Auch 2011 kam es zu zahlreichen Rücktritten in der Branche. Manche kamen eher überraschend, andere hat man sehen kommen. Eine Auswahl.

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Kurz nach der Publikation der Jahreszahlen im Frühjahr 2011 gab Hans Nützi seinen Rückgang als CEO der Bank Clariden Leu bekannt. Zuvor war noch verkündet worden, das Unternehmen habe den Turnaround geschafft. Das alles erwies sich als Strohfeuer, und Hans Nützi, der die Bank in den letzten Jahren eher glücklos geführt hatte, musste das Handtuch werfen. Ersetzt wurde kurze Zeit später durch Olivier Jaquet, der nicht lange im Amt blieb. Der Rest ist Geschichte, und die Bank Clariden Leu wird 2012 verschwinden respektive in die CS integriert.

finews.ch meldete den Abgang von Heinz Rothacher exklusiv: Der langjährige Chef von BlackRock in der Schweiz verliess im September das Unternehmen. Offiziell hiess es, Rothacher habe einen guten Job gemacht. Man sei nun aber zum Schluss gekommen, dass jemand anders besser geeignet sei, BlackRock in der Schweiz in die nächste Wachstumsphasse zu führen. Mit Martin Gut hat nun ein versierter Banker das Zepter übernommen, der massgeblich dazu beitragen soll, den amerikanischen Mega-Vermögensverwalter in der Schweiz bekannter zu machen. Rothacher will sich offenbar einer neuen beruflichen Herausforderung zuwenden.

Maureen Miskovic war nach aussen hin eines der vielen Opfer, die aus der Londoner-Adoboli-Affäre resultierten. Wie erinnerlich verspekulierte der UBS-Händler Kweku Adoboli im vergangenen September Milliarden an seinem Desk, bevor er sich selber der Polizei stellte und der UBS einen Verlust von 2,3 Milliarden Dollar einbrockte. Maureen Miskovic als oberste Risiko-Chef der UBS seit Anfang 2011 ging gemäss offizieller Sprachregelung der UBS nicht wegen dieses Vorfalls. Offenbar soll sie sich mit CEO Sergio Ermotti nicht verstanden haben. Es fällt jedoch schwer, bei ihrem Abgang nicht auch an Adoboli zu denken.

Am spektakulärsten war sicherlich der Abgang von Oswald Grübel an der Spitze der UBS Ende September. Der gefeierte CEO, der mehr oder weniger den Turnaround der schlingernden Schweizer Grossbank geschafft hatte, stolperte am Ende über die Gier eines einzelnen Händlers in London, der Milliarden verspekulierte. Oswald Grübel übernahm die Verantwortung für das Tun von Kewku Adoboli und beendete mit seinem Rücktritt eine der schillerndsten Karrieren im Schweizer Banking. Tatsächlich hätte der gebürtige Deutsche, der sich wie kein anderer für die Schweizer Banken und den hiesigen Finanzplatz stets energisch und eigenwillig eingesetzt hat, einen anderen Abgang verdient.

Ende April 2011 trat nach 17-jähriger Diensttreue für die Royal Bank of Scotland (RBS) Gerhard «Gary» Müller von seinen Ämtern als Head of Wealth International sowie CEO der RBS Coutts Bank ab, wie seinerzeit Recherchen von finews.ch ergaben. Müller hatte vor ein paar Jahren die Nachfolge von Hanspeter Brunner übernommen, der wiederum zur BSI nach Singapur gewechselt hatte. Vor seiner Zeit als CEO war Müller Finanzchef bei der RBS Coutts Bank gewesen. Im Zuge einer totalen Überholung der Marke Coutts war Müller offenbar nicht mehr der richtige Führungsmann. Ersetzt wurde er von Alexander Classen, einem früheren Goldman-Sachs- und Morgan-Stanley-Mann, der Bank, die nun bloss nur unter dem Namen Coutts firmiert, gemäss eigenen Angaben zum Aston Martin des Private Banking machen will. Gerhard Müller hat inzwischen bei der EFG International angeheuert, wo er die Funktion eines Head of Strategy Europe hat.

