Deshalb sollten Banken-Chefs auf Elton John hören
«Sorry seems to be the hardest word» – mit diesem Satz traf Elton John 1976 einen Nerv. Auch fast fünf Jahrzehnte später wirkt die Botschaft nach. Gerade in der Finanzbranche, findet finews-Chefredaktor Dominik Buholzer.
Können Sie sich noch an den Fall Kweku Adoboli erinnern? Der Londoner Investmentbanker verursachte 2011 bei der UBS mit nicht autorisierten Derivatgeschäften einen Verlust von über 2 Milliarden Dollar. Der Skandal flog im September desselben Jahres auf.
Adoboli wurde später verurteilt – und UBS-CEO Oswald Grübel zog die Konsequenzen.
Keine Abfindung, nicht in Opferrolle geschlüpft
«Ich habe die Verantwortung für alles, was in der Bank passiert – ich fühle mich aber nicht schuldig», erklärte Grübel damals. Und er handelte: Er trat zurück, verzichtete auf eine Abfindung und stellte sich nicht als Opfer dar. Damit setzte er ein Zeichen gegenüber der Belegschaft, den Investoren und der Öffentlichkeit.
Grübels Haltung galt als vorbildlich im Umgang mit Krisen. Persönlich nicht direkt in den Vorfall involviert, übernahm er dennoch die volle Verantwortung – ein Akt der institutionellen Integrität, wie er im Finanzplatz Schweiz seither selten geworden ist.
Taktiert und strategisch rotiert, aber kein Bedauern.
An Krisen mangelt es keineswegs: Der Niedergang Credit Suisse, das Benko-Debakel bei Julius Bär, zuletzt die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) mit dem Abschreiber über 105 Millionen Franken bei der Tochter Radicant – stets wurde kommuniziert, taktiert und strategisch rotiert. Doch echte Worte des Bedauerns blieben aus.
Im Fall BLKB wurde erst beschwichtigt, man wolle den Nachfolgern einen frischen Start ermöglichen. Erst als die Rücktritte von CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider vorgezogen wurden, war von politischem Druck die Rede – nicht von persönlicher Verantwortung.
Versagen der Führungskultur
Was sich hier zeigt, ist mehr als mangelnde Krisenkommunikation. Es ist ein Versagen der Führungskultur. Wer sich schwer damit tut, Fehler offen einzugestehen, wird es kaum schaffen, Verantwortungsbewusstsein von Mitarbeitenden einzufordern.
Der britische Musiker Elton John formulierte es treffend: «Sorry seems to be the hardest word». In einer Welt, die von Status, Eitelkeit und strategischer Selbstvermarktung geprägt ist, wirkt ein ehrliches Sorry wie ein Kontrollverlust. Dabei bedeutet es nicht Kapitulation, sondern Führung mit Haltung.
Eine glaubwürdige Entschuldigung kann Vertrauen schaffen – nach innen wie nach aussen. In einer Branche, in der Vertrauen das zentrale Kapital ist, ist ein rechtzeitig ausgesprochenes «Es tut mir leid» oft wirksamer als jede PR-Kampagne.