Das «Utility Settlement Coin»-Projekt, an dem 13 Grossbanken beteiligt sind, wird auch 2020 nicht realisiert. Die erneute Verschiebung passt zum Eindruck, den die Pläne solcher Banken-Konsortien häufig hinterlassen.

Im Deutschen sagt der Volksmund, dass zu viele Köche den Brei verderben. Im Ägyptischen versinkt das Schiff, das von zwei Kapitänen gesteuert wird, und im Russischen geht das Kind verloren, das zu viele Hebammen hat.

In der heutigen Zeit könnte man wohl sagen, dass ein Projekt nie wirklich erfolgreich wird, wenn zu viele Grossbanken daran beteiligt sind. Oder wie im Falle des «Utility Settlement Coin» (USC) auch einfach nie fertig wird.

Begonnen hat alles im 39. Stockwerk eines Turms im Londoner Bankenzentrum Canary Wharf, im sogenannten Level 39, einer der berühmtesten Fintech-Schmieden Europas, in der sich auch die Grossbank UBS betätigt hat.

Dort hat die Grossbank bereits 2015 an einer Digitalwährung getüftelt, mithilfe derer Finanztransaktionen auf die Blockchain-Technologie gebracht werden sollen, um eine schnellere, sicherere und vor allem kosteneffizientere Abwicklung zu ermöglichen.

Lange Geschichte

Geplant war, mit der dort auf den deskriptiven Namen «Utility Settlement Coin» getauften Währung 2018 an den Start zu gehen.

2016 kamen die Deutsche Bank, die spanische Santander, die amerikanische BNY Mellon sowie der Broker ICAP hinzu, wie finews.ch damals berichtete; und 2017 schliesslich noch die Credit Suisse (CS), Barclays, die Canadian Imperial Bank of Commerce, HSBC, die japanische Mitsubishi UFJ Financial Group und der amerikanische Finanzdienstleister State Street.

2018 ging der USC nicht an den Start. 2019 gründeten die beteiligten Banken – inzwischen 13 an der Zahl – ein Unternehmen namens Fnality International und investierten zusammen rund 63 Millionen Dollar, um damit die Währung fertig zu entwickeln. Da wurde der Start auf Ende 2020 verschoben.

Es herrscht Uneinigkeit

Und nun wird es doch 2021: Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtete, verzögert sich der Start nochmals. Die Entwicklungsarbeit sei vorangekommen, aber sie muss noch von den Behörden genehmigt werden, sagte Rhomaios Ram, CEO von Fnality International: «Die Technologie ist der am wenigsten komplizierte Teil des Ganzen», so Ram.

Doch wie es von Personen tönt, die sich mit den Projekt auskennen, gibt es ausserdem auch intern einige Meinungsverschiedenheiten. So stand zum Beispiel die Frage im Raum, welche Bank mit der Hinterlegung der Digitalwährung betraut werden soll.

Da unterlag die UBS, und man konnte sich auch sonst auf kein anderes Institut einigen, weswegen eine Alternative notwendig wurde. So kam die Idee, als unabhängigen, neutralen Partner eine Zentralbank damit zu beauftragen. Da diese sich für ein solches Projekt nur schwer erwärmen lassen, dauert es noch.

Historie des Scheiterns

Der USC ist nicht das erste Projekt, dass daran scheitern könnte, dass zu viele Banken damit zu tun haben. Vor rund fünf Jahren ging zum Beispiel der Messaging-Dienst Symphony an den Start, mit dem ein Grossbanken-Konsortium, in dem unter anderem die Credit Suisse, Goldman Sachs und J.P. Morgan vertreten waren. Symphony, vor einem Jahr mit rund 1,4 Milliarden Dollar bewertet, wollte Bloombergs Monopol-Stellung in Sachen Instant-Messaging unter Bankern durchbrechen, die der Medienkonzern mit seinem Terminal aufgebaut hat. Das hat offensichtlich nicht geklappt.

Und dann wäre da noch Turquoise. Von den neun Grossbanken Bank of America Merrill Lynch, BNP Paribas, Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Société Générale und UBS aufgebaut und unterstützt, zog Turquoise im Jahr 2008 aus, um die Londoner Börse (London Stock Exchange, LSE) unter Druck zu setzten. Und zwar um die hohen Handelsgebühren zu senken und die Börse zu zwingen, wettbewerbsfähiger zu werden. Doch genau wie Symphony hat das Unternehmen seit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit permanent Geld verbrannt, bis es 2010 schliesslich von der LSE übernommen wurde, womit auch dieser Angriff gescheitert war.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.19%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.48%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.68%
pixel