Seit gut einem Jahr hat Vanguard einen neuen Schweiz-Chef. Dies scheint sich bezahlt zu machen. Der US-Finanzdienstleister wächst tüchtig. Doch Roger Bootz hat noch lange nicht genug, wie er im Gespräch mit finews.ch sagt.

«Keep it simple and stupid», wird in den Management-Seminaren gelehrt. Einfach und verständlich soll es sein. Vanguard hat dies verinnerlicht. Der Investmentansatz lautet: realistische Ziele, ausgewogene Investitionen, Kostenkontrolle, langfristiger Anlagehorizont. Schlanker und einfacher geht es fast nicht mehr. «Für den einen oder anderen mag dies auf den ersten Blick fast zu einfach sein. Letztlich sind es jedoch die Grundpfeiler unseres Erfolgs», sagt Roger Bootz.

Roger Bootz (Bild: zvg)

Bootz ist seit gut einem Jahr zuständig für die Geschäftsentwicklung in der Schweiz und Liechtenstein. Und einen besseren Einstand kann man sich fast nicht wünschen: Als er kam, hatte er gleich mal was zu feiern: das 15-jährige Bestehen von Vanguard in der Schweiz. Nach der Party folgt oft der Kater. Nicht bei Vanguard. Vertriebsprofi Bootz, der bei der Deutschen Bank-Tochter DWS tätig war und zuvor unter anderem in leitenden Funktionen bei der UBS, Société Générale und Stoxx, begann beharrlich an seinem Plan zu arbeiten: weiteres Wachstum in der Schweiz und Liechtenstein zu generieren.

Buhlen um die Vormachtstellung

Vanguard buhlt mit Blackrock um die Vormachtstellung im globalen ETF-Geschäft. Die beiden US-Vermögensverwalter vermochten ihre Vormachtstellung in den vergangenen Jahren weiter auszubauen und sind den europäischen Mitbewerber bis auf wenige Ausnahmen enteilt. Vanguard und Blackrock spielen schon fast in einer eigenen Liga, sowohl was ihre Grösse anbelangt wie auch ihr Wachstumstempo.

Im Gegensatz zu Blackrock ist Vanguard genossenschaftlich organisiert und nicht an der Börse kotiert. Bei Vanguard stehen die Kunden im Vordergrund und nicht nur der Gewinn. Das Unternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Pennsylvania verwaltet mit weltweit rund 20’000 Mitarbeitenden nach eigenen Angaben aktuell rund 9’300 Milliarden Dollar an Kundenvermögen.

Die Schweiz ist ein Kernmarkt und vor allem ein wachstumsstarker. So konnte der US-Finanzdienstleister im vergangenen Jahr seine Position erneut ausbauen. Neben der Deutschschweiz war dies vor allem ennet dem Röstigraben der Fall. «Wir haben im vergangenen Jahr den Westschweizer Markt intensiv bearbeitet. Mit Erfolg», sagt Boost. Gut sieht es auch für das Tessin aus. Diesem Markt begann sich Vanguard schon kurz vor Bootzs Antritt stärker zu widmen. «Der Finanzplatz Tessin ist überschaubar. Doch wir konnten in den vergangenen Monaten einiges bewegen», sagt er.

Ambitiöse Ziele

Bootzs Bilanz nach dem ersten Jahr fällt also zufriedenstellend aus. Zurücklehnen gibt es für ihn aber nicht. «Wir haben noch viel vor», meint er vielsagend. «Wir sehen in der Schweiz noch viele Opportunitäten», sagt er und lässt es bewusst offen, wie diese konkret aussehen.

Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, wo die Wachstumsmöglichkeiten liegen. Insbesondere im ETF-Bereich ist noch genug Potenzial vorhanden. So sind ETF-Sparpläne hierzulande noch kaum ein Thema, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo damit hohe Umsätze erzielt werden.

In der Rolle des Königmachers

Diesen Markt gilt es in der Schweiz erst noch zu erschliessen. Dies ist in erster Linie die Aufgabe der Banken. Vanguard käme die Rolle des Königsmachers zu: Der US-Finanzdienstleister ist es, der Banken, Vermögensverwalter und Versicherer mit einfachen und kostengünstigen Finanzanlagen bedient. Auf Themenfonds hat Vanguard schon immer verzichtet, die aktuelle Entwicklung gibt dem Unternehmen heute Recht. Auch auf Kryptowährungen verzichtet der US-Finanzdienstleister. «Unser Fokus liegt auf einfachen Kernbausteinen und unserem Produkte Know-how», sagt Bootz.

ETF-Sparpläne können ein sehr lukratives Geschäft sein, wie der Blick nach Deutschland zeigt. Dort sind per 2023 in nahezu 8 Millionen sogenannten ETF-Sparplänen rund 135 Milliarden Euro investiert. Hierzulande dominieren noch die klassischen Vorsorgelösungen. Dies spielt Vanguard auch in die Hände, wie die 3a-Lösungen, die der Detailhandelsriese Coop im vergangenen Jahr bekannt gab. Diese werden mit der Liberty 3a Vorsorgestiftung, der Glarner Kantonalbank als Depotbank und Vermögensverwalterin sowie Vanguard und OLZ als Fondspartner lanciert.

Mit dem Verschwinden der Credit Suisse ist zudem neue Bewegung in den Schweizer Markt gekommen. «Im Bankensektor eröffnen sich uns neue Möglichkeiten», sagt Bootz.

So schnell wird dem neuen Schweiz-Chef die Arbeit also nicht ausgehen.

 

 

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