Wer superreiche Privatkunden berät, sollte sich im Luxusgüterbereich auskennen: Die schönen Dinge haben sich längst als Anlagesegment etabliert. 2019 war allerdings für Sammler ein enttäuschendes Jahr – mit einer überraschenden Ausnahme.

Leder outperformt Alkohol: Eine solche Schlagzeile gehörte eigentlich ins Kabinett journalistischer Kuriositäten – wenn sie nicht stimmen und ein zumindest in Finanzkreisen sehr relevantes Publikum ansprechen würde. Denn dahinter verbirgt sich die Performance der einzelnen Komponenten des Knight Frank Luxury Investment Index.

2019 war ein besonderes Jahr: Aktienmärkte sowie Edelmetalle schlugen die «Objekte der Begierde», die im Luxusgüter-Index enthalten sind. Die Benchmark fiel um 1 Prozent, wie aus dem Knight Frank Wealth Report hervorgeht. 

Handtaschen: Zweistelliger Wertzuwachs

Besonders auch: Handtaschen waren das Luxusobjekt, das im vergangenen Jahr den grössten Wertzuwachs erfahren haben, nämlich 13 Prozent. Whisky, das aus Weizenmaische gebrannte Edelgetränk, stieg dagegen bloss um 5 Prozent, ebenso wie Kunst.

Handbags

(Bild: Christie's)

Der Handtaschen-Boom im letzten Jahr hat einen einfachen Grund: Hermès-Taschen mit limitierter Stückzahl, gewisse Handtaschen erzielen Preise von über 2 Millionen Dollar, erfreuten sich höherer Nachfrage.

Briefmarken bleiben gesucht

Vergangenes Jahr waren auch erstmals seltene Handtaschen in Auktionen verkauft worden, und die Luxusgüter-Datenspezialisten von Art Market Research haben sogar einen Handtaschen-Index erstellt. Hermès-Taschen sind die teuersten und gesuchtesten, gefolgt von Chanel und Louis Vuitton.

Der zweitbeste Performer und den Luxusgütern war 2019 gemäss Knight Frank ein alter Klassiker: Briefmarken. Der entsprechende Index legte 6 Prozent zu. Münzen gewannen 3 Prozent, Uhren 2 und Weine nur 1 Prozent.

Viele Autos blieben unverkauft

Der Grund für die schwachen Zuwächse liegt wohl in erster Linie darin, dass die Aktienmärkte und Privatmärkte so gut performten. Superreiche lassen sich offensichtlich weniger zu Fehlallokationen verleiten als gewöhnlichere Investoren.

Macallan

Enttäuschend verliefen 2019 zum Beispiel zahlreiche Auktionen von Classic Cars, entsprechend sank der Index um 7 Prozent. «Eine grosse Anzahl von Autos wurde nicht verkauft», stellte Dietrich Hatlapa von der Historic Automobile Group International (Hagi) fest.

Whisky à gogo

Käufer hätten sich aufgrund der Klimadebatte und möglichen gesetzlichen Veränderungen zurückgehalten. Für Aufsehen sorgte allenfalls noch die Auktion von Niki Laudas Weltmeister-Ferrari aus dem Jahr 1975 im kalifornischen Pebble Beach. Mit 6 Millionen Dollar blieb der Kaufpreis allerdings am unteren Rand des Schätzpreises.

Sammelstücke aus dem Luxusbereich dienen langfristig orientierten Investoren aber durchaus: Der Knight Frank Luxury Investment Index stieg in den letzten zehn Jahren 141 Prozent. Der Classic Car Index war dabei mit 194 Prozent ein Outperformer, Handtaschen mit 108 Prozent klarer Underperformer. Das beste Investment war bislang allerdings Alkohol: Der Whisky Index gewann seit 2010 sage und schreibe 564 Prozent.