Die Raiffeisen-Zentrale in St. Gallen wollte den Genossenschaftern keinen Einblick in den Bericht der Finanzmarktaufsicht zur Affäre Vincenz gewähren. Jetzt lenkt sie ein.

In ihrem Bericht zum Enforcement-Verfahren bei Raiffeisen sparte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) jüngst nicht mit Kritik. Wie auch finews.ch berichtete, hatte die Aufsicht in der Affäre um den Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz schwere Führungsmängel beim Institut festgestellt. Was im Detail alles schief gegangen war, darüber konnten die Öffentlichkeit und auch die Raiffeisen-Genossenschafter nur raten: Denn die St. Galler Zentrale hielt den Finma-Bericht unter Verschluss.

Dies mit dem Verweis aufs Bankgeheimnis und den Persönlichkeitsschutz. Doch die Sperre bröckelte, als die Finma öffentlich erklärte, die Weitergabe des Berichts an die Raiffeisen-Delegierten sei für sie kein Problem. Einsicht in die editierte Version des Berichts hatte auch die Rating-Agentur Moody’s, die kürzlich die Bonität der Raiffeisen-Gruppe herabgestuft hat.

Präsident und CEO auf Tour

Wie die Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) nun berichtete, erteilt Raiffeisen Schweiz ihren 225 Eignerbanken jetzt doch noch Einblick in den Finma-Bericht. Dazu muss die Führung der einzelnen Raiffeisenbanken zuerst eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben. Damit lenkt die Zentrale gegenüber den Raiffeisen-Delegierten ein, die an der Versammlung in Lugano zuvor die Offenlegung gefordert hatten.

Der neue «Glasnost»-Kurs könnte sich für die Raiffeisen-Schweiz-Führung als Segen und Fluch zugleich erweisen. Wie finews.ch exklusiv berichtete, hatte Vizepräsident Pascal Gantenbein im Vorfeld der Delegiertenversammlung viel Goodwill gewonnen, weil er gegenüber den Genossenschaftern in einem Brief offen kommunizierte. Hinzu kommen jetzt Informationsveranstaltungen, für die Gantenbein und Raiffeisen-Schweiz-Chef Patrik Gisel durchs Land touren.

Führung ist nicht aus dem Schneider

Hingegen könnten Details aus dem Finma-Bericht erneut für Empörung bei den Raiffeisen-Delegierten sorgen. Zudem besteht die Gefahr von Lecks. Im November kommen die Delegierten zu einer Sondersitzung zusammen, bei der sie unter anderem über die Entlastung der Raiffeisen-Führung fürs Jahr 2017 entscheiden. Bis dahin könnte der Support durch die Basis schwinden. Zumal dann der interne Prüfbericht von Ex-Swiss-Life-Präsident Bruno Gehrig vorliegen soll.

Nicht zuletzt behält sich die Finma ihrerseits vor, gegen die Raiffeisen-Führung Sanktionen zu ergreifen – sobald der Bericht von Prüfer Gehrig auf dem Tisch liegt.

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