Es muss nicht immer Rolex sein: Warum der kleine Bruder innovativer ist
Von Swiss Watch Advisor
Anders als früher ist es heute so gut wie unmöglich, über den regulären Vertriebskanal zeitnah eine Rolex zu erwerben oder zu verschenken, beispielsweise um einen wichtigen Meilenstein zu zelebrieren. Bei den allermeisten Modellen gibt es sogenannte Warte- oder Wunschlisten,
die mit einer Wartedauer von wenigen Monaten bis zu über 10 Jahren verbunden sind.
Gleichzeitig sind die Listenpreise in den letzten Jahren auch inflationsbereinigt beträchtlich gestiegen.
Warum in die Ferne schweifen...
Wenig verwunderlich, sucht so mancher nach einer Alternative zur geliebten Rolex. Glücklicherweise bieten sich je nach Präferenzen und Modellwunsch auch beim offiziellen Händler gleich mehrere Alternativen.
Wer so nah wie nur möglich an der gewünschten Rolex bleiben will, dem sei die Schwestermarke Tudor ans Herz gelegt. Während die Marke zugegebenermassen nicht den gleichen Prestigecharakter wie Rolex geniesst, so hat sie – wohl aus ebendemselben Grund – gegenüber dem bekannteren Bruder auch gewisse Vorteile.
Preise wie vor einem Vierteljahrhundert?
Möchte man heute einen Stahlchronographen von Rolex sein Eigen nennen, hat das durchaus seinen Preis. So kostet der Cosmograph Daytona aktuell 14'800 Franken. Die Stoppuhr von Tudor hingegen, der Black Bay Chrono, ist bereits ab 5'350 Franken zu haben.
Ähnlich sieht es bei den Uhren mit GMT-Funktionalität aus, die neben der lokalen Uhrzeit auch eine zweite Zeitzone
anzeigen können: Eine Rolex GMT-Master II kostet in Stahl je nach Ausführung ab 10'300 Franken. Bei Tudor gibt es die Uhr für Vielreisende am Stahlband bereits für 4'200 Franken, wohlgemerkt ohne Wartezeit.
Experimentierfreudiger als Rolex
Zugegeben, der Preis spielt bei einer mechanischen Uhr oftmals eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist vielmehr, was man alles dafür erhält – oder anders formuliert, welche Wünsche der Hersteller bereit ist, einem zu erfüllen.
Die Grundregel ist einfach; umso etablierter und begehrter eine Marke beziehungsweise ein spezifisches Modell ist, umso weniger innovative Features und Eigenheiten bietet der Hersteller – auch wenn es noch so einfach wäre.
Was nur, wenn Rolex auf dem Zifferblatt stünde...?
Würde Rolex in Anlehnung an die legendäre Albino GMT-Master Referenz 6542 etwa eine «Pepsi»-GMT in Stahl mit weissem Zifferblatt anbieten, so dürften sich die Wartelisten verglichen mit dem aktuell bereits äusserst schwer erhältlichen Modell locker nochmals verdoppeln.
Oder gäbe es eine Stahl-Daytona mit schwarzem Zifferblatt, weissen Totalisatoren, einem farblich akzentuierten Chronographensekundenzeiger – ähnlich wie die frühere Daytona Referenz 6263 mit «Exotic Dial» – wäre der Hype perfekt. So gut wie all das gibt es bei Tudor, ohne Warteliste und zu Listenpreisen, wie sie die Schwestermarke schon lange nicht mehr kennt.

Links: Albino GMT-Master Referenz 6542 (Bild: Hodinkee), rechts: Tudor «Pepsi»-GMT in Stahl (Bild: Fratello Watches).
Innovativ bei den Materialien
Aber Tudor spielt nicht nur mit Zifferblattfarben und verschiedenen Bandoptionen, sondern geniesst weit extremere Freiheiten, die der Schwestermarke vorbehalten bleiben. Eine Sea-Dweller in 39mm aus Titan mit Kautschukband? Unvorstellbar. Tudor hingegen hat bereits seit Jahren die Pelagos 39 im Angebot. Eine Rolex aus Karbon? Gibt es nicht.
Von Tudor gibt es gleich mehrere Modelle in Karbon. Zuletzt kam der Black Bay Chrono Carbon 25 in einem dünneren Gehäuse und weissem Zifferblatt mit schwarzen Totalisatoren sowie blauen und roten Akzenten auf den Markt – für gerade mal 6'800 Franken (zugegeben limitiert auf 2025 Stück und entsprechend auch nicht ganz einfach erhältlich).

Tudor Black Bay Chrono Carbon 25. (Bild: Tudor)
Last-Minute-Weihnachtsgeschenk
Trotz den zunehmend lancierten exklusiven Sonderserien gibt es im Katalog von Tudor nach wie vor genügend interessante Modelle, die kurz vor Weihnachten anprobiert und sofort erworben werden können.

Rolex Explorer II (l, Bild: Rolex), Tudor Black Bay Pro (r, Bild: Tudor)
Wie wäre es z.B. mit einer Black Bay Pro mit weissem Zifferblatt (4’050 Franken) anstelle der Rolex Explorer II (9’300 Franken)?
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