Julius-Bär-Chef Bernhard Hodler bleibt nicht nur in Sachen Rhetorik im Fahrwasser seines Vorgängers Boris Collardi. Auch bezüglich «Saisonziele» hat er sich einiges vorgenommen.

«Julius Bär is firing on all cylinders», sagte CEO Bernhard Hodler am Montag vor der internationalen Schar an Analysten und Medienvertretern zum vergleichsweise guten Halbjahresergebnis der Zürcher Privatbank: Julius Bär läuft auf Hochtouren.

Die Devise passt zwar nicht ganz zu Julius Bär als Hauptsponsor der Formula-E-Rennserie, doch anders hätte es auch Hodlers Vorgänger Boris Collardi nicht formuliert: Julius Bär ist eine gut geölte Wealth-Management-Maschine, die kontinuierlich mehr PS auf den Boden bringt: mehr Kundengelder, höhere Gewinne, geografische Ausweitung.

Übernahmen bleiben ein Strategiepfeiler

Hodler, so zeigt sich nach seinem ersten Semester als Bär-CEO, hat an der Wachstumsstrategie Collardis wenig bis gar nichts geändert: Das offenbart sich bei den Übernahmeaktivitäten wie auch bei den Neurekrutierungen von Kundenberatern, genauso wie beim Vollzug und den weiteren Absichten Hodlers.

So hat Julius Bär im vergangenen Halbjahr den brasilianischen Wealth Manager Reliance übernommen, den italienische Vermögensverwalter Kairos konsolidiert und in Thailand ein Private-Banking-Joint-Venture mit der Siam Commercial Bank gegründet.

Holder erwartet beschleunigte Konsolidierung

Eigentlich hatte der 59-jährige Bär-CEO vorgehabt, die Abhängigkeit des Wachstums der Bank von Zukäufen und der Anstellung neuer Kundenberater zu reduzieren. Doch danach sieht es nun nicht aus – selbst wenn Hodler betont, dass der dritte Pfeiler seiner Strategie, Wachstum aus dem Innern der Bank durch Cross-Selling zu schöpfen, auch funktioniert.

Übernahmen bleiben jedoch ganz weit oben in Hodlers Agenda. Er erwarte eine beschleunigte Konsolidierung im Private-Banking-Markt, sagte er und schloss in einem Nachsatz auch grössere Akquisitionen, bei denen die Kapitalmärkte und Aktionäre um Geld gebeten werden müssten, nicht aus.

«Saisonziel» schon erreicht

Wachstum sollen auch die vielen neuen Kundenberater bringen, die unter Hodler im letzten Semester zu Julius Bär gestossen sind – vor allem in Deutschland und in Grossbritannien. Ein Blick auf die Statistik zeigt: 79 Kundenberater (darin enthalten sind 13 Berater von Reliance) sind fast ein Rekordwert. Nur 2010 stiessen allein durch Rekrutierungen mehr Kundenberater zu Julius Bär als jetzt.

JB RM

Das «Saisonziel» Hodlers waren 80 Berater aufs ganze Jahr gesehen. Ob er die «Pace» nun verlangsamen werde, wollte Hodler nicht verraten. Nur so viel: Es hätten deutlich mehr Kundenberater sein können – und dass die Rekrutierungsanstrengungen sich bereits im laufenden Jahr auf das Wachstum auswirken würden.

Hodler bleibt also nicht nur bezüglich Rhetorik im Fahrwasser Collardis – auch mit seiner Strategie. Die bisherigen Ergebnisse sind Rechtfertigung genug.

Wachstumsquelle darf nicht versiegen

Julius Bär und auch Hodler liegen mit der Wachstumsstrategie via Rekrutierungen zwar nicht völlig quer in der Private-Banking-Landschaft – viele Schweizer Wealth Manager setzen auf Kundengelder, die ihnen abgeworbene Berater bringen. Doch ist diese Strategie vielfach teuer und kein wirklicher Garant für ein nachhaltiges Wachstum.

Hodler sagte, in der Regel materialisiert sich der Kundengeldzuwachs durch einen neuen Berater innerhalb von vier Jahren. Dank der anhaltenden Rekrutierungen habe sich bei der Bank ein konstanter Zufluss eingestellt. Soll diese Wachstumsquelle nicht versiegen, wird Hodler weiterhin rekrutieren müssen. Das liegt auch an den Erwartungen der Märkte, die bezüglich Julius Bär inzwischen sehr hoch sind.

Neuer Trend

Ein Blick über die Schweizer Private-Banking-Branche hinaus zeigt dabei, dass sich im Wealth Management ein Trend hin zu einer Reduktion der teuren Kundenberater entwickelt und dafür in die digitale Vermögensverwaltung investiert wird.

Bei Julius Bär als fokussierter Wealth Manager bleibe der «human factor» auch auf längere Sicht wichtig, ist sich Hodler hingegen sicher – und fügt an, dass auch Julius Bär kräftig in die Automatisierung der Prozesse investiere.

 

 

 

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