Als Chef im UBS Wealth Management erbt Martin Blessing etliche Baustellen. An den Qualifikationen des Deutschen wird es nicht liegen, diese Herausforderungen zu meistern. Aber ist er wirklich der richtige Mann?

1. Frisches Netzwerk nötig

Private Banker sind so viel wert wie ihr Netzwerk. Umso wichtiger ist es für Vermögensverwalter, neue Netzwerke zu erschliessen – das zeigte sich etwa bei der Zürcher Privatbank Julius Bär, die 2015 ihren Asien-Chef Tom Meier durch den Credit-Suisse-Banker Jimmy Lee ersetzte.

Die Ablösung von Jürg Zeltner, der sich fast neun Jahre lang an der Spitze des Wealth Management hielt, bietet für die UBS nun eine ähnliche Chance: Martin Blessings Karriere bei der Commerzbank hat diesem beste Beziehungen zum deutschen Mittelstand verschafft, aber auch Verbindung zu Unternehmern in Lateinamerika und Asien sowie zu den Behörden und zur Politik in Deutschland und in der EU. Dieses Netzwerk kann Blessing nun einsetzen, um wieder Fahrt ins Kerngeschäft der Schweizer Grossbank zu bringen.

2. Kampf gegen sinkende Margen

Das Wealth Management liefert zwar Quartal für Quartal stattliche Erträge. Allerdings leidet die Königsdisziplin der Schweizer Grossbank seit längerem unter tendenziell sinkenden Margen. In diesem Kontext sagte der scheidende Zeltner vor gut einem Jahr, dass die UBS künftig kleinere Brötchen Backen müsse.

Auch was das Neugeldwachstum anbelangt, hat die UBS zuletzt nicht überzeugt. Dies ist zum einen dem schwierigen Finanzmarktumfeld geschuldet, aber auch der fehlenden Dynamik punkto Innovation. Um wieder profitabler zu werden, hat die UBS primär drei Möglichkeiten: noch mehr Sparen, die Wertschöpfung pro Kunde erhöhen oder das Geschäftsvolumen vergrössen. Immerhin: Die Basis für mehr Wachstum ist mit der neuen Wealth Management Plattform vorhanden.

3. Viel Arbeit für den Digitalisierer

Zweifellos viel zu bieten hat Blessing als Digitalisierer. Als einstiger CEO der Commerzbank hat er sowohl die deutsche Online-Bank Comdirect wie auch die polnische M-Bank positioniert. Gerade letztere gilt als digitale Vorzeigebank Europas. 

Als UBS-Schweiz-Chef hat der Deutsche erneut bewiesen, dass er in Sachen Digitalisierung Druck zu machen weiss. Nun muss er dieses Tempo auf die Vermögensverwaltung übertragen. Dort trifft er auf ein Sammelsurium an Bausteinen und Projekten: Das Wertschriften-Portal Cornerstone etwa mit Diensten wie der digitalen Vermögensverwaltung Advice, oder Robo-Advisor wie die britische Smartwealth sowie Tüfteleien mit Künstlicher Intelligenz und der Blockchain.

All dies gilt es, auf eine Linie zu bringen, damit auch das Wealth Management von der Front bis in den rückwärtigen Dienst «durchdigitalisiert» ist. Zudem wartet man immer noch darauf, dass die UBS ernst macht mit dem digitalen Vorstoss ins Affluent-Geschäft mit ausländischen Kunden.

4. Fernziel Plattformbank

UBS-Präsident Axel Weber wiederholte es in seinen jüngsten Auftritten schon fast gebetsmühlenartig: Die Banken müssen die grossen Plattformanbieter wie Alibaba oder Amazon kopieren, wenn sie nicht den Direktkontakt zum Kunden an jene Player verlieren wollen. Die für eine Milliarden-Summe entwickelte neue Buchungsplattform der Grossbank könnte Blessing hierzu den Ausgangspunkt liefern. 

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