Die Schweiz hätte ausgezeichnete Voraussetzungen, im Bereich Cyber Security führend zu sein, sagt der Verantwortliche für Informationssicherheit der Bank Julius Bär, Michael Meli, im Interview mit finews.tv. Aber man sei drauf und dran, die Chance zu vergeben.

Michael Meli ist als Chief Information Security Officer der Bank Julius Bär ein zunehmend beschäftigter Mann. Cyber-Attacken mehren sich, auch auf Banken, bestätigt er im Interview mit finews.tv.

Schutzmassnahmen seien eine Frage der Strategie, die auf mehreren Säulen stehe. Im technologischen Wettrüsten fehle es den Banken dabei keineswegs an Mitteln. Man müsse bestimmte hygienische Faktoren berücksichtigen, sagt Meli.

 

«Wer auf's Klo geht, wäscht sich danach auch die Hände». Das sei recht ähnlich. Punkto Schutz vor Cyber Angriffen bestünden diese Faktoren in einer starken Authentisierung, regelmässigen Software Updates und Prüfungen der Firewalls sowie der Administratoren-Accounts. «Wenn man das berücksichtigt, ist man auf der sicheren Seite», so Meli, der im Jahr 2015 von der Swisscom zu Julius Bär stiess.

Die fortschreitende Digitalisierung in der Bankenwelt öffne Hackern grundsätzlich mehr Möglichkeiten. Denn Unternehmen müssten sich öffnen, Prozesse und Dienstleistungen seien ausgelagert. «Früher gab es diesen Perimetergedanken: Wenn der Perimeter sicher ist, dann kann keiner in die Bank eindringen. Das gehört der Vergangenheit an.»

Gute Voraussetzungen in der Schweiz

Die Attacken zielen zurzeit praktisch immer auf die Mitarbeiter und die Kanäle Email und Internetbrowser. Sobald auf den falschen Link geklickt oder das falsche Dokument geöffnet wird, ist es geschehen. «Der Mitarbeiter ist die Schwachstelle, die technisch nicht behoben werden kann», sagt Meli.

Der IT-Sicherheitschef beobachtet kritisch, wie die Schweiz drauf und dran ist, die Chance zu vergeben, ein international herausragendes Ökosystem für Cyber-Schutz aufzubauen. Die Schweiz hätte die besten Voraussetzungen dafür. In anderen Ländern sei das Vorgehen bereits viel koordinierter, während es neben der Melde- und Analysestelle des Bundes (Melani) mehrere parallel laufende Initiativen gebe. «Wir sind dabei, uns gut eidgenössisch zu verzetteln», beobachtet Meli.

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