Aus der Reihe Marktmanipulationen: Ein Händler der Credit Suisse versuchte, künstlich überteuerte Staatsanleihen an die Notenbank zu verkaufen. Er flog innert 40 Minuten auf.

Der Anleihen-Händler Mark Stevenson, ansässig bei der Credit Suisse in London, war ein ganz Schlauer. Er hatte in den Jahren 2009 und 2010 bemerkt, dass sich durch die Geldspritzen der Notenbanken im Bondmarkt schöne Gewinnchancen ergeben.

Denn die Zentralbanken pumpten durch den Kauf von eigenen Staatsanleihen jeweils Milliarden in den Markt. Man müsste nur mit dem richtigen Angebot zur richtigen Zeit zur Stelle sein, um einen hübschen Profit einzustreichen, dachte sich Stevenson, der so gut war, dass ihm die Credit Suisse 2010 ein Salär 2,4 Millionen Pfund bezahlte.

Die Käufe trieben den Preis rauf

Stevenson sah seine Chance im Oktober 2011 gekommen, als die Bank of England ein neues Quantitative Easing ankündigte, um die Wirtschaft zu stützen und Arbeitslosigkeit und Inflation zu bekämpfen.

Er begann Staatsanleihen zu kaufen, in Britannien die sogenannten Gilts. Als am 10. Oktober die Bank of England ihr Programm offiziell startete, sass Stevenson auf Gilts, deren Wert durch seine Käufe auf 1,2 Milliarden Pfund gestiegen war.

Erster Versuch – und gescheitert

Nun wollte er die überteuerten Bonds verkaufen – an die Bank of England. Die würde die Bonds zu jedem Preis nehmen, müsse sie doch die britische Wirtschaft retten, war sein Kalkül.

Die Notenbanker durchschauten den Trick in 40 Minuten. Sie kauften seine Gilts nicht. Der Preis sank, Stevenson blieb auf seinen Bonds sitzen und wurde wegen Marktmanipulation angeklagt. Es war dies der erste Versuch eines Bankers gewesen, den Markt für Gilts zu manipulieren.

Einzeltäter – Credit Suisse nicht involviert

Post Scriptum: Mark Stevenson ist am Donnerstag zu einer Busse von 667'200 Pfund (973'000 Franken) verurteilt und mit einem Berufsverbot belegt, wie verschiedene Medien berichten. Hätte er nicht kooperiert, wäre die Busse ein Drittel höher ausgefallen.

Stevenson war ein Einzeltäter. Die Credit Suisse distanzierte sich vom Verhalten ihres Bond-Traders. Weder die Bank noch ein anderer Mitarbeiter seien involviert gewesen.