2011 war auch das Jahr des Rücktritts von Lonnie Howell an der Spitze der Schweizer Privatbank EFG International. Nachdem die Bank im Sog der Finanzkrise die Erwartungen der Anleger nie richtig erfüllt hatte, geriet sie in diesem Jahr auch noch in die Turbulenzen der Euro-Krise, zumal das Institut von der griechisch-schweizerischen Familie Latsis kontrolliert wird. Die höchst schwierige Situation im Private Banking setzte EFG International zusätzlich zu und führte zu einem Revirement an der operativen Spitze. Lonnie Howell wurde durch den Briten John Williamson abgelöst, der nun den nicht einfachen Auftrag hat, die Bank nachhaltig auf die Erfolgsstrasse zu bringen. Williamson war bisher CEO der für Grossbritannien und die Kanalinseln zuständigen Tochtergesellschaft EFG Private Bank. Howell, seines Zeichens auch Mitbegründer und gewichtiger Aktionär von EFG International, wurde zur Zuwahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen.

Abseits der grossen Öffentlichkeit verliess im vergangenen Sommer Leonardo de Luca die BZ Bank von Martin Ebner. Der Investmentbanker mit langer UBS-Erfahrung hatte seinerzeit ins Ebnersche Imperium gewechselt, um unter anderem neue M&A-Deals zu initiieren. Im Zuge der Repositionierung der BZ Bank aufs Brokerage und die Vermögensverwaltung büsste de Lucas Geschäftsbereich aber zusehends an Priorität ein. Die Bande zu Martin Ebner bleibt indessen bestehen. Leonardo de Luca ist auch künftig Verwaltungsratspräsident der Airline Helvetic Air. Er ist sonst aber offen für Neues.

Sein Abgang kam nicht ganz überraschend, sondern war eine geplante und entsprechend angekündigte Aktion. Alfredo Gysi, auch bekannt als der Initiant der Abgeltungssteuer und CEO der Generali-Banktockter BSI gab im Herbst seinen Rücktritt aus dem operativen Geschäft bekannt. Er rückt in den Verwaltungsrat auf, wo er auch Präsident wird. Sein Nachfolger heisst Stefano Coduri und ist ein langjähriger Mitarbeiter der BSI, der entsprechend auch für Kontinuität sorgt. Mit Alfredo Gysi trat einer der wenigen wirklich engagierten Gestalter des Schweizer Finanzplatzes nun etwas in den Hintergrund.

Spannend war es auch an der Versicherungsfront. Zu einem Eklat in Basel bereits bereits im März: Völlig überraschend warf der CEO Schweiz der Bâloise Versicherung, Olav Noack, nach rund Jahren das Handtuch. Gemäss Branchenkennern soll es zu Spannungen innerhalb der Geschäftsleitung gekommen sein. Offenbar war es ihm nicht gelungen, mit seiner zielstrebigen und ambitiösen Art des Personal auf seine Seite zu scharen respektive sich innerhalb der Konzernleitung genügend Akzeptanz zu verschaffen. In der Folge übernahm Michael Müller den CEO-Posten und stieg gleichzeitig damit auch in die Konzernleitung der Bâloise Group auf.

Für einiges Aufsehen sorgte der Abgang von Swiss-Re-Konzernchef Stefan Lippe im letzten Monat dieses Jahres. Die offizielle Sprachregelung, wonach er in Pension gehen wolle, überrascht etwas, zumal Lippe erst 56-jährig ist. Einiges deutet darauf hin, dass er in der neu gestalteten Organisation der Swiss Re mit drei relativ autonom und selbständig agierenden Divisionen kaum mehr eigene Gestaltungsmöglichkeiten besass. Es würde kaum überraschen, wenn Stefan Lippe nicht schon bald anderswo in der Assekuranzbranche in Top-Position wieder auftauchen würde. Die Swiss Re prüft nun Nachfolger. Die Position soll möglichst bald wieder besetzt werden, wie Swiss-Re-Präsident Walter Kielholz dieser Tage im kleinen Kreis sagte. 

