Billig sein: Dieses Motto dominiere das Fondsgeschäft derzeit gänzlich, sagt Katia Coudray gegenüber finews.ch. Die Chefin von SYZ Asset Management erklärt, warum das Gefahren birgt.


Frau Coudray, letzten Februar startete die SYZ Gruppe eine Image-Kampagne, in der Albert Einstein, Winston Churchill und Salvador Dalì figurieren. Mit welcher der drei historischen Figuren fühlen Sie sich am meisten verbunden?

Der Slogan zu Winston Churchill hiess «in conviction we trust». Das passt gut zum Asset Management, wie wir es verstehen. Wir führen etwa Aktien-Portefeuilles mit nur 30 Positionen. Da müssen wir von den einzelnen Titeln schon sehr überzeugt sein. Und ohne Talent – dafür steht Dalì – lässt sich aktives Management ebenfalls nicht erfolgreich betreiben.

Ebenfalls reklamiert SYZ in der Kampagne für sich, Performance zu schaffen. Wie steht es damit im Asset-Management-Arm der Gruppe, den Sie führen?

Im Multi-Asset-Bereich, wo wir drei Strategien anbieten, erzielten wir dieses Jahr zwischen 3 und 5,5 Prozent Rendite für die Endkunden. Bei europäischen Aktien erwirtschafteten wir 5 Prozent mehr als die Benchmark, im Anleihen-Bereich rund 8 Prozent. Trotz des schwierigen Umfelds sehen wir reichlich Anlage-Chancen.

Konkurrenten haben da mehr Mühe. Was machen Sie anders?

Wir haben in den vergangenen 18 Monaten grössere Investitionen ins Risikomanagement getätigt. Computerbasierte Systeme unterstützen uns heute dabei, Verluststrecken zu vermeiden. Das hat uns während der schwierigen Zeiten letzten Januar und auch beim Brexit-Entscheid geholfen.

«Wir haben einige 100 Millionen Franken an Abflüssen»

Und wie steht es mit den Kundengeldern? Hatten Sie mehr Zu- oder Abflüsse?

Im Fondsgeschäft haben wir dieses Jahr einige 100 Millionen Franken an Abflüssen verzeichnet. Wir konnten uns damit dem Trend, der dieses Jahr die ganze Branche betraf, nicht ganz entziehen. Aufseiten der Erträge sieht es so aus, dass die SYZ Gruppe das Jahr in der Gewinnzone beenden wird.

2016 wurde ja eigentlich als Jahr der Konsolidierung für die Gruppe angekündigt. Trotzdem stellte SYZ Asset Management diverse Experten ein. Suchen Sie weiteres Personal?

Wir verstärkten dieses Jahr etwa das Multi-Asset-Team mit drei erfahrenen Fondsmanagern und holten zwei Quant-Spezialisten zu uns. Die Märkte werden immer schwieriger. Deshalb braucht es zusätzliche Expertise, um Schritt zu halten. Wir sind auch bereit, in den Aufbau von Talent zu investieren.

«Wir halten nach jungen Kräften Ausschau»

Das heisst, Sie bilden die Leute «on the job» aus?

Wir hatten gerade zwei sehr gute Praktikanten bei uns. Nach jungen Kräften Ausschau zu halten, ist sehr wichtig. In der Schweiz haben wir dabei einen Vorteil, da wir über sehr gute Ausbildungs-Möglichkeiten verfügen. Die Qualität der Uni-Absolventen hierzulande ist wirklich hoch.

Sie beschäftigen aber nicht nur Schweizer Personal, sondern auch Teams in London und Edinburgh. Sind diese Stellen wegen des Brexit-Votums mittelfristig gefährdet?

London ist unser Vertriebs-Hub für ganz Europa, und mit den Brexit-Verhandlungen wird sich natürlich die Frage nach dem Marktzugang zur EU stellen. Eine Möglichkeit wäre, die bestehende Niederlassung in Luxemburg auszubauen, um uns den EU-Pass zu sichern. Wir werden die Entwicklung in der Branche zunächst weiter beobachten.

In der Schweiz warten die Vermögensverwalter noch immer auf einen erleichterten Marktzugang zur EU. Insbesondere Genf, wo SYZ beheimatet ist, hat mit dem Ausbleiben der europäischen Kundschaft zu kämpfen – kürzlich schilderte der Bankier Yves Mirabaud den Abstieg des Genfer Finanzplatzes in finsteren Tönen. Ist so viel Pessimismus angebracht?

Ich habe mich kürzlich mit leitenden Asset Managern aus ganz Europa getroffen. Wir alle stellten fest, dass die Margen unter Druck sind und die Konkurrenz seitens der Passiv-Anlagen enorm zugenommen hat. Das zeigt, dass die Zeiten für unser Metier sind nicht nur in der Schweiz schwierig sind. Ich stimme Yves Mirabaud aber zu: Die Schweiz braucht unbedingt Marktzugang zu Kunden aus der EU.

«Die Märkte werden nicht mehr jedes Jahr steigen»

Dem Trend hin zu Passiv-Produkten kann sich SYZ Asset Management wohl auch nicht entziehen?

Leider haben viele Endkunden die Qualität des Fonds aus den Augen verloren. Stattdessen fokussieren sie darauf, möglichst wenig zu zahlen. Billig sein: Dieses Motto dominiert das Geschäft derzeit gänzlich. Ich glaube jedoch, dass sich die Flucht in günstige Passiv-Fonds in einigen Jahren rächen wird.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.79%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.49%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.63%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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