Das Schweizer Private Banking ist unter Druck – Auslandsbanken brechen in Scharen ihre Zelte ab. Nur die französischen Geldhäuser und Vermögensverwalter zeigen Contenance. Woran das liegt.

Es klang nach einer weiteren Hiobsbotschaft für das Swiss Private Banking. Letzten Oktober kündigte die französische Grossbank Société Générale (SocGen) an, bei ihrer Schweizer Privatbanken-Tochter 80 Stellen zu streichen. Ebenfalls schlossen die Franzosen ihre Filiale in Lausanne.

Dies, nachdem die Auslandsbanken sich bereits in Scharen aus dem einst lukrativen Offshore-Standort Schweiz verabschiedet hatten. Laut der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) bauten die Institute im Jahr 2015 ganze 2'036 Stellen ab. Unter den 15 Fusionen und Verkäufen, die im vorletzten Jahr im Swiss Private Banking über die Bühne gingen, finden sich ebenfalls zahlreiche ausländische Namen.

In der Offensive

Wie finews.ch kürzlich berichtete, sucht SocGen in der Schweiz nun aber nicht den Ausgang. Im Gegenteil: Ihre Privatbanken-Tochter hat die Führung in Genf und Zürich neu besetzt und ist erst noch daran, neue Kundenberater einzustellen.

Dabei fällt auf: SocGen ist längst nicht das einzige französische Haus, das im hiesigen Private Banking in die Offensive geht. Ähnliche Pläne hegen auch Konkurrenten wie BNP Paribas oder CA Indosuez (Crédit Agricole) – und auch diverse Asset Manager aus dem Nachbarland. Statt «Bonjour Tristesse» wie im französischen Kultfilm von 1958 herrscht in diesem Lager «Bonjour Swissness».

Die Beweggründe für die französische «Tour de Force» mögen im Detail verschieden sein. Dennoch stechen einige Gemeinsamkeiten ins Auge.

Position der Stärke

Die französischen Finanzkonzerne handeln aus einer Position der Stärke: Anders als viele europäische Banken verfügen sie meist über eine solide Kapitalisierung. Ebenso quellen ihre Bücher nicht über mit notleidenden Krediten. Ein Plus ist auch die breite Aufstellung der Mutterhäuser. SocGen, BNP Paribas und Crédit Agricole sind Universalbanken, die von der Rohstoffhandels-Finanzierung bis zum Kleinkredit in praktisch jedem Bankgeschäft unterwegs sind.

Entsprechend sind sie weniger verwundbar gegenüber Durststrecken in einzelnen Sparten.

Affinität zur Schweiz

Die Häuser zeigen zudem eine hohe Affinität zum Schweizer Private Banking, zumal dem Geschäft im französischsprachigen Genf. Die Superreichen aus Nahost und Osteuropa, welche die Rhonestadt so gerne frequentieren, gehören auch zur bevorzugten Klientel von Frankreichs Vermögensverwaltern.

Und nicht zuletzt ist das grenzüberschreitende Geschäft mit französischen Reichen immer noch so bedeutend, das wohl keine Grossbank Frankreichs so leicht darauf verzichten möchte. Das zeigt sich am Schweizer Finanzplatz nun fast durchs Band:

  • Société Générale Reculer pour mieux sauter: Mit dem Sprichwort kann die Strategie der Société Générale (SG) im Schweizer Private Banking wohl am ehesten umschrieben werden. Nach den im vergangenen Herbst angekündigten Abbauplänen schaltet das Institut mit knapp 400 Mitarbeitenden in Genf und Zürich bereits wieder in den Vorwärtsgang. Es werden Stellen geschaffen, kommenden Februar wird eine neue Marktstrategie präsentiert.
  • BNP Paribas Die grösste französische Bank in der Schweiz ist hierzulande älter als manch alteingesessenes Schweizer Institut. Seit 1872 ist die Bank in der Schweiz tätig, derzeit beschäftigt sie hier 1'500 Mitarbeiter. Das Private Banking spielte lange eine zentrale Rolle. Die Schweiz war der Offshore-Hub für die globalen Wealth-Management-Aktivitäten – die Bank bediente zeitweise rund 170 Länder. Wegen Steuertransparenz und Regularien musste die BNP Paribas ihr Kundenportfolio massiv verkleinern, doch noch immer bedient sie aus der Schweiz heraus Kunden in über 60 Ländern. Ihren Fokus hat das französische Institut nun auf Osteuropa gelegt. Entsprechend baut sie das Private Banking vor allem in Genf und in Zürich wieder aus.
  • CA Indosuez Wealth Management Sie ist eine der ganz grossen unter den ausländischen Privatbanken in der Schweiz. Vor knapp einem Jahr entschied sich das Mutterhaus Crédit Agricole zum Revival der Indosuez-Marke und vereinte die gesamten Aktivitäten in Europa, im Nahen Osten, in Asien-Pazifik sowie in Amerika unter einem Dach und einer Marke. Die Schweiz nimmt mit Niederlassungen in Genf, Zürich, Lausanne und Lugano einen wichtigen Stellenwert ein. Von hier aus werden die Vermögen im Nahen Osten und in Asien verwaltet, rund 44 Milliarden Franken. Die Bereinigung des Offshore-Geschäfts ist nun auch abgeschlossen. Weil gewisse Staaten in der Golfregion und in Afrika dem Automatischen Informationsaustausch nicht angeschlossen sind, musste CA Indosuez in der Schweiz 17 Stellen abbauen.
  • CIC Die Tochtergesellschaft der französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel setzt hierzulande voll auf das Geschäft mit Firmenkunden und baut dazu ein Corporate-Finance-Team auf. Der Fokus liegt auf den Bereichen Fusionen und Übernahmen, strukturierten Finanzierungen sowie Private Equity. Die Banque CIC beschäftigt in der Schweiz rund 340 Mitarbeiter an acht Standorten. Demnächst soll in St. Gallen die neunte Filiale der Auslandsbank eröffnet werden.

Auch Asset Manager machen vorwärts

Es sind nicht nur die französischen Banken, die in der Schweiz von sich reden machen. Auch diverse Asset Manager, also Finanzinstitute, die sich auf das institutionelle Geschäft mit Pensionskassen, Versicherungen und anderen Vorsorgeeinrichtungen konzentrieren, bauen hierzulande aus.

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