Die Schweizer Banken haben mit den Negativzinsen bisher gut gelebt. Doch jetzt drohen grosse Umwälzungen im Hypothekargeschäft. Das bringt das ganze Gefüge in Gefahr.

Der Verkaufs-Slogan klingt wie eine Kriegserklärung. «Von Menschen für Menschen statt Banken», so wirbt die Allschwiler Hypotheko um Kundschaft, wie auch finews.ch berichtete. Das Geschäftsmodell der gestern Mittwoch offiziell gestarteten Fintech-Firma: Hypothekarnehmer und -geber via eine Crowdlending-Plattform zusammenbringen. Direkt – und ohne Banken.

Hypotheko ist nur das Neueste einer ganzen Reihe von Jungunternehmen, die ins ureigenste Feld des Swiss Banking vorstossen. Sie heissen Finovo, Fixlend, Crowdhouse oder Swisslending. Sekundiert werden sie von den deutlich gewichtigeren Versicherern und Pensionskassen, die ebenfalls mit Macht ins Hypo-Geschäft drängen.

Banken fallen aus der Gleichung

Befeuert wird der Run auf Hypotheken durch die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verhängten Negativzinsen. Sie halten die Kredite aus Sicht der Schuldner günstig. Für institutionelle Investoren sind aber selbst die Tiefpreis-Hypotheken noch ein interessanteres Investment als Anleihen zu Minusrenditen. Hypothekarnehmer und Institutionelle kommen so ins Geschäft.

Die Banken hingegen fallen zunehmend aus der Gleichung.

Damit bekommen die Geldhäuser die Negativzinsen nun auf Umwegen zu spüren. Wie auch finews.ch berichtete, hatten die Banken gleich nach dem «Frankenschock» vom Januar 2015 die Hypothekarzinsen deutlich erhöht. Auf diese Weise konnten sie dem «Diktat der SNB» trotzen, ohne die Kleinsparer belasten zu müssen.

«Nicht mehr kompetitiv»

Damit liess sich gut leben. Bis jetzt. Wie ein Geschäftsleitungsmitglied einer grossen Bank im Gespräch berichtet, fallen die Margen angesichts der «neuen Konkurrenz» aber immer mehr zusammen. Noch mehr: Die Banken könnten angesichts der Kapitalerfordernisse und der Absicherungskosten für das Zinsänderungs-Risiko oftmals gar nicht mehr mitbieten.

«Bei der Finanzierung von grossen Schweizer Geschäftsliegenschaften sind die Banken nicht mehr kompetitiv», erzählt der Top-Banker über die Erfahrungen an der Front. Das Rennen machen stattdessen Pensionskassen, Versicherer und die neuen Geschäftsmodelle. Für ihn ist deshalb klar: Die guten Erträge, welche die Banken trotz Negativzinsen im Hypothekargeschäft bisher erzielt haben, gehören bald der Vergangenheit an.

Wird da auf Vorrat lamentiert, wie es die Bankbranche mitunter gerne tut? Wie Erhebungen zeigen, kontrollieren die Banken weiterhin mehr als 90 Prozent des Schweizer Hypothekar-Volumens. Das ist noch kein Grund zur Panik.

Neugeschäft schwimmt davon

Doch die Daten sagen nichts über das Neugeschäft aus. Und dort, erklären Banker, sähen die Verhältnisse anders aus. Zweistellige Prozentanteile gingen mittlerweile an bankferne Player.

Das hat in der Branche nun diverse Akteure aus der Reserve gelockt. Die Raiffeisen Schweiz löste eine Kontroverse aus, als sie jüngst die Lockerung tradierter Vergabekriterien forderte. Das würde zwar mehr Volumen in die Bankkanäle schwemmen – und damit die Erträge stützen. Doch selbst bei anderen Banken stiessen derlei «Zündeleien» mit bewährten Regeln auf Ablehnung.

Einen anderen Weg wählte die Marktführerin UBS. Sie lancierte mit Atrium eine eigene Hypothekenplattform, wo sich Schuldner und Institutionelle treffen können. Die Grossbank verdient dann wenigstens noch an den Transaktionen. Wie sich zeigt, haben sowohl die UBS wie auch die Erzrivalin Credit Suisse in den vergangenen Jahren Marktanteile im Hypotheken-Geschäft eingebüsst.

Wer gibt zuerst nach?

Ein Glied in der Kette droht deshalb nachzugeben, solange die Negativzinsen vorherrschen. Naheliegend wäre es, dass die Banken am Ende doch die Strafzinsen an die Kleinsparer weitergeben. Doch das hätte sowohl ökonomisch wie politisch unberechenbare Folgen. Lockern die Banken hingegen ihre Vergabepraxis, dann würde die SNB letztlich gegen ihren Auftrag verstossen – sie hätte mit den Negativzinsen das Schweizer Finanzsystem destabilisiert.

Eines ist in der Branche jedoch klar, wie der Banker gegenüber finews.ch feststellte: «2017 wird es so nicht weitergehen.»

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