Alt, einseitig interessiert und bankenscheu – so gelten australische Kunden in der Finanzbranche. Die Credit Suisse will das nun ändern.

Enorme Vermögen liegen in Australien mehrheitlich brach, so die Beobachtung diverser Marktforschungs-Firmen – oder zumindest geschieht mit diesem Geld nicht sehr viel, da es in Immobilien investiert ist, teilweise von Aktien-Brokern verwaltet wird oder ganz profan zu Hause in einem Safe schlummert.

So präsentiert sich die Ausgangslage in «Downunder», die dazu geführt hat, dass die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) ihre Bestrebungen in diesem Milliarden-Markt nun intensiviert, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet.

Schwieriger Markt?

Zwar ist die CS bereits seit rund zehn Jahren in der Vermögensverwaltung in Australien tätig. Doch über viele Jahre entwickelte sich das Geschäft nur sehr harzig, wie Michael Marr, der Chef im Private Banking der CS in dieser Region, in dem Artikel einräumt. Wie schwierig dieser Markt ist, offenbart auch der Umstand, dass sich die grosse CS-Rivalin, die UBS, vor drei Jahren in dieser Domäne aus dem Land verabschiedete.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele Australier interessieren sich einfach nicht fürs Banking; lieber investieren sie direkt in Immobilien oder (ver-)spekulieren ihr Geld über Aktien-Broker; viele Kunden haben auch nicht mehr als eine Bankbeziehung. Kommt hinzu, dass diese Klientel schon relativ alt ist und kaum mehr auf neuartige Finanzprodukte oder digitale Applikationen «abfährt».

Die Erben kommen

Das will die CS ändern und die junge Kundschaft ansprechen – gerade auch vor dem Hintergrund, dass in den nächsten zwanzig Jahren umgerechnet rund 2'000 Milliarden Franken vererbt werden, wie die Firma McCrindle, die auf Demografiefragen spezialisiert ist, in Erfahrung gebracht hat. Und interessanterweise sind viele dieser (potenziellen) Erben in der Finanz- oder Technologiebranche tätig.

Mit ihrer Erfahrung in der Vermögensverwaltung und verbunden mit der in den letzten Jahren gewonnenen Expertise im digitalen Bereich will die CS genau diese «jungen Leute» ansprechen und ihnen Finanzprodukte und Mandate anbieten. Auch interessant: In Australien leben am meisten Millionäre im Raum Asien-Pazifik – hinter Japan und China.

Job aufgegeben

Dass Australien ein Wachstumsmarkt ist, bestätigte in diesem Jahr auch Francesco De Ferrari, der frühere Chef im asiatischen Private Banking der CS. Nach 17 Jahren im Schoss der CS gab er vor einigen Monaten seinen wohldotierten Job bei der Grossbank auf, um beim grossen australischen Vermögensverwalter AMP anzuheuern, wie auch finews.ch berichtete.

Offenbar ist auch er vom Potenzial in dieser Region überzeugt. Er muss es wissen, immerhin konnte die Schweizer Grossbank ihre verwalteten Vermögen in Australien in den vergangenen drei Jahren verdoppeln – allerdings gibt sie die genaue Zahl dafür nicht bekannt.

In der Region Asien-Pazifik ist die CS hinter der UBS und der amerikanischen Citigroup die drittgrösste Vermögensverwalterin und betreut gemäss jüngsten Angaben umgerechnet mehr als 206 Milliarden Franken.

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