Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Nichts könnte weiter davon entfernt sein als der Fussball – und das Banking übrigens auch. Für Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam aber sind nicht die ungleichen Löhne das Problem.

Tidjane Thiam, der CEO der Credit Suisse (CS), ist ein Arsenal-Fan, durch und durch: «Mein Kommunikationsteam sagt, dass es mit mir kein Gespräch gibt, das nicht irgendwann bei Arsenal endet.» Im Interview mit dem US-Sender «CNBC» aber war Arsenal FC eher der Aufhänger für ein Gespräch über etwas noch wichtigeres als Fussball: die Chancengleichheit.

Für Anhänger des Schweizer Fussballs mag das Nennen von Arsenal und Chancengleichheit im gleichen Atemzug leicht absurd klingen, schliesslich setzt ein Super-League-Verein wie der FC Thun etwa soviel Geld im ganzen Jahr um wie ein einziger Topspieler der Premier League verdient.

Premier Legaue: ein offener Markt

Gemäss Thiam aber ist die Premier League (die oberste Liga des englischen Fussballs) ein offener Markt. «Die Menschen sind mit denjenigen Spielen unzufrieden, die keine Wettbewerbsgleichheit bieten, wo sie keine Chance haben.»

Im Fussball gibt es keine fundamentalen Barrieren, welche es einem Spieler verunmöglichen, es zum grössten und reichsten Klub der Welt zu schaffen. So spielt der beste Schweizer Fussballer, Granit Xhaka, bei Arsenal zusammen mit Kollegen aus Deutschland, England, aber auch Nigeria und Ägypten. Niemand kann behaupten, dass Rasse, Religion oder sozio-ökonomische Gründe einer Karriere im Weltfussball im Wege stehen.

Ausbildung für alle, nicht nur die Elite

Ganz anders im Bildungswesen. Thiam, der einst bei der britischen Versicherung Prudential gearbeitet hat, denkt, dass niemand etwas gegen ungleiche Löhne hat, solange die Chancen grundlegend ähnlich sind und alle die Möglichkeit haben, 'es zu schaffen'.

Die Universitäten in Oxford und Cambridge rekrutieren ihre Studenten aus ungefähr 200 Schulen in Grossbritannien, so Thiam. Also 200 von 4'000 Möglichen. Und wenn es schon für ein Kind aus Liverpool schwierig ist, an eine Top-Uni zu kommen, wie sieht es erst für Kind zum Beispiel in Gambia aus?

Schweizer Vorbild

Die Schweiz scheint es Thiam aber zumindest in dieser Hinsicht angetan zu haben: «Die Schweiz ist ein phantastisches Beispiel dafür, was passiert, wenn man richtig heftig in die Ausbildung der gesamten Bevölkerung investiert, und nicht nur in diejenige der Eliten.»

Thiam ist – wenig überraschend – ein Verfechter des freien Marktes und ein Gegner von Handelsschranken. Ohne auf die von der Journalistin ins Spiel gebrachten Spannung zwischen Aussagen von Donald Trump und seinem chinesischen Pendant, Xi Jinping einzugehen, zeigte er sich überzeugt, dass erstens die freie Marktwirtschaft für alle besser ist, aber gleichzeitig für die Verlierer gesorgt werden muss.

Demagogen haben es einfach

«Als Demagoge ist es sehr einfach, dagegen zu sein, aber es nützt letztlich allen,» so Thiam. Aber, der Freihandel habe seinen Preis: «Ganze Regionen sind negativ beeinträchtigt, und es ist sehr wichtig, dass man sich den Betroffenen annimmt und für sie sorgt, weil es sonst politisch voll zurückschlägt.»

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