Raiffeisen will die Verwicklungen um ihren Ex-Chef Pierin Vincenz gründlich aufarbeiten. Dazu setzt sie einen ehemaligen Swiss-Life-Präsidenten und UBS-Banker als Ermittler ein.

«Lückenlos» soll die Aufarbeitung der Ära Vincenz bei Raiffeisen sein. Dazu setzen die Genonssenschaftsbanken nun eine interne Untersuchung und Bruno Gehrig als unabhängigen «Lead-Investigator» ein, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch hiess.

Ihm zur Seite steht ein Team der mächtigen Zürcher Wirtschaftskanzlei Homburger. Die als unabhängig bezeichnete Untersuchung hat zum Ziel, die Beteiligungskäufe von Raiffeisen Schweiz oder ihrer Tochtergesellschaften, die seit 2005 getätigt wurden, auf allfällige Unregelmässigkeiten zu überprüfen.

Personalie mit Gewicht

Die Personalie Gehrig hat am Finanzplatz Gewicht. Der Ökonom, der bei der UBS-Vorgängerbank SBG Karriere machte, war sowohl Mitglied in der Finma-Vorläuferin Eidgenössische Bankenkommission (EBK) als auch des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Zudem präsidierte er den Lebensversicherers Swiss Life von 2003 bis 2009 und sass in den Verwaltungsräten des Pharmamultis Roche, der Fluggesellschaft Swiss und zwischen 2008 und 2014 der Grossbank UBS.

Abgestimmt mit der Staatsanwaltschaft

Von den unter seiner Leitung angestrebten Überprüfung ausgenommen sind die Unternehmen und Transaktionen, welche im Rahmen der Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft Zürich direkt untersucht werden.

Sollten im Verlauf der von Raiffeisen angestossenen Untersuchung strafrechtliche, aufsichtsrechtliche, zivilrechtliche oder ethisch relevante Aspekte aufkommen, will die Bank diese konsequent aufnehmen und verspricht entsprechende Massnahmen, so die Mitteilung.

Die Finanzmarktaufsicht Finma und die Zürcher Staatsanwaltschaft seien über das Vorgehen informiert.

Vom neuen Präsidenten ausgelöst

Der Schritt darf getrost als überfällig bezeichnet werden und wurde vom neuen Raiffeisen-Präsidenten Pascal Gantenbein angestossen. Dieser löste vergangenen März Knall auf Fall seinen Vorgänger Johannes Rüegg-Stürm ab. Dieser war wegen der unter seiner Aufsicht abgelaufenen Vincenz-Affäre bei Raiffeisen bereits angezählt.

Ex-Chef-Pierin Vincenz sitzt immer noch wegen des Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung in Zürcher Untersuchungshaft. Mittlerweile geht Raiffeisen als Privatklägerin gegen ihren Ex-CEO-vor. Dessen Nachfolger Patrik Gisel, der jahrelang als Stellvertreter von Vincenz amtete, hält an seinem Posten fest.

Ein Gutachten mehr?

Das Resultat der neuerlichen Ermittlungen von Raiffeisen wird mit Spannung erwartet. Die Bank hatte in der Vergangenheit nicht weniger als drei Gutachten in Auftrag gegeben, um diverse Firmenbeteiligungen unter Vincenz auszuleuchten. Die Untersuchungen blieben aber ohne grosse Konsequenzen. Ein Gutachten wurde dabei unter der Leitung von Ex-Swiss-Re-Präsident Peter Forstmoser, Anwalt bei der Zürcher Wirtschaftskanzlei Niederer Kraft & Frey, vorangetrieben.

Nun sind die Konkurrenz von Homburger und ein ehemalige Swiss-Life-Mann am Ball.

 

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