Sein Abgang kam für manche wie eine Erlösung. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer gab kurz vor Jahresende bekannt, dass er sich aus dem Verwaltungsrat der Swiss Life zurückzieht. Für viele Branchenkenner ist es bis heute kaum nachvollziehbar, wieso der Schweizer Lebensversicherer sich vor einigen Jahren eine imagemässig derart lädierte Braut anlachte. Bis heute hat der Versicherungsvermittler mit Klagen und Pannen aus der Vergangenheit zu ringen. Auch Carsten Maschmeyer selber ist davon betroffen, was wiederum den Ausschlag gegeben haben dürfte, dass er sich aus dem Aufsichtsgremium der Swiss Life verabschiedet. Für viele Aktionäre ein positives Signal.

Bis heute schleierhaft ist der Abgang von Thomas Eichler an der Spitze der Bank Linth. Das Regionalinstitut mit Einzugsgebiet St. Gallen und oberer Zürichsee gehört seit einigen Jahren der Liechtensteinischen Landesbank, nachdem diese nach einem feindlichen Übernahmeversuch durch die Glarner Kantonalbank als Weisser Ritter aufgetreten war. Seither firmierte die Bank Linth unter den Fittichen der Liechtensteiner. Thomas Eichler galt lange als loyaler und kompetenter CEO an der Spitze der Bank Linth. Branchenleute gehen davon aus, dass der wachsende Einfluss der LLB auf die Bank Linth in letzter Zeit den Ausschlag für den Abgang gegeben haben dürfte. Der bisherige Präsident, Heinz Knecht, ist seither CEO, während Georges Knobel nun das Amt des Präsidenten des Verwaltungsrats inne hat.

Sie war eine der Vorzeigefrauen in der Schweizer Versicherungs- und vielleicht auch Schweizer Finanzbranche: Inga Beale. Zu ihrer Bekanntheit in der Schweiz kam die gebürtige Britin als CEO des Rückversicherers Converium, der nach einem heftigen Übernahmekampf, bei dem auch Martin Ebner mit im Spiel war, schliesslich in die Arme des französischen Scor-Konzern gelangte. Später wechselte Beale zum Zürich-Konzern, wo sie Einsitz in die erweiterte Konzernleitung nahm. Offenbar muss ihr der Kurs unter Zürich-CEO Martin Senn nicht mehr so behagt haben oder ihre Aufstiegsmöglichkeiten waren zuletzt plafoniert. Im letzten Juni verliess Inga Beale die Zürich; 2012 übernimmt sie die Führung des britischen Rückversicherers Canopius.

Bei der Zürich kam es noch zu einem anderen grossen Wechsel im Top-Management: Finanzchef Dieter Wemmer verliess das Unternehmen nach langjähriger Betriebszugehörigkeit. Der Abgang dürfte zunächst ein herber Verlust für den Versicherer gewesen sein, denn Wemmer gilt als absoluter Fachmann. Das zeigte sich im Jahresverlauf gut. Der 54-jährige Dieter Wemmer tritt per 1. Januar 2012 in den Vorstand des deutschen Allianz-Konzerns ein. Darüber hinaus wird Wemmer ab 2012 die westeuropäischen Versicherungsaktivitäten (mit Ausnahme von Spanien, Portugal und der deutschsprachigen Länder) und den Fachbereich Globale Sachversicherung verantworten. Der Nachfolger von Wemmer als Konzern-CFO ist Pierre Wauthier, der Group Treasurer des Unternehmens. Er arbeitete früher für J. P. Morgan.

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