In der Trikolore durch die Nacht

Das ist nicht gänzlich falsch, wenngleich ein echter Geschäftsreisender andere Prioritäten hat. Er steht unter hohem Erfolgsdruck, hat am Zielort eine volle Agenda und muss aufgrund des Jetlags seine Erholungsphasen mit Bedacht einplanen. Insofern spielen doch noch andere Faktoren eine Rolle als bloss der Luxus über den Wolken.

Entstanden ist die Business Class im Luftverkehr in den späten 1970er-Jahren als Reaktion auf die damals rückläufige Nachfrage nach teuren First-Class-Tickets und als Profilierungsmöglichkeit im zunehmenden Wettbewerb unter den Airlines. Als erste Fluggesellschaft überhaupt führte British Caledonian 1978 eine Business Class ein. Seit es diese Reiseklasse gibt, haben sich vor allem zwei Dinge besonders auffällig verändert.

Shorts und Pyjama statt Anzug und Deux-Pièces

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(Bild: Air France, Business Class)

Heute ist das Rauchen an Bord strengstens verboten, und die Sitze lassen sich vollständig zu bequemen Betten umwandeln. Vielleicht ist auch deshalb der Dresscode nicht mehr das, was er einmal war. Galten einst Anzug und Krawatte oder der Deux-Pièces bei Frauen als unabdingbar, erscheinen heute manche Passagiere fast im Pyjama oder in schäbigen Shorts an Bord. Das ist insofern schade, als dies wie eine Faust aufs Auge des eleganten Innendesigns der Business-Class-Kabinen wirkt.

Nur wenige Monate nach British Caledonian führten im Herbst 1978 die amerikanische Pan Am sowie als erste kontinentaleuropäische Gesellschaft Air France eine Business Class ein. Während es die beiden erstgenannten Airlines heute längst nicht mehr gibt, setzen die Franzosen weiterhin neue Trends in dieser Reiseform. Zuletzt etwa mit der seit September 2022 schrittweise eingeführten neuen Business Class vor allem an Bord der Langstreckenflugzeuge des Typs Boeing 777-300.

Feste und flüssige Verpflegung – nachhaltig

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(Bild: Julien Royer an Bord, Air France)

Air France hat sich dabei zum Ziel gesetzt, «die französische Kunst des Reisens auf elegante Art wieder aufleben zu lassen». Das klingt zunächst generisch, doch am Ende ist es die Kabinenbesatzung, die den Unterschied macht. Während bei manchen Airlines das Personal unfreundlich wirkt oder der Service andernorts automatisiert und unpersönlich daherkommt, punkten die Franzosen mit ihrem typischen Charme, einer Prise Humor und viel Aufmerksamkeit.

Dass die feste und flüssige Verpflegung höchsten Ansprüchen genügt, sollte für ein Genussland wie Frankreich selbstverständlich sein – und das ist sie auch, selbst unter nachhaltigen Kriterien. Um Lebensmittelverschwendung möglichst gering zu halten, bietet Air France Business-Class-Gästen die Möglichkeit, ihre Mahlzeiten bereits vor Abflug auszuwählen. Gleichzeitig hat die Airline Einwegplastikartikel nahezu vollständig abgeschafft.

Die kulinarischen Kompositionen stammen unter anderem vom Drei-Sterne-Michelin-Koch Julien Royer aus dem renommierten Restaurant Odette in Singapur. Das Weinangebot, überwiegend französischer Herkunft, wird vom Chef-Sommelier des Hôtel de Crillon, Xavier Thuizat, kuratiert.

Drei grosse Trends

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(Bild: Air France, Business Class)

Die grossen Trends setzt Air France mit ihrem Sitzkonzept der drei «F»: Full Flat – der schräg zum Gang platzierte Sitz lässt sich in ein komplett flaches, fast zwei Meter langes und 70 Zentimeter breites Bett verwandeln; Full Access – dank der 1-2-1-Sitzkonfiguration hat jeder Passagier direkten Zugang zum Gang; und Full Privacy – eine Schiebetür sorgt für Privatsphäre, so dass sich der Reisende wie in einer Suite fühlt und vom Kommen und Gehen der anderen Passagiere abgeschirmt ist.

Neue technische Funktionen erhöhen den Komfort zusätzlich: 44 Zentimeter grosse High-Definition-Bildschirme mit Touchscreen, geräuschdämpfende Kopfhörer, mehrere individuell regulierbare Lichtquellen, Bluetooth-Verbindung, kabelloses Laden des Mobiltelefons auf der seitlichen Ablage sowie zusätzliche Steckdosen. Während der Reise steht den Gästen eine digitale Bibliothek mit rund 350 Filmen, Musik und Podcasts sowie über 500 Stunden Unterhaltung zur Verfügung.

Tarif genau prüfen

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(Bild: Air France, Business-Class-Lounge in Paris)

Gut zu wissen ist jedoch: Air France bietet einen Business-Light-Tarif an, der weder Lounge-Zugang noch Sitzplatzreservation beinhaltet. Diese Leistungen müssen separat bezahlt werden. Zudem ist lediglich ein aufgegebenes Gepäckstück pro Person inbegriffen. Es empfiehlt sich daher, den gewählten Tarif vor der Buchung genau zu prüfen.

Von ihrem Drehkreuz am Flughafen Paris–Charles de Gaulle aus fliegt die 1933 gegründete Air France heute rund 200 Destinationen an und befördert mehr als 70 Millionen Passagiere. Die Business-Class-Lounge in der Halle 2E, Bereich L, am Pariser Hub ist komfortabel und grosszügig gestaltet und bietet unter anderem eine Sauna sowie kostenlose Clarins-Spa-Behandlungen.

Auf Akquisitionskurs

Im Jahr 2004 übernahm Air France die niederländische Fluggesellschaft KLM, woraus die Holding Air France-KLM entstand. Air France war zudem Gründungsmitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam. Das Flying-Blue-Treueprogramm ermöglicht das Sammeln und Einlösen von Meilen bei Air France sowie bei SkyTeam-Partnern wie KLM, Delta Air Lines und Aeroméxico.

So lassen sich weltweit zahlreiche Ziele erreichen und Lounges nutzen – auch in Städten, die Air France selbst nicht anfliegt. Bis nächstes Jahr wird Air France-KLM zudem 60 Prozent der skandinavischen Airline SAS übernommen haben.


Noch mehr Luxus über den Wolken

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(Bild: La Première, Air France)

Wem die Geschäftsreiseklasse nicht genügt, der kann seit diesem Jahr an Bord der Boeing 777-300ER die neue First Class «La Première» in Betracht ziehen, deren Streckennetz kürzlich um mehrere Destinationen in den USA sowie um Tel Aviv erweitert wurde.

Während viele Airlines, darunter auch Partnerin KLM, die Erste Klasse bereits vor Jahrzehnten abgeschafft haben, investiert Air France mehr denn je in diese Kategorie. An Bord reist der Passagier in einer grosszügigen Suite mit fünf Kabinenfenstern und geniesst einen Service, der in jeder Hinsicht die Krone der Superlative auf das ohnehin reichhaltige Business-Class-Angebot setzt.

Wer mit Air France erstklassig reist, kann sich des Neids und der hämischen Bemerkungen im Freundes- oder Kollegenkreis gewiss sein.