wie sollte man sich positionieren?

Unserer Meinung nach bieten High-Yield-Strategien mit kurzer Duration im aktuellen Umfeld ein günstiges Risiko-Rendite-Profil, da die Rendite kurzfristiger Anleihen zusätzlich zum Carry einen grösseren Puffer gegen eine unerwartete Ausweitung der Spreads bietet.

Allerdings stellen solche Strategien auch hohe Anforderungen an ihre Manager. Angesichts des gemischten Kreditumfelds bleibt eine umsichtige Kreditauswahl von entscheidender Bedeutung.

Um eine gründliche Kreditanalyse durchführen zu können, sollten Manager über ausreichende Research-Kapazitäten, das heisst, über ein ausreichend grosses Team, verfügen. Erfahrung über mehrere Kreditzyklen hinweg und ein umsichtiges Risikomanagement können ebenfalls wesentliche Erfolgsfaktoren sein.


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