Vor Jahresfrist übernahm Martin Blessing die Leitung der UBS Schweiz. Jetzt setzt der Deutsche seine Strategie um – und macht Druck bei der Belegschaft, wie finews.ch erfahren hat.

Martin Blessings Antritt erfüllte so manchen bei der UBS Schweiz mit Furcht. Hatte der Deutsche als Chef der Commerzbank nicht Tausende Stellen geopfert, um das zweitgrösste deutsche Geldhaus vor dem Untergang zu bewahren? Und ging nicht die Rede von Kadern der «Gelben Bank», die der Chef bei Sitzungen regelrecht zerpflückte?

Seit Blessing im vergangenen September das Steuer als Schweiz-Chef übernahm, ist es um ihn jedoch bemerkenswert still geblieben. In den Medien dämpfte er die Erwartungen an die Bank und sorgte gerade mal mit der Verlagerung von Angestellten in die Schweizer Provinz für Schlagzeilen.

Doch die Ruhe trügt. In aller Stille ist nämlich Blessings Strategie für die nächsten drei Jahre – sie heisst «Client Experience 2020» – in die Umsetzung gegangen. Dies wurde an der Lancierung der neuen digitalen Fabrik der UBS Schweiz am Mittwoch klar.

Leistung hat ihren Preis

In den Medien war zuvor schon über den von der Beratungsfirma Mc Kinsey entwickelten Marschplan spekuliert worden. Jetzt zeigt sich: Der unprätentiöse Blessing, der das Metier von der Pike auf gelernt hat, will bei der grössten Schweizer Bank den Kunden noch stärker ins Zentrum stellen.

Und dafür verlangt er seinen Leuten einiges ab.

So gehört zu seinen vier strategischen Prioritäten für die UBS Schweiz, dass die Bank für ihre Kunden rund um die Uhr erreichbar ist. Einfach und schnell sollen dabei die Dienstleistungen sein, zudem kompetent, denn die Leistungen haben auch künftig ihren Preis. Schliesslich fordert Blessing stetige Verbesserung – ausruhen liegt also nicht drin.

Mehr Effizienz

Auch die mit den Prioritäten verknüpften Ziele haben es in sich: Die UBS soll nicht nur die Position als Nummer eins im Schweizer Banking verteidigen, sondern auch zu «Premium-Preisen» wachsen. Ebenso muss die Bank ihre Effizienz steigern.

Blessing, der sich in Deutschland einen Namen als «Digital Banker» machte, setzt dabei stark auf die technologische Schiene. Wie es heisst, soll die UBS Schweiz nun die nächste Stufe der Digitalisierung zünden – indem die Lösungen von der Kundenfront bis in die rückwärtigen Dienste durchdigitalisiert werden.

Im Ansatz richtig?

Stimmen die Statistiken der Bank, liegt Blessing mit seinem Ansatz richtig. Im ersten Quartal 2017 nutzten 48 Prozent der UBS-Kunden regelmässig das Online-Banking. 13 Prozent verkehren bereits übers Mobiltelefon mit der Grossbank, wobei dieser Anteil rasant zunimmt. Reine «Mobile-Kunden» zählt das Institut nach eigenen Angaben an die 60'000.

Das rechnet sich. Laut der UBS liessen sich mit Online-Kunden 17 Prozent mehr Umsatz erzielen – Grund genug für Blessing, in diesem Feld Druck zu machen.

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