Nach 17 Jahren bei der Credit Suisse wechselt der Chef des asiatischen Private Banking überraschend zu einer australischen Konkurrentin. Diese sorgte in letzter Zeit für allerhand Negativschlagzeilen – wieso tut sich Francesco de Ferrari das an?

Noch vor wenigen Tagen referierte Francesco de Ferrari über die Vorteile einer internationalen Grossbank wie der Credit Suisse (CS) im Geschäft mit schwerreichen Asiaten. Am (heutigen) Mittwoch wurde nun bekannt, dass er ebendieser Bank den Rücken kehrt – für einen lokalen Konkurrenten in Australien, der mehr dem Massengeschäft zuneigt.

Wie auch finews.ch berichtete, wechselt der ehemalige Chef des asiatischen Private Banking der CS zum Vermögensverwalter AMP in «Downunder», wo er neu als CEO die Zügel übernimmt. Der Wechsel ist doppelt überraschend. Erstens vom Timing her, ist doch der Turnaround bei der Schweizer Grossbank mit Fokus auf das Private Banking noch nicht abgeschlossen. In Asien verwaltete die CS Ende 2017 über 200 Milliarden Dollar an Vermögen. Und zweitens, weil ein Starbanker wie de Ferrari so gar nicht zur tief gefallenen AMP passen mag.

Riesiger Gebühren-Skandal

Oder vielleicht doch: Was die australische Finanzfirma jetzt braucht, ist ein Aussenstehender, der das Ruder nochmals herumwirft. Das 169-jährige Unternehmen steuert nämlich auf den Abgrund zu.

Im August hat die örtliche Finanzaufsicht Banking Royal Commission die Firma inmitten eines riesigen Skandals zu Millionenzahlungen an Fondskunden verdonnert, denen AMP überzogene Gebühren verrechnet hatte. Gleichzeitig wurden der CEO und die Präsidentin der Firma in die Wüste geschickt.

Die Aufsicht ist noch nicht mit dem grössten Vermögensverwalter des Landes fertig: AMP muss sein Geschäftsmodell ändern, in dem starke Interessenskonflikte zwischen Produkteverkauf und Beratung an den Tag getreten sind. Wegen des Skandals besteht die Gefahr, dass sich die jüngsten Vermögensabflüsse in einen Sturzbach verwandeln. Derzeit verwaltet das Unternehmen umgerechnet 135 Milliarden Franken; Beobachtern zufolge könnten aus AMP-Rentenfonds im zweiten Semester 2018 mehr als 7 Milliarden Franken abfliessen.

Mutter Teresa und Sonnenbrillen

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