Im Investmentbanking geschäften renommierte Regenmacher schon längst auf eigene Faust. Nun zeichnet sich ab, dass die Boutique auch im Private Banking eine neue Blüte erlebt.

Neue Vorschriften, immer neue Rechtshändel und vor allem massiver Druck auf die Margen: finews.ch kam kürzlich in einer Analyse zum Schluss, dass für die Schweizer Grossbanken eine neue Eiszeit angebrochen ist und dies durchaus auch in der einst hoffnungsvollen Vermögensverwaltung.

Dazu passt, dass bekannte Private Banker ihre Zukunft nicht im Gigantischen, sondern im Kleinen suchen. Medienberichten zufolge steht der frühere Wealth-Management-Chef der Schweizer UBS, Jürg Zeltner (Bild unten), kurz davor, seine eigene Boutique zu gründen. Und dies, obschon er aus einer Welt kommt, in der Skaleneffekte im Private Banking alles zu vermögen scheinen.

Juerg Zeltner 500

Bergos Berenberg und MBaer Merchant Bank

Anderseits ist es möglich, dass Zeltner Teil eines neuen Trends wird, der auch in der Schweiz prononciert zutage tritt. So ist letzten September durch einen Management-Buyout mit Bergos Berenberg eine neue Zürcher Privatbank entstanden.

Kommenden April soll die MBaer Merchant Bank an der Limmat durchstarten; gegründet hat sie Michael «Mike» Bär (Bild unten), dessen Urgrossvater Julius Bär vor rund 130 Jahren das Fundament für die heute gleichnamige Privatbank gelegt hatte. Auch dieses neue Institut soll reichen Unternehmern zu Diensten sein.

Investmentbanker machen es vor

Laut dem Magazin «Euromoney» könnten dies Anzeichen sein, dass nun auch in der Vermögensverwaltung eine Welle von Boutiquen-Gründungen ansteht. In den letzten zehn Jahren war der Trend vor allem im Investmentbanking zu beobachten, wo sich die besten «Regenmacher» in Scharen selbstständig machten. Parallelen zu heute waren auch damals ein engeres Regelkorsett fürs Metier und Druck auf die Preise bei den grossen Häusern.

Einige der heute renommiertesten Investmentbank-Boutiquen wurden dabei von ehemaligen Angestellten der Schweizer Grossbanken gegründet. So Moelis & Co in New York, die vom einstigen Co-Chef der UBS Investmentbank Kenneth Moelis lanciert wurde – oder die ebenfalls amerikanische Firma Weinberg Perella, die für diverse Ex-Banker der Credit Suisse (CS) zur neuen Heimat wurde.

MBaer 00

Weniger Kunden, engere Beziehung

Gegenüber «Euromoney» erkannte Michael Bär klare Anzeichen, dass reiche Unternehmer eine Boutique einer Grossbank vorziehen könnten. «Bei den Grossbanken sehen sich diese Kunden mit stets wechselndem Beratern konfrontiert, was letztlich auch den Service belastet», berichtete er. Das Ansatz seiner MBaer sei hingegen, weniger Kunden zu betreuen, diese dafür richtig gut zu kennen und entsprechend zu beraten.

Das die Qualität der Beratung künftig matchentscheidend sein wird, betonte auch ein amtierender Grossbanker gegenüber dem Magazin. «Die nächste Dekade wird komplex sein und die Kunden mehr Rat benötigten», befand Tom Naratil, als Co-Chef der globalen UBS-Vermögensverwaltung der Nachfolger des ausgeschiedenen Zeltners. Dabei ist es Naratil zufolge besonders wichtig, in jedem wichtigen Markt «onshore» vor Ort zu sein.

Kampf um Talente

Die Nähe zu den Kunden ist jedoch etwas, was Boutiquen von Grund auf auszeichnet. Hinzu kommen die Netzwerke der gestandenen Private Banker, und Dank des massgeschneiderten Angebots auch die Möglichkeit, tendenziell höhere Gebühren zu verlangen.

Nicht zuletzt versprechen Boutiquen talentierten Kräften mehr Raum zur persönlichen Entfaltung. Das hat sie zuvor im Investmentbanking zu harten Konkurrenten der Grossbanken im Kampf um die besten Mitarbeitenden werden lassen. Gut möglich, dass die neue Eiszeit bei den grossen Instituten nun auch den Betreibern von Private-Banking-Boutiquen künftig in die Hände spielt.

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