Mit dem Verkauf der Berenberg Bank Schweiz an schwerreiche Schweizer Unternehmer und das Management entsteht ein neues Wealth-Management-Institut.

Die Hamburger Privatbank Berenberg hat ihre Schweizer Tochtergesellschaft an eine Gruppe von schwerreichen Unternehmern sowie das derzeitige Management verkauft, wie die älteste deutsche Privatbank am Montag mitteilte. Wie finews.ch bereits am Wochenende exklusiv berichtet hatte, besteht das neuen Aktionariat aus Michael Pieper sowie Andreas Keller, die beide seit 25 und zwölf Jahren im Verwaltungsrat von Berenberg Schweiz sitzen.

Pieper ist Präsident und CEO der Artemis Group, über die er verschiedene Firmen kontrolliert oder an ihnen beteiligt ist, unter anderem die Franke Gruppe, Arbonia Forster und Feintool. Keller wiederum kontrolliert zusammen mit seinem Bruder Andreas Keller das vor allem in Asien tätige Marktexpansions- und Handelsunternehmen DKSH.

Weitere hochkarätige Aktionäre

Zu den weiteren Käufern gehört ein weiterer in der Schweiz ansässiger Milliardär, nämlich Andreas Jacobs, der Sohn des verstorbenen Klaus J. Jacobs, der unter anderem den Personaldienstleister Adecco sowie den Schokoladekonzern Barry Callebaut aufgebaut hat.

Weiter gehört Claus-G. Budelmann zum neuen Aktionariat. Budelmann ist ehemaliger Berenberg-Teilhaber und sitzt ebenfalls im Verwaltungsrat von Berenberg Schweiz.

Nur das Wealth Management geht an die neuen Aktionäre

Das Quartett und das bestehende Management um CEO Peter Raskin kaufen 80,1 Prozent der Anteile zu einem nicht genannten Preis. Das Stammhaus in Hamburg behält 19,9 Prozent und wird auch die Investmentbanking- und Asset-Management-Tätigkeit in der Schweiz weiterführen. Die Transaktion braucht noch die Zustimmung der Finma.

Die Abtrennung und neue Besitzerschaft macht sich auch im Namen des Instituts bemerkbar. Die Bank soll neu Bergos Berenberg heissen und sich ganz auf das Wealth Management konzentrieren. CEO Raskin sagte gemäss Mitteilung, mit Bergos Berenberg entstehe eine «vorzügliche und einzigartige Privatbank für Unternehmer und Familien in der Schweiz, in Deutschland und international».

Konkurrenz für die Grossbanken

Verwaltungsrat Michael Pieper sagte, gerade in einem Umfeld globaler Universalbanken sehe er grosse Chancen für eine kleine, kundennahe Privatbank. Damit lässt der erfolgreiche Unternehmer durchblicken, in welcher Konkurrenz Bergos Berenberg stehen wird.

Gerade die Grossbanken UBS und Credit Suisse, zum Beispiel aber auch die französischen Grossbanken BNB Paribas, Société Général haben ihr Private Banking zuletzt verstärkt auf Unternehmerfamilien ausgerichtet, insbesondere auch, um von Synergieeffekten und Transfergeschäften mit den inhouse-Investmentbanken zu profitieren.

Neues Beziehungsnetz für Gewinnung von Kunden

Auch Berenberg Deutschland ist recht stark im Investmentbanking. Hans-Walter Peters zufolge, dem Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, will das Stammhaus seine Ressourcen nun stärker  auch Investmentbanking und Corporate Banking, aber auch Wealth und Asset Management konzentrieren.

Berenberg Schweiz darf durchaus als kleine Privatbank gelten. Sie verwaltete Ende 2007 knapp 7 Milliarden Franken Kundenvermögen und erzielte einen Gewinn von 9 Millionen Franken. Mit den schwerreichen Unternehmerfamilien Pieper, Keller und Jacobs erhält die Bank nun wohl auch mehr Assets. Doch wichtiger dürfte das Beziehungsnetz sein, welches die neuen Aktionäre mit einbringen.

Unabhängigkeit als Trumpf

Wealth Management für Unternehmerfamilien, die in der Regel weit verzweigt sind und komplexere Bedürfnisse als Kunden mitbringen, ist viel stärker beratungsorientiert als das übliche Privatkundengeschäft, das oftmals standardisierte Dienstleistungen verkauft.

Die Grossbanken haben darum eigene Unternehmer- und UHNW-Desks, welche diesem höhere Beratungsbedarf nachkommen. Den Vorteil, welche die globalen Universalbanken dabei auszuspielen hoffen, ist ihre weltweit Präsenz.

Positives Zeichen für Swiss Banking

Ihr Handicap ist aber, dass sie durch mögliche Gegenparteigeschäfte in anderen Abteilungen nicht wirklich unabhängige Beratungen und Dienstleistungen anbieten können, wie es eine «pure play»-Privatbank vermag.

Die Bergos Berenberg ist somit ein Beispiel einer Privatbank, die den Bedürfnissen globaler Kunden gerecht werden will, was viel eher der neuen Ära im steuertransparenten Vermögensverwaltungsgeschäft entspricht.

Es ist in diesen Zeiten, in denen vielerorts der Abgesang aufs Swiss Banking angestimmt wird und sich viele kleinere Institute im Überlebenskampf befinden, durchaus als positives Zeichen zu werten, wenn sich gestandene und höchst erfahrene Unternehmer wie Pieper Geld ins Schweizer Private Banking investieren.

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